10. Juli 2024, Mittwoch – Tbilisi

Heute war der Tag, an dem der ungarische Opa uns wieder zu Besuch kommt. Er landete mitten in der Nacht in Kutaisi, 200 km von Tbilisi. Er konnte leider nicht direkt nach Tbilisi fliegen, weil es aus Ungarn nur Direktflüge nach Kutaisi gab. Ich habe für ihn online ein Taxi mit Fahrer gebucht, der ihn am Flughafen Kutaisi abholen und direkt zu uns nach Tbilisi zu unserem Parkplatz direkt hinter der Kathedrale fahren sollte. Als wir aufwachten, war er schon gelandet und saß im Auto auf dem Weg zu uns. Sie kamen auch ohne Probleme in Tbilisi an, aber der Fahrer kannte sich nicht aus und sie haben uns zuerst nicht gefunden. Wir telefonierten kurz, schickten noch Bilder von unserem Standort, und in ein paar Minuten bog das Auto mit meinem Vater um die Straßenecke. Wir freuten uns sehr, Opa zu sehen und er natürlich genauso. Wir haben uns letztes Mal in Bulgarien getroffen, bevor er nach 10 Tagen mit uns mit meiner Schwester nach Ungarn zurückkehrte. Er hat uns natürlich alles Mögliche aus dem Heimat mitgebracht, vor allem heimisches Obst und Gemüse aus seinem kleinen Garten. Weil es immer ganz anders schmeckt, sowas kann man nicht kaufen.

Bevor wir losgelaufen wären, um Tbilisi zu erkunden, mussten die Kinder ihre Lernpensum für heute noch bewältigen. Wir haben am letzten Tag die genaueren Informationen von der Schule erhalten, wann und in welchen Fächern sie ihre Prüfungen schreiben müssen, um nach unserer Rückkehr in den nächsten Jahrgansstufen übertreten zu dürfen. Sie hatten noch 6 Wochen, um das Fehlende zu lernen und zu Hause noch 2 Wochen zum Wiederholen.

Es war schon Mittag, als wir dann losgelaufen sind. Wir befanden uns direkt hinter der Sameba-Kathedrale, folglich besuchten wir diese zuerst. Sie ist eine der Hauptkirchen der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche und, mit der Swetizchoweli-Kathedrale, Sitz ihres Patriarchen. Sie ist das größte Kirchengebäude in Transkaukasien. Die Kathedrale wurde 1996 bis 2004 nach Plänen des Architekten Artschil Mindiaschwili erbaut. Der Entwurf wurde 1989 in einem von der orthodoxen Kirche ausgelobten Architektenwettbewerb unter über 100 Vorschlägen ausgewählt. Der Bau wurde aus Mitteln des georgischen Geschäftsmanns Bidsina Iwanischwili finanziert und galt als „Symbol der nationalen und religiösen Wiederentstehung Georgiens“.

Wie immer in den orthodoxen Kirchen mussten wir Frauen unsere Köpfe bedecken und ggf. lange Röcke über unsere Short ziehen.

Von der Kathedrale nahmen wir die Treppen, um in die Innenstadt zu gelingen.

Wir hatten schon ziemlich Hunger und wir hielten gleich bei dem ersten Restaurant direkt am Platz unterhalb der Kathedrale an. Es sah ein bisschen touristisch aus, aber das Essen war wirklich phänomenal. Alles sah großartig aus und schmeckte wirklich köstlich. Wir waren sehr positiv überrascht.

Tbilisi beeindruckte uns weiterhin: bemerkenswerte alte und neue Gebäude waren überall.

