6. Juli 2024, Samstag – Fahrt zur georgischen Grenze

Heute war unser letzter Tag in der russischen Föderation. Wir fuhren aus Grozny nach Vladikavkaz. Auf dem Weg war es sehr interessant zu sehen, dass bei jeder Kreuzung (aber tatsächlich bei JEDER) Polizeiautos und Polizisten stehen. Wir wussten nicht, dass sie heute jemanden Besonderen erwarten, oder ob es immer so ist, aber es war echt komisch.

Wir erreichten dann bald die Grenzstadt Vladikavkaz.

Hier gaben wir unsere letzten Rubel in einem „Metro“ aus. (So machen wir es normalerweise, wir behalten nichts vom Geld der einzelnen Länder, sondern kaufen dann kurz vor der Grenze noch Getränke oder Diesel damit.) Wie gesagt, die Wirkung der Sanktionen kann man nicht wirklich sehen, es scheint hier nichts zu fehlen. Hier im Metro war es nicht anders, es gab auch deutsches und tschechisches Bier zum Beispiel.

Nach Vladikavkaz kamen wieder Berge in Sicht. Die Grenze zwischen Russland und Georgien liegt im Großen Kaukasusgebirge.

Als wir uns der Grenze näherten, hat es angefangen zu regnen. Die Straße wurde schmal. Vor der Grenze stand auf der rechten Spur eine lange Lkw-Schlange, woneben wir vorbeifuhren.

Wir kamen nicht bis zur Grenze, vorne war auch eine Pkw-Schlange, die sich erstmal gar nicht bewegte. Es dauerte 1,5 Stunden, bis wir zu den ersten Schranken ankamen. Und hier hat ein unglaubliches Hickhack angefangen.

Die Spur hinter der linken Schranke führte zu den großen Toren, wo die Lkws abgefertigt waren. Auf der rechten Spur (auch hinter einer Schranke) standen nur Pkws. Wir wollten nach rechts, da wir rechtlich wie ein Pkw sind, wir sind privat unterwegs und betreiben keinen geschäftlichen Warenverkehr. Der junge Grenzbeamte hat das auch verstanden, wollte uns aber trotzdem nach links zu den Lkws schicken, weil wir zu groß seien. Wir fuhren dann links durch die Schranke und mussten nach 20 Metern bei dem nächsten Beamten wieder anhalten. Er schickte uns dann zurück und sagte, wir sollten zu den Pkws. Wir haben ihm mehrmals gesagt, dass wir fast 4 Meter hoch sind. Er hat es mehrmals beteuert, es sei kein Problem. Wir fuhren dann rückwärts durch die Schranke zurück und reihten uns bei den Pkws an. Zwischenzeitlich haben uns natürlich etliche Pkws überholt, aber egal. Wir standen dann hier in der Schlange und fuhren langsam in die Richtung eines Gebäudes, worunter wir durchfahren mussten. Die rechte Seite des Gebäudes stand auf dicken Säulen und die Straße führte darunter. Als wir dort ankamen, schauten wir beide hoch, aber über Fritzchen war mehr als ein halber Meter Raum. Alles gut. Als wir aber das andere Ende der „Unterführung“ errichten, bremste Marc richtig scharf. Vor uns, direkt über der Fahrerkabine war ein Balken zu sehen, der niedriger war, als die Decke. Erst hier haben wir gemerkt, dass wir unter dem Gebäude offensichtlich massiv aufwärts gefahren sind und unser Koffer fast jetzt schon die Decke berührte. Den Balken hätten wir mit Sicherheit mitgenommen. Marc ist vorsichtig nach vorne gefahren, um zu schauen ob es ggf. möglich wäre durchzufahren, wenn wir Luft ablassen würden und so niedriger wären. Aber was fehlte war viel zu viel, wir hatten keine Chance. Es gab keine andere Lösung, wir mussten zurück. Und natürlich alle Autos, die hinter uns standen auch. Die Freude unter den anderen Reisenden war natürlich groß. Aber sie hatten auch keine Wahl, sie mussten mitmachen. Also Rückwärtsgang rein und langsam, vorsichtig zurückfahren. Erstmal nur zu einer Seitenbucht, wo die anderen Autos vorbeifahren konnten, dann komplett zurück zur Schranke. Wieder raus und dann wieder bei den Lkws rein. Und nach ca. einer Stunde standen wir wieder bei den selben Beamten, der uns auf die andere Seite geschickt hat. Gut gemacht! Wir haben fast unser Dach und die Solarpanele wegen diesen Deppen demoliert. (Später haben wir ein Schweizer Ehepaar getroffen, die mit ihrem Lkw tatsächlich die Decke berührt haben. Zum Glück hatten sie keine größeren Schäden davon getragen.)

