So gestärkt, waren wir bereit, unsere Reise fortzusetzen. Etwas hat sich allerdings verändert: Wir haben unsere Mannschaft erweitert; ab jetzt waren wir zu fünft unterwegs. Mein Vater begleitete uns für die nächsten ca. 10 Tage und bewohnte unser „Gästezimmer“ vorne in der Fahrerkabine.
Meine Familie hat uns ein letztes mal zugewunken und Fritzchen hat schon Fahrt nach Debrecen aufgenommen. Unser Ziel war Cluj-Napoca. Auf dem Weg wollten wir das Schloss der Károlyis in Großkarol in Rumänien besuchen. Um den Schloss zu erreichen, wollten wir die ungarisch-rumänische Grenze bei Nyírábrány/Valeu Iui Mihai überqueren. Wir haben den Schild mit LKW über 7,5t Verboten gesehen, aber da wir kein LKW, sondern ein Wohnmobil sind, wir haben gehofft, dass wir den Weg trotzdem nehmen können. Ja, wieder mal gut geträumt.
Wir haben uns schön in die Schlange der Pkws eingestellt und sind Stück für Stück nach vorne gerobbt. Bis zu dem Moment, wo der Grenzbeamte zu uns kam und einfach gesagt hat: „Sok“. Was auf Ungarisch so viel bedeutet „viel“. Deutsch oder Englisch konnte er nicht. Was zu viel ist oder warum, hat er nach meiner Rückfrage auf Ungarisch auch nicht gesagt. Er hat nur gemeint, er kann nichts dafür, aber wir müssen zurück, hier können wir nicht durch. Auch dann nicht, wenn wir kein LKW sind. Also hat er alle gestoppt, Verkehr geregelt und uns geholfen, auf der zweispurigen engen Straße zu wenden.
Am Ende konnten wir bei Oradea (auf Deutsch Großwardein) nach Rumänien reinfahren. Die Maut in Rumänien ist wirklich einfach: wir als Wohnmobil zählen als Pkw und können online einfach einen Monatskarte für 14 EUR lösen. Das ging wirklich schnell und man konnte danach jede Straße nutzen.
Obwohl wir viel Zeit verloren haben und den Schloss der Károlyis in Großkarol nicht berücksichtigen konnten, waren wir nicht traurig. Die schöne, bergige Landschaft und die unglaublichen, protzigen Zigeunenpaläste in Huedin haben uns entschädigt. So etwas haben wir noch nie gesehen: einer größer als der andere, noch ein Türmchen, noch Stockwerk, noch eine Zinne. Alles neu, glitzert in der Sonne und hat starke Farben. Und alle sind … leer. Wahnsinn.
Abends sind wir endlich bei unseren Freunden Tatiana und Norman angekommen. Die haben uns mit einem fabelhaften, leckeren Abendessen und aufgeheiztem Wasser im Holzbottich-Jacuzzi erwartet. Tatiana kennen wir von unseren gemeinsamen Studienzeiten in Coburg, seit über 20 Jahren sind wir befreundet. Wir haben uns seit Ewigkeiten nicht getroffen, sind aber in Kontakt geblieben. Das Wiedersehen war so schön, als ob wir uns erst gestern voneinander getrennt hätten. Nichts hat sich verändert. 😊