11.-12. Mai 2024, Samstag – Passu, Sost

Heute war unser Plan, Viri in der Nähe von Sost zu besuchen. Sie ist eine Ungarin, die ich im Internet kennengelernt habe. Sie ist mit einem Pakistaner verheiratet und sie leben in Jamalabad bei Sost. Bevor wir nach Sost gefahren sind, wollten wir nochmal den Passu Gletscher von unten anschauen und beim Glacier Breeze Café wieder ein paar leckeren Aprikosenkuchen kaufen, den wir auch als Gastgeschenk mitnehmen wollten. Den Passu Peak konnten wir diesmal nicht sehen, trotzdem war der Ausblick sehr beeindruckend.

Danach fuhren wir auf dem KKH weiter nach Sost. Wir wollten dort erstmal nachschauen, wo der Zoll ist, damit wir am Montag nicht suchen müssen. Außerdem wollten wir tanken und ein paar Sachen einkaufen.

Es war schon spät am Nachmittag, als wir versucht haben, zu der von Viri angegebenen Adresse zu fahren. Sie war zuversichtlich, dass es mit unserem Fahrzeug auch möglich sein sollte, zu ihnen zu kommen. Sie hat aber unsere Größe wahrscheinlich ein bisschen unterschätzt. Am Anfang haben wir es noch geschafft, obwohl der Weg sehr schmal war und Äste darüber hingen. Aber irgendwann war Schluss. Obwohl Viri und ihr Mann uns entgegenkamen und versuchten zu helfen, ging es 100 Meter vor ihrem Guesthouse nicht mehr weiter. Wir mussten rückwärts zurückfahren und blieben in  einer Biegung der Straße mit ein bisschen mehr Platz für die Nacht stehen.

Von dort aus liefen wir dann zum Guesthouse von Viris Familie. Sie haben uns sehr herzlich empfangen und wir wurden erstmal zum Chai und Gebäck, später dann zum Abendessen eingeladen. Es war sehr interessant, in das Leben einer Familie in Gilgit-Baltistan einblicken zu können. Wir haben mehrere Familienmitglieder kennengelernt und uns lange über vieles unterhalten.

Viri hat uns auch angeboten, dass wir sie am nächsten Tag zu dem letzten Tag einer Hunza Hochzeit begleiten dürfen. Die Braut war eine Cousine von Viris Mann. Wir haben natürlich gerne zugesagt. Sonntag, kurz nach 10 wurden wir dann von ihnen abgeholt und fuhren wir mit einem Auto 2 Dörfer weiter zum Elternhaus der Braut. Als wir ankamen, waren schon viele Leute da. Auf dem Gelände waren zwei Häuser, ein neues und ein älteres. Sie waren dekoriert für die Hochzeit. So sah das neue Haus von innen aus:

Die Kinder zerschneiden Papierblumen für Konfetti.

Das alte Haus war ein traditioneller Steinbau, ohne Fenster. Innen war es viel größer und gemütlicher, als wir es von außen erwartet hätten. Man sitzt immer auf dem Boden auf Kissen, es gibt keine Möbel. Im gleichem Raum wird abends auch geschlafen, die Decken und Kissen waren aufgestapelt in einer Ecke. In der Mitte war ein Ofen, worauf gekocht wird.

In Hunza dauern die Hochzeiten traditionell für mehrere Tage. In den ersten Tagen werden die Tiere geschlachtet (hier 1 Jak und 2 Schafe), dann wird das Fleisch mehrere Tage gekocht und die Klamotten des Brautpaares hergestellt. Als Essen gibt es 3 Sachen: gekochtes (Jak)Fleisch, Bam (das ist ein Brei aus Mehl, Wasser und Butter) und Brot. Hier war das Fleisch schon fertig (Bam und Brot werden frisch vorbereitet) und gestern schon das gesamte Dorf zum Essen eingeladen.

Wir durften das Essen anschauen. Das Fleisch:

Hier wird das Brot (Chapati) frisch vorbereitet:

Die Männer kochen Bam in riesigen Töpfen:

Heute waren nur geladene Gäste da (Verwandte) und es sollte die Zeremonie stattfinden. Vormittags ist die Hochzeitsgesellschaft bei der Familie der Braut. Sie bereitet sich für die Zeremonie in ihrem Elternhaus vor. Wir durften sie kurz besuchen.

Als die Braut fertig war, kam der Bräutigam, um sie abzuholen. Sie fuhren zusammen mit ihren Trauzeugen und Vätern zur Gemeinde, die Ehe offiziell zu schließen. Als sie zurückkamen, wurden sie von den Gästen mit Girlanden empfangen und alle haben gratuliert.

Danach haben alle gegessen. Normalerweise wird mit Musik und Tanz gefeiert, aber wegen eines Todesfalles in der weiteren Familie wurde aus Respekt für den Toten auf Musik und Tanz verzichtet.

Als das Brautpaar das Haus der Braut verlassen hat und zum Haus des Bräutigams weitergefahren ist, sind wir auch zurück zu Viris Dorf gefahren. Wir haben dort Viri und ihren Mann zu Palatschinken und Kaffee eingeladen. Viri hat die heimische Geschmäcker sehr genossen und war froh, sie ihrem Mann, Safdar zeigen zu können. Er war noch nie in Ungarn, weil es mit einem pakistanischen Pass echt schwer ist, Visa nach Europa zu bekommen.

Abends sind wir zur Hauptstraße zurückgefahren. Wir wollten es heute Abend noch machen, weil wir Montag frühs keinen Stress haben wollten. Die Runterfahrt war genauso knifflig als die Rauffahrt. Zum Glück hatten wir diesmal aber mehr Hilfe.

Wir möchten auch hier Viri und Safdar für die tolle Gastfreundschaft danken. Es war echt interessant, mehr über Gilgit-Baltistan, ihre Bewohner, ihre Kultur und ihre Geschichte zu erfahren.

2 Kommentare

  1. Jürgen Teuber

    Ihr erlebt ja immer tolle Sachen. Aber die Tänzer an der Grenze finde ich schon ziemlich krass. Machen die das eigentlich jeden Tag? Weiterhin viele spannende Erlebnisse und kommt gesund zurück. Sersn Jürgen

    • Ja, die Grenzschließung beim Wagah-Border ist ziemlich krass auf beiden Seiten. Und sie machen es tatsächlich jeden Tag. Auf der Pakistan-Seite waren wir an einem Wochenende, da war natürlich noch mehr los als sonst. Auf beiden Seiten waren die Tribünen rappelvoll.

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