14. Oktober 2023, Samstag – Isfahan, Einladung zum Abendessen

Heute früh haben wir uns (relativ) schnell fertig gemacht und sind mit einem Snapp zum Nasqh-e-Jahan-Platz gefahren. Als Erstes haben wir das Kakh-e Ali Qapu besichtigt. Der Palast wurde im 16. Jahrhundert als Residenz für Schah Abbas I. gebaut. Gleichzeitig diente er als Tor zu weiteren Palästen. Hiervon stammt auch die Name. Ali Qapu bedeutet Tor des Ali. (Interessant: auf Ungarisch heißt das Tor: Kapu 😊) Die Decken und Wände sind wunderschön geschmückt und von der opulenten Terrasse kann man einen unglaublichen Blick auf den gesamten Platz, die Stadt und die in der Ferne liegenden Berge werfen.

Als Nächstes sind wir zu dem großartigen Eingangsportal von der Masjed-e Shah (Schah Moschee) gelaufen. Schon der Eingang ist sehr beindrucken. Aber wenn man durch die kleinen Gänge zum Innenhof läuft und die Gesamtheit der Moschee sieht, bleibt einem der Atem weg. Die Moschee ist mit ihrer perfekten Symmetrie und Proportionen und unglaublichen farbigen Wandfliesen ein atemberaubendes, vollendetes Meisterwerk. Zwar ist jeder Teil der Moschee in Meisterwerk, aber es ist die Geschlossenheit der Gesamtentwurfs, die einen nur staunen lässt. Kein Bild kann das widergeben, wie es aussieht, wenn man mitten im Innenhof steht und in alle Richtungen mit wunderschönen tiefblauen und gelben Fließen bedeckte Wände und Kuppeln mit Stalaktitenmosaiken emporstehen. Ich denke, dass ist das schönste islamische Gebäude, das wir bis jetzt gesehen haben.

Von der großen und unvergleichbaren Moschee des Schah sind wir weitergelaufen zu der kleineren, aber trotzdem sehr schönen Masjed-e-Sheikh Lotfollah. Die kleinere Moschee ist in zweierlei Hinsicht sehr außergewöhnlich: sie hat keine Minaretts und keinen Innenhof. Außerdem führen zum Eingang Treppen und in das Innere kann man nur durch einen verwinkelten Gang betreten. Manche vermuten, dass die Moschee nicht für die Öffentlichkeit gebaut wurde, sondern nur den Frauen des Harems des Schahs (man munkelt 45!) vorenthalten war. Man erzählt auch, dass die Frauen durch einen unterirdische Gang von der anderen Seite des Platzes von den Palästen hier hinlaufen konnten. Dieser Tunnel wurde aber nicht gefunden.

Jetzt hatten wir Hunger und wollten etwas Essen. Das Restaurant im Reiseführer haben wir nicht gefunden, also haben wir einfach bei einem kleinen Fastfoodrestaurant Pizza gekauft und aßen diese wie die Iraner: am großen Platz picknickend.

Als wir satt waren, haben wir uns noch ein leckeres Eis gegönnt. Als wir auf unser Eis warteten, haben uns zwei nette Iranerinnen angesprochen. Beide sprachen gut Englisch. Wie wir erfahren haben, war Armita die Englischlehrerin von Marzieh. Armita ist eigentlich Wasserwirtschaftsingenieurin und Marzieh Psychologin. Die beiden waren so nett und offen, wir haben das Gespräch sehr genossen. Als wir uns unterhielten, hat Marzieh eine unglaublich tolle Idee gehabt: sie hat uns zu ihrer Familie zum Abendessen eingeladen! Wir sollten uns in zwei Stunden wieder treffen und dann würden wir mit ihr nach Hause fahren. Wir fühlten uns sehr geehrt, dass sie so ein großes Vertrauen in uns hat, dass sie uns zu ihrer Familie nach Hause bringt. Wir haben uns für die Einladung bedankt und zugesagt.

