13.-14. April 2024, Samstag-Sonntag – Fahrt nach Amritsar, Grenzübertritt nach Pakistan

Nach dem Frühstück haben wir uns von Adam, Christina und ihren 2 Kindern verabschiedet und sind den langen, kurvigen Weg in Richtung Amritsar angetreten. Am Anfang mussten wir auf der sehr engen Straße zurückfahren, wo wir gekommen sind. Aber heute war Samstag und es gab viel mehr Verkehr, als letztes Mal. Wir mussten sehr oft anhalten und sehr langsam fahren. Die Autos im Gegenverkehr mussten zurückweichen, zur Seite fahren oder Rückwärts aus unserem Weg gehen. Überhängende, große Bäume haben die Sache noch erschwert. Ich bewundere Marc, wie er unser großes Fritzchen in solchen Situationen so ruhig und genau lenken kann. Nach ca. einer halben Stunde harter Arbeit waren wir auf der Hauptstraße unterhalb von McLeod Ganj angekommen. Sie war ein bisschen breiter, aber sonst genauso herausfordernd. Es dauerte noch 1-2 weitere Stunden, bis wir endlich aus den Bergen rausgekommen sind. Aber danach konnten wir auch nicht wirklich schneller fahren, weil hier wieder die Straße gebaut wurde. Wir fühlten uns wieder zurückversetzt nach Nepal. Erst, als wir wieder in Punjab ankamen, wurde die Straße besser. Hier war wieder Autobahn, wo wir normal fahren konnten. Es war schon spät Nachmittags, als wir in Amritsar ankamen. Wir wollten auf einem großen freien Platz parken, den wir in IOverlander gefunden haben. Wir sind zum Ort hingefahren und haben am Rand des großen, offenen Gelände geparkt. Auf dem Platz haben Jugendliche Kricket gespielt und viele ältere und jüngere Männer haben Drachen steigen lassen. Marc und Marius haben sich mit ein paar Männern unterhalten und so ein bisschen mehr über Drachensteigen, was hier ein  sehr verbreitetes Hobby von Männern ist, erfahren. Bei Drachensteigen gibt es immer ein Team von 2 Männern. Einer lässt den Tragen steigen und kontrolliert die Schnur, der andere hält die große Spule mit der restlichen Schnur und rollt ihn runter, wenn gewünscht. Sie versuchen, mit den Drachen so hoch wie möglich zu kommen und gleichzeitig andere Drachen aus dem Himmel runterzuholen. Sie attackieren einander, versuchen die Schnur des eigenen Drachen um den Schnur des anderen Drachen zu wickeln, dann einmal schnell ziehen und die Schnur der anderen Drachen durchzureißen.

Der Mann, der das alles erklärte, sprach gut Englisch. Er hat uns auch geraten, nicht hier zu übernachten, weil es hier nicht so sicher sei. Er hat uns einen anderen Ort in der Nähe empfohlen. Es war so eine Art Marktplatz, hinter 2 Reihen von Geschäften. Normalerweise ist es ein großer, leerer Platz, aber diesmal fand dort ein Straßenfest mit Riesenrad und Karussell statt. Dazu gab es natürlich laute Musik. Wir haben gehört, dass in Indien um 22:00 Uhr Schicht im Schacht sein soll, wir haben gehofft, dass es hier auch so sein wird. Und tatsächlich wurde um 22:06 die Musik ausgemacht und danach auch der Fahrbetrieb eingestellt. Die Nacht war ganz ruhig, keiner hat uns gestört. Und wer waren die ersten Menschen, die wir am nächsten Tag frühs vor unserem Truck gesehen haben? Natürlich Männer, die ihre Drachen steigen lassen haben. Es war doch Sonntag, was sollte man sonst machen? 

Nach dem Frühstück sind wir zur Grenze aufgebrochen. Wir sind wieder zur Wagah Border gefahren, um nach Pakistan zurückzukehren. Da die Wagah Border der einzige Grenzübergang zwischen Indien und Pakistan ist, der offen ist, hatten wir keine Wahl, wir mussten die Grenze wieder hier passieren.

