Heute war ein sehr frühes Aufstehen angesagt. Es war der Tag der erneuten Grenzüberquerung (diesmal von China nach Kirgistan) gekommen und wir hatten einen langen Tag vor uns. Wir mussten 180 km zum Torugart Pass, wo sich die Grenze befindet, fahren. Die Kinder haben sich im Auto gleich wieder hingelegt und weitergeschlafen.
Wir fuhren als Konvoi in Richtung Torugart Pass. Diesmal hatte unser Guide sein eigenes Auto mit Fahrer und fuhr als Erster vor uns. Als erstes mussten wir nach ca. 60 km bei einer Zolldurchsuchung mit Röntgenaufnahme anhalten. Hier wurde nur ein Röntgenbild von den Fahrzeugen gemacht, sonst nichts. (Über Sinn und Zweck stellten keine Fragen, vielleicht möchten sie es mit dem ersten Röntgenbild bei unseren Ankunft vergleichen? Keine Ahnung.) Es ging alles schnell, da erst 4, dann 2 Fahrzeuge gleichzeitig in die Aufnahmehalle durften.
Als wir fertig waren, fuhren wir nur kurz weiter bis zum nächsten Zollgebäude. Hier wurden die Fahrzeuge gewogen und ein paar Türen geöffnet, ohne größere Durchsuchung. Damit war unser Zollausgang erledigt, an der Grenze soll nur noch unsere Ausstempelung (Immigration) erfolgen.
Danach fuhren wir noch zu einer Tankstelle, wo wir noch unsere restlichen chinesischen Yuans für Diesel ausgeben konnten. Unser Guide musste dann sein Gesicht zur Gesichstserkennung hinhalten, wir durften ohne rein.
Bisher fuhren wir auf dem gemeinsamen Highway in Richtung der beiden Grenzübergänge nach Kirgistan, der Irkeshtam und Torugart Pässe. Aber kurz nach den Zolluntersuchungen mussten wir in Richtung Torugart Pass abbiegen. Danach wurde die Straße immer schlechter. Oft gab es gar keinen Asphalt. Gerechterweise muss man sagen, dass der Grund größtenteils ein riesiges Infrastrukturprojekt war. Auf der Strecke wurde ein gewaltiger Damm gebaut, was dazu führte, dass die Straße auch verlegt werden musste. Die neue (höhergelegte) Autobahn war in verschiedenen Ständen der Fertigstellung.
Der neue Damm:
Überall gab es solche „Bauarbeiter-Männchen“, die mit ihren „Armen“ ständig wedelten. Sie sahen richtig lustig aus.
Auf der anderen Seite des Dammes gab es noch kein Wasser, sie waren dabei, hier die neue Autobahn auf Pfeiler zu bauen.
Neben der Straße haben wir große Herden von Tieren gesehen. Auf dem zweiten Bild versuchen gerade 3 Menschen, ein großes Tier (Rind oder Yak) aus dem Schlamm zu befreien.
Auf Feldwegen haben wir dann die Immigration an der Grenze erreicht. Hier mussten wir alle in einen Seitenraum, wo einzeln unsere Pässe kontrolliert worden sind. Alles war sehr ernst. Am Ende ist der Grenzbeamte mit allen unseren Pässe verschwunden, um nochmal zu prüfen, OB wir einen Exit-Stempel kriegen. Zum Glück kam er dann mit einer positiven Antwort zurück und wir durften zu der tatsächlichen Grenze fahren.
Wir mussten noch 5 km zum Grenztor am Torugart Pass fahren. Dieses sah sehr ähnlich zum Tor am Khunjerab Pass (China/Pakistan) aus und lag nur 1000 m niedriger (3752 m). Hier haben wir uns von unserem Guide verabschiedet und nach ein kurzer Passkontrolle waren wir dann in Kirgistan, unserem 19. Land auf dieser Reise.
Nach ein paar hundert Metern wartete auf uns der kirgisische Zoll und das Immigration Gebäude. Es war so interessant wieder, wie anders alles war. Wir überschreiten eine imaginäre Linie und plötzlich sehen die Menschen anders aus, sprechen eine ganz andere Sprache und haben eine ganz andere Kultur und/oder Religion. Es ist immer wieder faszinierend, das zu erleben. Nach der übertriebenen Formalität, Ernsthaftigkeit und Kontrollwahn auf der chinesischen Seite waren die kirgisischen Beamten richtig angenehm. Wir hatten ein bisschen Kommunikationsschwierigkeiten, weil keiner Englisch konnte, aber mit Adams und Kristinas Russischkenntnissen konnten wir dann alle Fragen lösen.
Hier haben wir uns dann von Robin und Alysha sowie Roman und Susanne verabschiedet und fuhren mit einer kleineren Gruppe von insgesamt 4 Fahrzeugen weiter. Wir bewunderten dann das neue Land mit großen Augen. Kirgistan fanden wir wunderschön. Pferde, Schafe, Kühe, Seen und Bäche, grüne Berge mit Schnee, das ist das Bild, was uns empfängt.
Irgendwann hat es leider angefangen, heftig zu Regnen. Wir wollten eigentlich für unsere erste Nacht in Kirgistan zu Tash Rabat, einer alten Karawanserei hier in den Bergen fahren. Aber hierhin hätten wir ca. 12 km Offroad fahren müssen. Wegen des schlechten Wetters, der Kälte und der (wahrscheinlich) schlechten Beschaffenheit der Piste, entschieden wir uns zusammen mit den anderen, lieber zu einer Pension auf dem Weg zu fahren. Auf dem Weg dorthin wurden wir dann von einem Kontrollpunkt der kirgisischen Grenzpolizei aufgehalten. Als Adam zur Schranke gefahren ist, wurde er von den unfreundlichen Beamten bis zum Stoppschild zurückgeschickt. Natürlich mussten wir dann alle hinter ihm zurück. Wir mussten dann 50-100 Meter weit von dem Kontrollhäuschen anhalten, im strömenden Regen und Kälte alle zum Kontrollhäuschen stiefeln (ja, alle, auch unsere Kinder), um dort Fragen auf Russisch zu beantworten (die wir teilweise verstanden) und in ein großes Buch eingetragen zu werden. Wir waren dann alle nass und durchgefroren, als wir endlich weiterfahren durften.
Wir haben gehofft, bald ein Hotel, möglichst mit einem Restaurant zu finden, wo Mariana und John sowie Leigh ein schönes, warmes Zimmer bekommen, wir und Adam draußen parken und übernachten, und alle zusammen schön warm essen und vielleicht ein Bier trinken können. Unsere Gebete wurden dann erhört und wir sahen ein schönes Hotel neben der Straße, das noch ziemlich neu aussah. Wir liefen dann rein und entschieden uns, zu bleiben.
Das Essen war ganz anders als in China und Pakistan. Fleisch mit Kartoffeln und Zwiebeln oder Teigtaschen mit Fleischfüllung, alles europäisch gewürzt und sehr lecker. Während wir am Tisch saßen, hörte der Regen auf und ein wunderschöner Regenbogen tauchte auf.