13.2.2024, Dienstag – Wagah Border

Endlich waren wir wirklich so weit, nach 13 Tagen Pakistan können wir nach Indien fahren. Wir wollten in Pakistan eigentlich nur eine Woche verbringen, aber die Wahlen und die diversen Reparaturarbeiten haben ihre Zeit gekostet.

Von Pakistan nach Indien kann man nur durch die Wagah Border fahren. Sie liegt nicht weit weg von Lahore. Wir mussten aber erstmal durch die Stadt durchfahren. Einen Großteil der Strecke fuhren wir schnurgerade auf der Canal Road, neben einem großen Wasserkanal. Bei Kreuzungen wurde die Straße geteilt, Autos und kleinere Fahrzeuge durften durch Unterführengen, Busse und Lkws mussten oben durch die Kreuzung. Die Unterführungen waren nur ca. 3 Meter hoch und die Höhenbegrenzung wurde immer mit großen Schildern und hängende Ketten signalisiert. Wir sind natürlich nicht in die Unterführungen gefahren, sondern hinter einem großen roten Feuerwehrwagen auf der anderen Seite der Straße geblieben.

Irgendwann kam eine Unterführung, die höher war, da war keine Beschilderung und wir konnten auch mit Fritzchen durch. Wir waren fast am Ende der Stadt, wo es wieder eine Unterführung ohne Beschilderung gab. Wir haben nichts dabei gedacht und runtergefahren. Und wir standen plötzlich vor den Betonbalken der Brücke, die auf 3 Meter Höhe vor uns waren.

Also Rückwärtsgang rein und zurückfahren. Aber es ist mit Lkw immer so, man muss immer auf der Hut sein und schauen, ob wir auf einer Straße reinpassen oder wegen unserer Höhe unter einer Brücke oder in eine Unterführung passen. Unsere Höhe kann auf einer normalen Straße auch ein Problem sein, da hier kreuz und quer Kabel, Beleuchtungen oder Fähnchen über den Straßen hängen, die für uns durchaus zu niedrig sein könnten.

Nach einer Dreiviertelstunde haben wir die Wagah Border erreicht. Diese Grenze zwischen Lahore und Amritsar ist die einzige, die geöffnet ist. Da Pakistan und Indien offiziell immer noch im Krieg stehen, sind alle anderen Grenzen geschlossen. Aber Einheimische dürfen auch hier nicht mit ihrem eigenen Fahrzeug überqueren, nur zu Fuß. Nur Ausländer und Diplomaten können mit Auto rüberfahren.

Erstmal mussten wir alles auf der pakistanischen Seite erledigen. Unser Auto und unsere Pässe wurden mehrmals kontrolliert, bevor wir bei dem Gebäude des Zolls und der Immigration angelangt sind. Hier wurden unsere Pässe und unser Carnet abgestempelt. Aber erst, als wieder Strom gab… In Pakistan gibt es öfters Stromausfälle und die Grenze ist keine Ausnahme. Das ganze Prozedere hat ein bisschen mehr als eine Stunde gedauert. Danach durften wir zum berühmten Tor zwischen Pakistan in Indien.

Das Tor ist normalerweise nur einen Spalt breit offen, nur soweit, dass die Menschen zu Fuß rüber laufen und ihre Gepäckstücke über die Grenze tragen können. Auf beiden Seiten des Tors stehen Gepäckträger, die dann den Leuten helfen, aber sie dürfen die Grenzlinie nicht übertreten. Also muss man seine Gepäckstücke zwischen den 2 Toren selber hinüberschleifen.

Auf beiden Seiten gibt es Tribünen für die Zuschauer der Grenzschließungszeremonie, die jeden Tag um ca. 16:30 Uhr stattfindet. Auf pakistanischer Seite sind sie noch überschaubar, aber auf der indischen Seite steht ein riesiges Stadion mit Platz für tausende von Menschen. Die Ränge waren jetzt natürlich alle leer. Für uns wurden die beiden Tore dann geöffnet und wir durften durchfahren. Direkt dahinter auf der indischen Seite wurden unsere Pässe und Carnet kontrolliert und dokumentiert. Danach durften wir weiter zu dem eigentlichen Zoll und Immigration Gebäude. Hier lief alles reibungslos und in einer guten halbe Stunde waren wir fertig. Wir haben dann die Grenzer gefragt, wo wir bis zur Grenzschließungszeremonie parken könnten. Sie haben uns den Weg zum großen Parkplatz gezeigt, wohin wir dann gleich hingefahren sind. Sie haben uns empfohlen, um 15:30 Uhr zur Zeremonie zu gehen, die um 16:30 Uhr anfangen soll.

