11. Oktober 2023, Mittwoch – Maranjab Wüste und Kashan

Wir wollten heute den Sonnenaufgang über den Dünen anschauen und sind deswegen schon um 5:30 Uhr aufgestanden. Alles war ruhig, aber um unseren Lkw waren Dromedar- und Schakalspuren. Wir sind über die Dünen gelaufen, der Sand war noch kühl. Es war eine herrliche Stille, vollkommene Ruhe. Wir haben uns in den Sand gesetzt und warteten, bis die Sonne erschien.

Erst danach haben wir gefrühstückt. Nach Lernen und Aufräumen sind wir nach Kashan zurückgefahren. Auf dem Rückweg haben wir wieder die Dromedare getroffen und noch bei der Karawanserei angehalten. Wir wollten ein paar Bilder machen und einen Chai trinken. Leider war aber das Hotel und das Café zu. Wir hätten für 3 USD pro Person das Hotel anschauen dürfen, was wir dankend abgelehnt haben. Aber als wir draußen standen, kam eine andere deutsche Overlander-Familie, mit der wir uns nett unterhalten haben. Sie wollten nach Kashan, also es war klar, wir werden uns wieder sehen.

Dann kam der Rest der Hubbelstraße bis zum Eingangskontrollpunkt. Kurz bevor wir diesen erreicht hätten, haben wir die zwei deutschen Fahrzeuge samt Besatzung von vorgestern aus Kashan getroffen. Sie wollten gerade in die Wüste fahren. Als wir uns unterhielten, entwickelte sich ein Sandsturm, man konnte nichts sehen und die Augen kaum offen halten. Also wir mussten uns schnell verabschieden.

In Kashan am alten Standplatz am Mauer angekommen, stand die deutsche Familie aus der Wüste schon da. 😊

Wir haben danach erst noch einmal die Jalali Festung von innen angeschaut. Da drin sind heute Gärten und ein riesiger Kühlschrank. Ja, ihr liest es richtig, das hier ist ein antiker Kühlschrank:

Yakhchāl ist eine alte Art von Verdunstungskühler. Überirdisch hatte das Bauwerk eine Kuppelform, verfügte jedoch über einen unterirdischen Lagerraum. Es diente oft zur Lagerung von Eis, manchmal aber auch zur Lagerung von Lebensmitteln. Der unterirdische Raum und das dicke, hitzebeständige Baumaterial isolierten den Lagerraum das ganze Jahr über. Diese Bauwerke wurden hauptsächlich in Persien gebaut und genutzt. Der Lagerraum des Yakchal in Kashan’s Jalali Burg war ca. 10 Meter tief und leer. Wir konnten reinschauen, mussten aber Obacht nehmen, um nicht reinzufallen.

Danach sind wir in die Stadt gelaufen. Als Erstes haben wir das Khan-e Tabatabei besichtigt. Das traditionelle Haus, das um 1880 erbaut wurde, ist für filigrane Steinreliefs, darunter solche mit fein gemeißelten Zypressen, delikate Stuckarbeiten und bemerkenswerte Spiegelmosaike und Glasarbeiten bekannt. Das Haus ist um vier Innenhöfe gebaut, der Größte (für Geschäftspartner) hat einen großen Teich mit Fontänen, die den Hof kühl halten. Als wir dort waren, waren die Zimmer der Winterquartiere durch Sonnenlicht und Buntglasfenster in leuchtende Farben getaucht.

Nach dem großartigen Haus Khan-e Tabatabei sind wir zum Sultan Amir Ahmad historischen Hammam gelaufen. Das 500 Jahre altes Badehaus ist ein wunderschönes Beispiel historischer iranischer Bäder, das die ornamentreiche Architektur und Dekoration sehr beeindruckend darstellt. Heutzutage werden in Iran solche Hammams leider weder gebaut noch benutzt.

Die Wände waren mit türkisen und goldenen Kacheln bedeckt.

Das andere Meisterwerk des Gebäudes ist das Dach. Es besteht aus mehreren Kuppeln und ermöglicht einen schönen Blick auf die Stadt mit ihren Minaretten und Badgirs (Windtürmen).

Auf dem Weg zum Basar haben wir noch die Agha Bozorg Moschee kurz angeschaut.

Wir waren schon sehr durstig und hungrig, mir ging es nicht gut. Wir haben in einem (fast europäisch aussehendem) Supermarkt Getränke und ein paar Sandwiches gekauft, die haben ein bisschen geholfen. Wir sind danach weiter in den Basar gelaufen. Kashans historischer Basar ist einer der Schönsten in Iran. Es war sehr belebt, aber nicht hektisch, traditionell, aber auch mit modernen Waren. Wir haben schnell die größte Attraktion, die schöne Amin al-Dowleh Timche gefunden. Die ist eine alte Karawanserei mit einer wunderschön ausgeschmückten Kuppel. Wir haben uns auf eine der mit Teppichen bedeckten Bänke niedergelassen und einen traditionellen iranischen Chai getrunken.

Plötzlich haben wir aus einer Ecke interessante Geräusche gehört, in einem Laden hat ein alter Herr auf einem alten Webstuhl etwas gewebt. Wir waren uns nicht sicher, was es war. Er hat uns in den Laden gewunken. Drinnen haben wir gesehen, dass er wunderschöne Schals und Tücher webt. Wir haben für mich und Mira jeweils einen gekauft.

Marc hat im Basar auch einen kleinen Laden gefunden, wo Schmuck repariert wurde. Er hat gleich die Möglichkeit genutzt, sein Armband reparieren zu lassen. Der Meister wollte auch nach mehrmaliger Nachfrage kein Geld akzeptieren, es sei geschenkt, sagte er. (In Iran muss man aufpassen, was ist wirklich als Geschenk gemeint und was nicht. Es gibt in Iran das Konzept von „taroof“ – eine Art ritualisierte Höflichkeit. Es bedeutet zum Beispiel: Wenn dir jemand Wasser anbietet, nimmst du es nicht direkt an. Du lehnst zunächst ab, und die Person wird dir das Wasser nochmal anbieten. Und so weiter. Das passiert auch öfter, wenn man etwas kaufen möchte. Der Verkäufer sagt erstmal es koste nichts. Aber natürlich möchte er Geld für seine Ware bekommen, er tut nur so, als ob er es nicht wollte. Dann muss man mehrmals darauf bestehen, dass man bezahlen möchte. Irgendwann nimmt er das Geld und beide Parteien sind glücklich.

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