11. Juli 2024, Donnerstag – Von Tbilisi nach Telavi, Weinverkostung bei Shumi Winery

Nach dem Frühstück verließen wir Tbilisi und fuhren gen Nord-Osten. Wir wollten in die Weinregion Telavi, die auf dem Weg zum Lagodechi Nationalpark lag.

Als wir die Hauptstadt von Georgien verließen, dauerte es nicht lange, bis wir uns wieder in den Bergen befanden. Diese waren nicht so hoch, wie die mächtigen Gipfel des Hohen Kaukasus, aber die kurvigen Serpentinen führten uns schnell zum Gomori Pass auf 1620 m Meereshöhe. Von hier aus hatten wir einen schönen Ausblick auf die umliegende Landschaft.

Immer wieder waren Ruinen von Burgen und Wehrtürmen zu sehen.

Wie überall in den ex-sowjet Länder befanden sich die Gasleitungen auch hier über der Erde, direkt neben der Straße:

Da unsere Wassertanks wieder fast leer waren, haben wir nach einer Wasserstelle Ausschaue gehalten. Wir wurden bald fündig und konnten unsere Wassertanks von einer Quelle direkt neben der Straße befüllen.

Wir setzten dann unseren Weg nach Telavi fort. Wir haben ganz viele Winzerbetriebe (Wineries) gesehen, aber kaum Weinreben. Wo sind die Weinberge, aus denen der bekannte georgische Wein hergestellt wird? Nur direkt bei Telavi konnten wir die ersten Plantagen entdecken. Sie waren aber keine Weinberge wie bei uns, sondern eher flache Weinplantagen. Da Georgien wesentlich südlicher liegt als Deutschland, ist es offensichtlich auch in den flachen Lagen warm und sonnig genug für den Wein, man braucht nicht unbedingt die Südhänge von Hügeln und Bergen, wie bei uns zu Hause.

Die Straße war links und rechts von Winzerbetrieben gesäumt. Wir haben basierend auf Empfehlungen die Shumi Winery ausgesucht.

Wir haben Fritzchen auf dem großen Parkplatz vor dem Winzerei geparkt und liefen in den großen Park vor den Gebäuden. Der Park war sehr schön gemacht, mit vielen verschiedenen Weinrebensorten, Statuen und andere Kunstwerke.

Vor den Gebäuden im Garten standen viele Tische, das Ambiente war sehr schön.

Eine junge Frau mit sehr gutem Englisch kam auf uns zu. Sie hat erklärt, dass es möglich ist, eine Führung zu buchen und auch eine Weinverkostung zu machen. Allerdings, erzählte sie, wird bei der Führung nicht viel gezeigt, was man bisher nicht gesehen hätte. Sie kann uns auch bei der Weinverkostung alles über den georgischen Wein und seine Geschichte erzählen. Wenn wir noch Fragen hätten, kann sie sie auch gerne beantworten. Wir haben uns für eine Weinprobe mit 4 Weinen entschieden: 2 weiße und 2 rote. Die 2 Weißweine waren aus der gleichen Rebsorte hergestellt aber einmal nach georgischen und einmal nach westlichen Herstellungsweise. Das gleiche galt für die 2 Rotweine.

Die junge Frau hat uns die verschiedenen Weine eingeschenkt und viel vom Wein erzählt. Georgien gilt als einer der Ursprungsländer des Weinbaus und die kultivierte Weinrebe. Wir befanden uns in Kahetien, in einem der historischen Staaten von Georgien, an den Südhängen des Großen Kaukasus. Insbesondere diese Region von Georgien gilt als Wiege des Weins. Hier wurden bei Ausgrabungen Überreste von Wein in Tongefäßen gefunden, die über 8000 Jahre alt sind.