Als wir warteten, kamen immer mehr Autos und Busse mit Indern und ausländische Touristen. Kurz vor 15:30 Uhr sind wir dann zum Eingang gelaufen. Wir wurden zum VIP Eingang gelotst und konnten so die Schlange umgehen.

Wir haben ein Bild mit einem Grenzsoldat mit einem tollen Moustache gemacht:

Unsere Pässe wurden mehrmals kontrolliert, bevor wir zu den zweitbesten Plätzen über den VIP Plätzen geleitet waren. Das Stadion füllte sich mit Menschen.

Viele von ihnen wedelten mit kleinen indischen Fähnchen oder trugen Cappies in der Farbe der indischen Flagge. Die Zeremonie hat mit einem Video über die BSF (Border Security Force, den indischen Grenzschutz) angefangen, das auf großen Leinwänden gezeigt wurde.

Danach startete laute Musik, worauf zivile Frauen mit der indische Fahne reingerannt sind. Ich denke, das konnten man freiwillig machen, wenn man wollte.

Danach trugen 5 Soldatinnen die indische und noch eine Fahne (Punjab?) rein und wedelten damit.

Als nächster Schritt wurde die Mitte der Arena für Frauen geöffnet, die zur lauten Musik tanzten. Es war ein bisschen wie ein Technoparty.

Ein Soldat der BSF funktionierte als Zeremoniemeister und hat die Menschen in auf beiden Seiten des Stadiums angeheizt.

Sie haben geklatscht und gegrölt, so laut sie konnten. Irgendwann kam ein Schwader der BSF in Paradeuniform rein. 2 Frauen und mehrere Männer. Die Männer hatten auf ihrem Turban/Mütze so einen Wedel drauf.

Sie sind alle sehr martial aufgetreten und sind nacheinander zum Tor zu Pakistan mit sehr hohen und schnellen Schritten hinmarschiert.

Soweit wir sehen konnten, passierte auf der pakistanische Seiten etwas ähnliches.

Mich erinnerten die Männer an Gockel, mit ihren Wedeln, ausgedrückter Brust und diesem übertrieben männlichen und kämpferischen Gehabe. Es war schon cool, aber irgendwie auch lustig. Irgendwann wurden beide Toren dann geöffnet, die Soldaten haben auf beiden Seiten nach der gleichen Choreographie ihre „Kampfhandlungen“ gemacht.

Achtet bitte auf die Beinarbeit:

Danach wurden die zwei Fahnen in Begleitung einer Trompetenfanfare synchron runtergezogen

Die Fahnen wurden in Eiltempo gefaltet und rausgetragen.

Das ganze dauerte mehr als eine Stunde und war sehr beeindruckend und unterhaltsam. Natürlich ist es ein bisschen albern und es ist viel Propaganda, aber unterhaltsam war es trotzdem.

Beim Rausgehen konnten wir die wunderschönen Saris indischer Frauen bewundern:

Da wir für die Nacht nicht auf dem Parkplatz direkt neben der Grenze bleiben durften, fuhren wir 3 km weiter auf einen großen asphaltierten Platz nicht weit weg von der Straße. Am Anfang haben uns zwei Männer und ein Junge angesprochen und hießen uns willkommen. Mira wollte etwas Süßes essen und wir haben unser Weihnachtsgeschenk, die Coburger Busserl aufgemacht. Danke Oma und Opa!

Als es dunkel wurde, haben wir in der Ferne ein Feuerwerk gesehen. Es war schön, dass das Knallen nicht mehr Schüsse bedeuteten, wie in Pakistan, sondern schöne Farben am Himmel.

Mira hat unser 16. Land auf der Reise, Indien, von unsere Karte freigekratzt.

Danach konnten wir den Abend und die Nacht ungestört in Ruhe am Platz verbringen.

Ein Kommentar

  1. Ihr Lieben, welch ein toller Abschluss für Pakistan. Für uns wirklich erstaunlich dass zwischen zwei eigentlich noch verfeindeten Staaten an der Grenze so ein „freudiges“ Spektakel stattfindet! Pakistan war schon speziell und auch für uns interessant zum Lesen. Ihr hattet ein breites Spektrum an Erlebnissen, die uns hier total fremd sind.
    Angefangen bei der schwierigen politischen Lage u. den damit verbundenen Sicherheitsvorkehrungen u. Lebensbedingungen bis zu den trotzdem zufriedenen u. hilfsbereiten Menschen, Menschen, die so fähig und geschickt sind, sich und anderen zu helfen! Die gelungenen Restaurierungen an Fritzchen werden euch immer daran erinnern!
    Es waren wieder tolle Berichte u. Fotos. Dankeschön! Und nun sind wir gespannt auf Indien. Weiterhin gute Reise, bleibt gesund und seid umarmt 🫂

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