In den kommenden zwei Stunden wollten wir den Basar entdecken und noch die Masjed-e Jameh anschauen. Isfahans Basar, den Bazar-e Bozorg fanden wir nicht schön. Er war fast nur modern und voll mit Klamottenläden. Wir waren froh, als wir endlich raus auf den Imam Ali Platz durften. Der Platz war auch sehr groß und hat einen schönen Blick auf das Ziegelminarett der Imam Ali Moschee erlaubt.

Als wir bei der Jameh Moschee ankamen, hat das Abendgebet gerade angefangen. Wir wussten nicht, ob wir in Innenhof reindürfen oder nicht (die Gebetshallen waren offensichtlich geschlossen). Wir haben uns entschieden, unauffällig neben der Wand reinzugehen und uns auf eine Treppenstufe niederzulassen. Wir haben für ein paar Minuten den Betenden zugeschaut und das schöne Gebäude bewundert.

Wir sind zurück zum Nasqh-e-Jahan-Platz gelaufen. Es war schon dunkel, und der Platz war wunderbar beleuchtet.

Danach sind wir zu unserem Treffpunkt bei der Eisdiele zurückgelaufen. Marzieh und Armita haben schon auf uns gewartet. Wir sind zusammen zu Marziehs Auto gelaufen. Hier haben wir uns von Armita verabschiedet. Marzieh hat zwar gesagt, dass die Fahrt ca. 45 dauert, trotzdem waren wir überrascht, als wir erfahren haben, dass wir gar nicht in Isfahan bleiben, sondern nach Najafabad, einer kleineren Stadt direkt neben Isfahan, fahren. Aber egal, wir werden schon irgendwie zu unserem Fritzchen zurückkommen.

Marzieh wohnte mit ihrem Mann Hamid und ihrem 14-jährigen Sohn Yusef im Erdgeschoss eines Hauses. Oben wohnte ihre Schwiegermutter. Als wir ankamen, war gerade niemand daheim. Yusef hat schon das Hähnchen angefangen vorzubereiten und war kurz weg, um Cola zu holen. Das weitere Essen (Hähnchen, Kartoffeln, Reis und Salat) haben wir dann gemeinsam vorbereitet. (Na gut, hauptsächlich natürlich Marzieh, aber ich habe auch ein bisschen geholfen.) Die Kinder haben Kicker gespielt, später haben die Jungs natürlich entdeckt, dass man auch online spielen kann. Ein bisschen später kamen Marziehs Mann Hamid, ihre Schwägerin mit ihren Kindern (5 und 13) und die Schwiegermama dazu. Kurz vor dem Essen ist auch ihr Schwager angekommen. Wir haben uns mit allen unterhalten. Es war sehr interessant zu sehen, dass Familien überall auf der Welt die gleichen Themen haben: Kinder: Computer (Spielen oder Social Media) – Ausgehen – Unabhängigkeit der Kinder; Arbeit und Geld verdienen: Steuern – Versicherungssystem – Rente usw.

Als das Essen fertig war, wurde auf dem Boden ein schönes Tuch ausgebreitet und darauf gedeckt. Alle Leckereien wurden auf der Decke platziert und wir haben uns in einen großen Kreis um herum hingesetzt. Wir haben danach noch Kuchen und Früchte gegessen und Chai getrunken. Es war so schön, dieses Zusammensein zu erfahren, diese Offenheit und dieses Vertrauen zu erleben. Wir haben den Abend sehr genossen und werden es nie vergessen.

Es war schon Mitternacht, als wir uns verabschieden konnten. Hamid und Marzieh haben uns zum Abschied noch Trockenfrüchte geschenkt. Wir haben uns für den wunderbaren Abend bedankt und einen Snapp gerufen. Der war innerhalb von 5 Minuten da. Hamid hat gleich mit dem Fahrer gesprochen und bevor wir irgendetwas hätten machen können, hat er ihn auch schon bezahlt!

Auch hier möchten wir dir, Marzieh und deiner wunderbaren Familie für den unvergesslichen Abend danken!

2 Kommentare

  1. Ein wunderschöner Bericht❣️🤩

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