Die Verarbeitung des Weines geschieht in den kleineren Betrieben nach althergebrachten Traditionen. Die Weintrauben kommen nach dem Schneiden in einen Bottich, Marani genannt. Sein Spundloch ist mit einem Pfropfen verschlossen, ein oder mehrere Helfer steigen in den Bottich und stampfen die Trauben mit ihren Füßen. Wenn die Trauben ausgepresst sind, wird der Saft, Matschari genannt, einige Tage stehen gelassen. Wenn die Gärung einsetzt, wird der Saft in gläserne oder porzellanene Gefäße gefüllt, bis der Gärungsprozess abgeschlossen ist. Den Jungwein gießt man nun in Quevri. Qvevri ist ein eiförmiges Tongefäß, das in den Boden eingegraben wird und der Weinherstellung dient. Sie besitzen ein Fassungsvermögen von 10 bis 100 Litern in Kleinbetrieben und von bis zu 2000 Liter in größeren Weingütern. Nur der Hals ragt aus dem Boden. Die einzigartige Form der Qvevri stabilisiert den Wein, und der untere Teil spielt die Rolle eines Auffangbehälters. Aufgrund der Schwerkraft fließt der Trester (gepresste Haut, Kerne, Stiele) während der Lagerung nach unten und stabilisiert den Wein auf natürliche Weise. Aus diesem Grund findet man auf vielen georgischen Weinetiketten den Hinweis „unfiltriert“, um klarzustellen, dass bei der Abfüllung keine künstliche Filtration vorgenommen wurde. Sie werden mit einem Stein versiegelt, der mit Ton und Holzasche abgedichtet ist, damit kein Schimmelpilz eindringt. In diesen irdenen Gefäßen bleibt der Wein, bis er ausgereift ist.

Da bei der georgischen Weinherstellung alle Teile der Weintraube (gepresste Haut, Kerne, Stiele) im Qvevri bleiben, hat der georgische Wein, im Gegensatz zu den klassischen Weinstilen, höhere Tannine und einen höheren Alkoholgehalt. Tannine sind pflanzliche Gerbstoffe im Kern, dem Stiel und der Schale. Die haben keinen Eigengeschmack, aber hinterlassen eine bittere Note. Man hat nach einem Glas georgischen Wein so ein ganz eigenes Gefühl im Mund, je nach Wein stärker oder schwächer, als würde sich ein Pelz mit bitteren Noten im Mund breit machen. Das ist auf die Tannine im Wein zurückzuführen. Und es ist nicht jedermanns Sache. Obwohl die Erfahrung der Weinprobe interessant war, hat uns die westliche Variante beider Weinsorten besser geschmeckt. Zu den Weinen haben wir typische lokale Snacks bekommen: Saperavi Brot, Guda Käse, Churkchela (eine traditionelle georgische Süßigkeit: Walnüsse oder Haselnüsse in Traubensaftkuvertüre) und Trockenfrüchte. Da wir auch ein bisschen Hunger hatten, bestellten wir noch einen Khachapuri und Salate. Das Essen wurde von einem ca. 11 jahre alte Jungen gebracht, der seine Aufgabe sehr ernst nahm. Er konnte auch gut Englisch. Wir haben ihn für seine Hingabe, Eifer und Professionalität sehr belobt. Als wir ihn angesprochen haben, haben wir erfahren, dass er der Sohn des Managers ist und es ihm großen Spaß macht, im Betrieb zu helfen. Er war ein echt beeindruckender junger Mann.

Wir haben die Weinverkostung sehr genossen. Es war alles sehr professionell und freundlich. Da mein Vater ein paar Flaschen Wein mitnehmen wollte, besuchten wir den Shop.

Als wir den Shop verlassen haben und zu Fritzchen zurückkehren wollten, sind die Wolken zerbrochen. Es entwickelte sich im Nu ein richtig heftiges Gewitter, es regnete richtig in Strömen. Wir warteten unter dem überdachten Bereich, bis die Flut nachließ.

Als wir wieder beim Fritzchen waren, wurden wir von der Natur noch mit einem Regenbogen beschenkt.

Die Sonne kam wieder raus und alles war im wunderschönen Abendlicht beleuchtet.

Marc, Opa und ich, wir machten einen kleinen Spaziergang zu den benachbarten Tsinandali Estate, der auch das Aleksandre Chavchavadze House Museum beinhaltet. Der Komplex war schon geschlossen, wir haben nur ein paar Bilder von außen machen können.

Da wir alle die Weine probieren wollten und natürlich danach nicht Autofahren durften, haben wir vor der Weinverkostung gefragt, ob wir am Parkplatz übernachten dürfen, was das Management erlaubt hat. Der Platz war, vor allem bei diesem Sonnenuntergang, wirklich schön und ruhig.

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