Kaum haben wir gefrühstückt, war Vahid da mit unseren SIM-Karten. Und sie haben tatsächlich wieder funktioniert, was toll war, da wir vom letzten Jahr noch sehr viel Datenvolumen auf ihnen hatten. Außerdem hat Vahid uns auch Geld (100 EUR) gewechselt. Das war auch klasse, weil im Iran ohne Bargeld gar nichts geht, weil hier unsere westlichen Kreditkarten (Visa oder Mastercard) nicht akzeptiert werden. Und wir wurden wieder Millionär:
Wir haben noch gelernt und gearbeitet, als eine iranische Familie an unserer Tür klopfte. Wie es halt im Iran immer ist, waren sie sehr freundlich und herzlich und hießen uns im Iran willkommen. Sie wollten uns zu sich einladen, was wir dankend abgelehnt haben, da wir heute nach Qeshm Island weiterfahren wollten. Als sie uns fragten ob wir irgendwas bräuchten, haben wir erwähnt, dass da unsere Wassertanks fast leer sind, wir also Wasser benötigen. Wir haben von Vahid die Information bekommen, dass schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite eine Wasserstation sein sollte, aber wir waren nicht ganz sicher. Erstmal ist der Opa der Familie mit der 14-Jährigen Tochter (die Englisch konnte) und Marc dorthin gefahren. Es stellte sich heraus, dass es eine Feuerwehrwache war, die aber kein richtiges Trinkwasser hatte. Sie kamen dann zurück und Marc sollte dann einem Mann mit einem Motorrad irgendwohin folgen, wo es Wasser geben sollte. Aber dazu kam es nicht, weil sie dann etwas anderes organisiert haben. Ein paar Minuten später kam das Wasser einfach zu uns: ein Wasserwagen stand neben Fritzchen. Wir mussten nur mit der Pumpe das Wasser aus dem großen Wassertank des Wagens aussaugen. Es war wieder typisch iranisch, kaum braucht man etwas, ist jemand da zum Helfen. Wir haben dann für das Wasser ca. 2 EUR bezahlt und danach uns an der netten Familie bedankt und verabschiedet.
Wir sind nach Bandar e Pol gefahren, wo die Autofähren nach Qeshm starten sollten. Wir wussten, wir müssen ein bisschen Administration machen, weil Qeshm eine Freihandelszone ist, aber wir waren nicht darauf vorbereitet, was auf uns wartete.
Erstens haben wir den Fehler gemacht, dass wir Mittwochabend auf die Insel wollten. Im Iran sind Donnerstag und Freitag Wochenende, Mittwoch Abend ist also sowas wie bei uns Freitag Abend. Vor den Toren zum Hafen standen viele Autos und Lkws. Wir wussten, wir müssen als Erstes irgendwohin zu einem unmarkierten Fenster gehen, um dort Kopien von unseren Dokumenten machen zu lassen. Mit ein bisschen Nachfragen haben wir den Mann mit der Kopiermaschine auch gefunden. Er hat 3 Kopien von unseren Fahrzeugpapieren, Carnet, Pässen und Visas gemacht, wofür wir ca. 1 EUR zahlen mussten. Dann sind wir zu dem Zollbeamte gelaufen. Er hat erstmal alle Kopien sortiert und noch ein paar anderen Kopien verlangt. Danach hat er alle Zettel noch einzeln fotografiert. Es hat alles ewig gedauert, war schlimmer als eine Grenze. Dann durfte Marc Fritzchen holen und wir konnten Fahrkarten für die Fähre kaufen. Wir reihten uns in die Schlange ein und warteten, dass man uns auf eine Fähre einweist. Die Fähren fahren hier laufend, wenn sie voll sind, ohne festen Fahrplan. Wir mussten die Fähre für Lkws nehmen und wurden ganz eng eingeparkt. Wir konnten aus dem Auto nicht aussteigen, aber es war kein Problem, die Fahrt dauerte nicht lange.
Es war schon dunkel, als wir aus dem Hafen auf Qeshm rausgefahren sind. Wir wollten in der Nähe auf einem Strand übernachten. Als wir die Koordinaten von IOverlander angefahren haben, mussten wir feststellen, dass der Zugang nicht mehr existierte, Erdhaufen blockierten den Weg. Wir haben kurzerhand einen neuen Übernachtungsplatz ausgesucht. Er war in der Nähe des Canyons, wo wir morgen sowieso hin wollten. Aber wir mussten noch ca. 60 km fahren. Diesen Platz an einem anderen Strand haben wir aber schnell gefunden und konnten auf Pisten hinfahren.