Jetzt mussten wir aber die Zoll- und Passagierkontrolle auch bei den geschäftlichen Lkws machen. Wir reihten uns ein in die (kurze) Schlange. Als wir vorne ankamen, mussten wir alle aussteigen und unsere Pässe kontrollieren lassen. Marc war als erster dran und musste dann mit den Zollbeamten zurück zu Fritzchen. Als sie in der Fahrerkabine waren, hat der Beamte Marc gezeigt, er solle die Kameras ausmachen. Danach hat er ohne Worte einen Zettel aus seiner Tasche rausgenommen und zeigte ihn Marc. Auf dem Zettel stand 100 USD, no Control. Marc hat ihm gesagt, wir haben kein Geld, nur Kreditkarten und er kann gerne alles durchsuchen. Darauf hat ihm Marc alles demonstrativ gezeigt. Wir standen eh noch bei der Passkontrolle, wir haben also nicht mal Zeit verloren. Als wir endlich hier fertig waren, konnten wir dorthin weiterfahren, wo die Pkws standen. Hier hat uns ein anderer Beamte angehalten. Er hat unser Zollpapier aus Kasachstan (Russland und Kasachstan sind in der gemeinsamen Zollunion) und Marcs Reisepass mitgenommen und dann war er verschwunden. Wir haben nicht gesehen, wo er hin ist, wir standen nur da und konnten nicht weiterfahren. Wir haben dann einen weiteren Beamten angesprochen, der zum Glück uns helfen wollte und den anderen Mann gesucht und gefunden hat. Als er Marcs Pass zurückbrachte, waren wir endlich auf der russischen Seite fertig und wir durften im Niemandsland weiterfahren. Wo auf der Straße in richtig schlechtem Zustand wieder eine lange Schlange aus Lkws und Pkws stand, die sich nur sehr langsam bewegte.

Es dauerte ewig, bis wir bei der georgischen Seite ankamen. Hier mussten wir als Passagiere aussteigen und nur Marc durfte im Auto bleiben. Vor dem Gebäude, wo die Pässe der Passagiere kontrolliert wurden, bildete sich eine große Menschentraube. Leider hatten wir das Pech, dass mit uns gleichzeitig mehrere Busse an der Grenze ankamen, die voll mit Menschen waren. Es dauerte Stunden, bis wir bei der tatsächlichen Passkontrolle ankamen. Marc wartete schon auf uns auf der anderen Seite. Wir haben dann im Gebäude noch Geld gewechselt und SIM-Karten gekauft. Es war schon dunkel und wir wollten nicht mehr weit fahren. Wir fuhren zu einem Parkplatz bei den Gveleti Wasserfällen, wo wir die Nacht verbracht haben. Dort haben wir dann unser 24. Land: Georgien wird von der Karte abgekratzt.

2 Kommentare

  1. Hallo liebe Fam. Neumann , bin gerade fertig mit lesen eurer Reisegeschichte , ich muss sagen ich bin überwältigt von den Bildern und Erzählungen. Da ich Buchleserin bin war ich voll in euren Erzählungen und Erlebnissen dabei, hab manchmal sogar mit euch gesprochen 😂 aber als ich dann in Indien von einer Ria hörte war plötzlich sehr aufgeregt , ich sah das Bild von ihr mit euch da hab ich mich sooo gefreut sie wieder zu sehen , sie stammt aus Meeder wie ich , seid ihre Eltern vor ein paar Jahren aus Meeder weg zogen hab ich nichts mehr über ihr erfahren können, ich hoffe sehr das es ihr gut geht und das sie noch glücklich verheiratet ist😘 nun nochmal zu eurer Geschichte , vom Ende war ich ein bisschen traurig , ihr ward dann plötzlich weg und ich hätte doch gerne gewusst ob ihr auch gut wieder in Coburg gestrandet seid , wie bei einem Buch wo ich weiß jetzt ist es zu Ende. Ich hoffe das ihr euch wieder gut zu Hause eingelebt habt ( ich kann mir vorstellen das man sich nach einem Jahr erst Mal total komisch fühlt ) und euer Coburg wieder lieb gewonnen habt . Ich glaube das war nicht eure letzte Reise , für Marius und Mira war das auf jeden Fall richtig für’s Leben. Dieses super Erlebnis werden sie immer im Herzen haben💖

    • Hallo Frau Poßekardt,
      wir freuen und wenn das Lesen unserer Geschichte Ihnen Freude bereitete.Wir sind zwischenzeitlich gut zu Hause angekommen. Ich möchte den fehlenden Teil der Reise auch noch im Blog erzählen, aber bisher konnte ich es leider nicht machen. Aber hoffentlich bald…
      Ja, das war für uns auch unglaublich, jemanden aus engeren Heimat in Indien zu treffen. Mein Mann und Ria hatten sogar gemeinsamen Bekannten. 🙂 Sie ist weiterhin glücklich mit ihren Mann und Kinder in Indien.
      Wir hoffen auch, dass es nicht unsere letzte Reise mit Fritzchen war. Mal sehen, was die Zukunft bringt. 🙂

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