Public Service Hall and National Bank:

Alte Wohnhäuser:

Mit wohliger Fülle in unserem Magen spazierten wir weiter in den Rhike Park. Der Rhike-Park ist sowohl unter Einheimischen als auch Touristen zu einem der wichtigsten Treffpunkte und Erholungsgebiete von Tiflis geworden, ein Ort zum Entspannen und zum Flanieren in Ruhe. Im Rike Park befinden sich unter anderem auch die beide modernen röhrenförmigen Gebäude, die die neue Konzerthalle und das Ausstellungszentrum bilden. Die Röhren öffnen sich zum Fluss hin wie ein Periskop zur Stadt. Der Komplex wurde zusammen mit dem Präsidentenpalast oberhalb und der Friedensbrücke direkt davor von den früheren Präsidenten Saakaschwili den italienischen Star-Architekten Massimiliano und Doriana Fuksas in Auftrag gegeben und schon 2016 fertiggestellt. Nach den politischen Veränderungen in Georgien hat die neue Regierung das ganze Projekt leider gestoppt, was dazu führte, dass der Veranstaltungsort bis heute noch nicht eröffnet wurde und das wunderschöne, sehr bemerkenswerte und absolut unorthodoxe Gebäude des 21. Jahrhunderts, das ein absolutes Highlight von Tbilisi für die Einwohner und Touristen sein könnte, gammelt für sich hin. Sehr schade und absolut unverständlich.  Wenigstens bietet es aber aufgrund seiner einzigartigen Architektur dennoch eine großartige Fotomöglichkeit.

Blick ins Innere:

Wir sind dann ein bisschen im Rhike Park rumgelaufen.

Im Park befindet sich auch die Hauptstation der Seilbahn, die zur Festung Narikala und zum botanischer Garten auf der anderen Seite des Flusses führt.

Wir wollten gerade Karten für die Seilbahn kaufen, als es angefangen hat zu regnen, was dazu führte, dass die Seilbahn geschlossen wurde. Um nicht komplett nass zu werden, liefen wir dann schnell zu der Friedensbrücke. Wir blieben im überdachten Bereich stehen, bis der Regen ein bisschen nachließ.

Rückblick zum Rhike Park und den Präsidenten-Palast:

Dann spazierten wir weiter in die Altstadt. Die Altstadt mit engen, gewundenen Kopfsteinpflaster-Straßen soll zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt werden. Durch die Altstadt führte einst die Seidenstraße. Noch heute stehen ihre alten Karawansereien. Die Häuser sind zumeist aus Holz und haben geschnitzte überhängende Balkone.

In der Altstadt liegt besuchten wir die Antschischati-Basilika aus dem 6. Jahrhundert.

Direkt neben der Antschischati-Basilika befindet sich Tbilisis neuste und fragwürdigste Sehenswürdigkeit: der neue schiefe Uhrenturm. Der Schiefe Turm von Tiflis ist eines der ungewöhnlichsten Gebäude der Stadt. Versteckt in einer Seitenstraße der Altstadt ist es ein wahrhaft bizarres Bauwerk mit einem Turm, der ständig am Rande des Einsturzes steht und nur von einem Stahlträger an Ort und Stelle gehalten wird. In der Mitte des zerzausten Turms steht eine riesige Uhr, an deren Seite eine schiefe Säule steht. Obwohl es ein unglaublich seltsamer Anblick ist, handelt es sich nicht um ein altes Bauwerk. Es handelt sich um einen modernen Turm, der an das Puppentheater des berühmten Puppenspielers Rezo Gabriadze angeschlossen ist. Er selbst ist der Initiator des Bauwerks und des angrenzenden Gebäudes, in dem sich das eigentliche Theater befindet.

Es gibt viele schöne Statuen. Uns hat am meisten der Laternenanzünder gefallen, der diesem alten, längst ausgestorbenen Beruf eine Erinnerung macht.

Immer wieder fanden wir interessante Mischungen von Alt und Neu.

Der Freiheit-Platz:

Mira hat auch hier einen eigenen (Luxus)Laden

Das Parlament:

Tbilisi hat uns wirklich sehr gut gefallen. Wir haben nicht alles gesehen, es blieb genug Munition für einen nächsten Besuch. Vielleicht kommen wir irgendwann nochmal hierhin und können dann sogar ein Konzert in der eröffneten Konzerthall im Rhike Park genießen…

Nach unserem Spaziergang haben wir wieder den Berg zur Kathedrale erklommen. Bei Fritzchen angekommen haben wir noch Opas Gästezimmer vorne in der Fahrerkabine vorbereitet, bevor wir eine ruhige Nacht über Tiflis verbracht haben.

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