Der Grenzübertritt auf der indischen Seite war schnell und unproblematisch. Auf der Pakistani Seite war die Wartehalle voll mit Menschen, viele standen in einer langen Schlange vor der Immigration. Wahrscheinlich war es deswegen so viel los, weil letzte Woche das Ende des Ramadans, das Eid Al Fitr war und in Pakistan die gesamte Woche als Feiertag galt. Als wir endlich mit allen Formalitäten fertig waren, war es schon halb 3. Wir haben Fritzchen hinter dem Zollgebäude geparkt und haben was zum Mittagessen gemacht. Wir wollten noch ein bisschen hier bleiben, weil wir noch einmal die Grenzschließungszeremonie anschauen wollten, diesmal aber von der Pakistani Seite. Wir sind um ca. halb vier zur „Arena“ gelaufen. Auf dem Weg haben sind wir bei der unglaublich hohen pakistanische Flagge vorbeigelaufen. Bei seinem Fuß war dieser Tafel:

Wir mussten natürlich ein paar Selfies machen:

Vor dem Eingang durften wir mit 2 von den Prachtsoldaten ein paar Bilder machen. Marc ist nicht klein, aber die waren riesengroß! (Beachte, Marc steht auf dem Bordstein.)

Wir haben gedacht, es wird hier nicht so viel los, weil das letzte Mal, als wir auf der indischen Seite waren, die Sitze auf der Pakistani Seite sehr spärlich besetzt waren. Diesmal war es aber ganz anders. Schon mit uns liefen viele Menschen in Richtung der Grenze. Die oberen Ränge waren schon relativ voll. Wir wurden auf untere Plätze hingewiesen, wo es noch relativ leer war. Aber es kamen immer mehr Menschen. Die Leute mussten immer näher zusammenrutschen, alle Kinder mussten auf den Schoss genommen werden. Am Ende waren alle Sitze besetzt. Auf der indischen Seite waren auch viel mehr Leute, als letztes Mal. Wahrscheinlich weil es ein Sonntag war und noch dazu in Pakistan am Ende der Urlaubswoche.

Die Zeremonie war wieder total toll. Obwohl wir sie schon einmal gesehen haben, fanden wir sie total beeindruckend. Hier, auf der Pakistani Seite startete es konventioneller und traditioneller als auf der indischen Seite. Während man dort mit einer großen Technoparty mit Frauenpower punktete, kamen hier 2 Männer mit großen Trommeln, die Musik machten. Die Stimmung sollte von 4 Männern mit Fahnen aufgeheizt werden. Einer der Männer war ein einbeiniger Veteran.

Danach lief die Zeremonie auf dieser Seite ähnlich ab, wie letztes Mal. Drohend schnell in Richtung Grenze laufen, Beine über den Kopf heben, am Boden stampfen, martialische Posen annehmen, böse schauen. Nur die Uniformen waren diesmal schwarz, nicht so farbig und die 2 weiblichen Soldatinnen trugen einen Hijab.

Nach der Zeremonie dauerte es ein bisschen mehr als 2 Stunden, bis wir an Lahore vorbeifuhren und bei Hussain ankamen. Wir hätten eigentlich nur ca. 1 Stunde gebraucht, aber nur 6 km vor unserem Ziel, in einer Kreuzung hat ein Polizist den Verkehr geregelt. Er hat alle fahren lassen, außer die Fahrzeuge aus unserer Richtung. Nach ewigem Warten ist Marc zu ihm vorgelaufen und hat gefragt, warum wir nicht fahren dürfen. Der Polizist hat gesagt: 2 Minuten. Danach passierte wieder nichts. Marc ist dann nach 10 Minuten wieder vorgelaufen und hat den Polizist so lange bequatscht, bis er endlich telefonierte und danach durften wir fahren.

Es war schon halb 9, als wir bei Hussain ankamen. Wir haben ihn über unser Kommen informiert und er hat uns schon erwartet. Wir haben uns über dies und das ausgetauscht. Wir haben auch diskutiert, dass die Overlander Welt sehr klein ist. Ich habe ihm gesagt, dass wir einen jungen Holländer zu ihm geschickt haben, da er Einladungsschreiben für sein Visa brauchte. Er hat gefragt, wie der junge Mann hieß. Luuk, antwortete ich. Oh, er ist drinnen im Haus, antwortete Hussain. So sind die Zufälle immer wieder. Wir sind gleich ins Haus rein und haben Luuk gegrüßt. Er war genauso überrascht und hat sich genauso gefreut uns wiederzusehen, wie wir. Wir haben ihn in Nepal in Upper Pisang in einem Teahouse kennengelernt und ihm viele Tipps bezüglich seiner weitere Reise in Pakistan und weiter in Richtung Europa gegeben. Wir alle haben nicht damit gerechnet, dass wir uns auf dem Weg nochmal treffen.

Ein Kommentar

  1. Hallo liebe Weltenbummler, na ihr erlebt ja was. Nagut auch in Coburg geht auch die Post ab. Die Planung für den Theaterumbau soll sogar schon 2030 fertig sein, Wahnsinn so ein Tempo. Da geht’s bei euch mit Rhinozeros 🦏 am Strand richtig hektisch zu. Wünsche euch noch viele tolle Erlebnisse und eine gute Fahrt. Sersn Jürgen

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