13. Juli 2024, Samstag – Lagodechi Nationalpark

Wir haben von den 3 möglichen ausgeschilderten Wanderungen die Wanderung zum Ninoskhevi Wasserfall ausgesucht. Die Wanderung hatte die richtige Länge und war an einem Tag machbar. Von dem Ranger haben wir allerdings erfahren, dass sie den Strecke verlegt haben und sie nicht mehr am Fluss entlang läuft wie ursprünglich, weil die alljährlichen Fluten des Bergflusses in den letzten Jahren die Brücken immer zerstört haben. Wir haben gedacht, wir schauen uns den alten und den neuen Track an und entscheiden vor Ort, welchen Weg wir nehmen. Der Start der Wanderung befand sich aber bei einem anderen Eingang des Nationalparks, nicht dort, wo wir die Nacht bei der Hauptverwaltung verbracht haben. Also fuhren wir nach dem Frühstück zum anderen Eingang des Parks und befanden wir uns wieder in der schönen Bergkulisse des Hohen Kaukasus.

Wir parkten direkt vorm Eingang des Parks. Außer dem Ranger, der unsere Daten registriert hatte, haben wir nur einen Vater mit seinem kleinen Sohn gesehen. Die wollten auch zum Wasserfall. Der Ranger hat nochmal auf die neue Strecke auf der Karte hingewiesen und die Rot-Weißen Markierungen, denen wir folgen sollten. Am Anfang war alles einfach und schön. Der Pfad lief neben dem Fluss.

Dann kam die erste Hürde: ein umgefallener großer Baum, über den wir drüber klettern mussten.

Die erste Brücke sah auch abenteuerlich aus, aber sie war wenigstens vorhanden.

Der Pfad war nicht sehr breit, aber noch gut markiert.

Dann kam es zu dem Punkt, wo wir entscheiden mussten ob wir den alten oder den neuen Pfad folgen wollten. Der alte sah viel interessanter und nicht so steil aus (ich hatte den GPS Track auf meinem Handy), aber wir wussten nicht, ob er tatsächlich machbar ist. Man hat auf der Karte gesehen, dass wir den kleinen Fluss mehrmals überqueren müssten, wir wussten nicht, ob es bei dem stillgelegten und nicht mehr gepflegten Pfad überhaupt geht. Wir haben uns am Ende trotzdem für den alten Pfad entschieden. Wir haben gesagt, wenn es nicht mehr weitergeht, können wir immer noch umdrehen. Aber solange haben wir wenigstens Spaß. Nach der Abzweigung ist der alte Pfad schnell kleiner geworden und sah schon mehr verlassen aus.

Dann kam der Punkt, wo es nicht mehr klar war, wo der Weg weitergeht. Wir haben immer geschaut, sind vorgelaufen und haben probiert. Wenn wir wieder eine Markierung gefunden haben, gingen wir weiter, wenn nicht, liefen wir zurück zu dem letzten sicheren Punkt. Dann befanden wir uns im Flussbett und es war klar, wir müssen hier unten bleiben.

Auf dem Weg fanden sehr leckere, reife Brombeeren. Die Kinder konnten kaum aufhören mit dem Naschen.

Wir waren dann schon länger im Flussbett und mussten über den kleineren oder größeren Steinen laufen, aber hier hat dann auch die Kletterpartie angefangen.

Wir suchten unseren Weg am Rand des Flusses. Ab und zu fanden wir wieder einen richtigen Pfad, der steil auf den Hang draufkletterte. Wir trafen den Mann mit seinem Sohn. Die haben den neuen Weg irgendwie verloren und landeten auch hier auf dem alten Pfad. Wir suchten den Weg dann zusammen weiter.

Irgendwann ging es gar nicht mehr weiter, wir mussten unsere Schuhe ausziehen und durch das Wasser waten. Es war sehr kalt, hatte eine starke Strömung, aber wenigstens hat es nur bis zu unseren Knien gereicht.

Das letzte Stück zum Wasserfall war richtig steil, wir mussten teilweise mit Händen und Füßen klettern. Aber dann waren wir da, wir haben unser Ziel erreicht. Wir hatten eine richtige Abenteuerwanderung hinter uns. Sie war teilweise richtig hart, aber hat auch Spaß gemacht. Wir waren richtig stolz auf uns, dass wir sie geschafft haben. Ich war vor allem stolz auf meinen Vater. Er ist 72 Jahre alt und hat alles ohne weiteres gemeistert. Gelaufen, geklettert, gesprungen mehrere Stunden lang. Wahnsinn.

Der Wasserfall war aber die Mühe absolut wert. Er ist 40 Meter hoch, auf 940 m Meereshöhe und einer der schönsten Naturspektakel in Georgien.

Nach einer kurzen Pause und dem Verzehr unseres Proviants traten wir den Rückweg an. Hier wollten wir der neuen Strecke folgen, die mit unzähligen Serpentinen wieder nach unten zum Parkeingang führen sollte. Wir liefen erst aufwärts, dann ständig nach unten. Der Pfad war weder schön, noch machte er Spaß und wir haben uns wirklich gefreut, nicht hier hochgewandert zu sein.

Als wir unten, in der Nähe des Parkeingangs ankamen, waren wir sehr überrascht, als wir die vielen Menschen sahen. Es war Wochenende und das Flussbett war voll mit Georgiern, die überall im Wasser grillten.

Entsprechend sah es vor dem Parkeingang aus. Alles war vollgeparkt mit Autos, wir konnten mit unserem großen Fritzchen kaum rauskommen. Wir fuhren dann zurück zu dem natürlichen Pool von gestern. Wir waren total müde und verschwitzt, wir freuten uns riesig darauf, dass wir im kühlen Wasser eintauchen können. Wir parkten direkt neben dem Pool, der diesmal gut besucht war. Wir haben uns gleich umgezogen und gingen baden. Es war so wohltuend alles, Müdigkeit, Schweis und Staub im frischen, kalten Bergwasser abzuwaschen.

Wir hatten nicht viel Lust zu kochen und haben die Karte des Restaurants angeschaut, das sich direkt neben dem Pool befand und auf dessen Terrasse viele Einheimische saßen. Das Essen sah gut aus und die Preise waren normal. Wir haben uns entschieden, den Tag gebührend hier abzuschließen. Zum Trinken haben wir Bier und Limonade bestellt und waren überrascht, als auch eine Karaffe Wein zum Tisch gebracht worden war. Er war ein Geschenk des Restaurants, ihr eigener georgischer Hauswein. (Der leider, wie der andere georgische Wein, nicht unser Favorit wurde, aber die Geste zählt, oder?)

Nach dem leckeren Essen gingen wir schlafen. Wir verbrachten die Nacht da, direkt am Fluss beim Pool.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert