Mohammad von Tak Taku hat uns noch das Lehmdorf von Kharanaq empfohlen, das wir noch auf dem Weg nach Yazd anschauen wollten. Als wir ankamen, haben wir die Karawanserei neben den Stadtmauern gleich gefunden. Die war aber leider zu. Vor dem Eingang zum Lehmdorf saßen zwei Frauen, die Eintrittskarten für das Dorf verkauft haben. Aber der Preis war nicht wie üblich 1 Millionen Rial, sondern pro Person 1,5 Millionen. Wir haben bei großen und wirklich wichtigen und tollen Sehenswürdigkeiten wie z.B. der Schah Moschee in Isfahan nirgendwo so viel zahlen müssen. Wir fanden das Ganze zu touristisch und künstlich und haben uns entschieden,dass es den Preis für uns nicht wert ist. Wir sind lieber gleich nach Yazd weitergefahren. Kaum haben wir das Dorf verlassen, kam ein Polizeikontrollpunkt. Und das allererste Mal wurden wir tatsächlich angehalten. Der Polizist wollte komischerweise nur Marcs Führerschein sehen. Ob er davon wirklich etwas verstanden hat???
In Yazd angekommen, war es schon Mittag und affenheiß. Wir haben bei einem Park geparkt und sind in die Stadt gelaufen. Als Erstes sind wir zu dem dreistöckigen Amir-Chakhmaq-Moscheekomplex gelaufen. Drinnen waren kleine Restaurants, wo Marc gleich Getränke gekauft hat.
Als Nächstes wollten wir Geld wechseln. Wir hatten die Adresse einer Wechselstube aus IOverlander. Als wir hinliefen, ist uns erst klargeworden, dass sie im Basar ist. Aber auf dem Weg waren fast alle Läden des Basars zu. Natürlich auch die Wechselstube. Die Straßen waren auch fast leer. Klar, es war kurz nach Mittag, das Leben steht in der größten Hitze still. Erst Abends werden die Läden wieder geöffnet. Wir haben doch eine offene Wechselstube gefunden. Der Kurs war zwar ziemlich schlecht, aber wir hatten wieder Rial. (Wie ich schon erzählt habe, funktionieren in Iran die Kreditkarten leider nicht.) Wir sind dann in die Altstadt gelaufen. Wir wollten die Jameh-Moschee besuchen. Hierzu mussten Mira und ich iranische Hijabs anziehen: Bunte bodenlänge Kopftücher. Wir sahen ziemlich lustig aus.
Als wir im Innenhof überlegt haben, was wir als nächstes anschauen sollten, kam ein Iraner auf uns zu. Er hat erzählt, er sei Guide und hat uns einige Vorschläge gemacht, was wir besuchen sollten. Er hat uns empfohlen, in der Mittagshitze aus der Stadt rauszufahren (z.B. zu den Türmen der Stille) und erst nach Sonnenuntergang zurückzukommen, wenn alles wieder offen ist und die Straßen und Gebäude schön beleuchtet sind. Wir sind seinem Rat gefolgt und sind zu Fritzchen zurückgelaufen, um zu den Türmen der Stille zu fahren. Die Türme der Stille sind die Orte, wo früher die Zoroastrier ihre Toten hingebracht haben. Aber warum haben sie es getan? Warum haben sie sie nicht beerdigt oder verbrannt? Der Grund liegt in ihrer Religion. Sie glauben an einen Gott (Ahura Mazda), aber sie achten auch die vier heiligen Elemente: Feuer, Wasser, Erde und Luft. Wenn sie ihre Tote verbrennen würden, würden sie die Luft beschmutzen. Wenn sie sie beerdigen würden, würde sie die Erde verunreinigen. Deshalb legten sie sie auf die Türme der Stille. Dort wurden die Toten von Geiern bis zum Knochen abgenagt. Heute dürfen sie dieses Ritual nicht mehr so durchführen. Stattdessen begraben sie ihre Toten in mit Beton ausgekleideten Särgen. Der Ort ist trotzdem bis heute sehr beindruckend.
Wir sind wieder zum Park zurückgefahren und in die Stadt gelaufen. Wir hatten schon Hunger und die Kinder wollten etwas Indisches im Silk Road Hotel essen. Als wir beim Hotel ankamen, sahen wir einen bekannten Camper: Sebi und Judith waren da. Es war schön sie wiederzusehen. Wir waren total überrascht, wir haben es schon total vergessen, dass wir uns über diesem Parkplatz direkt vor dem Hotel unterhielten. Uns wurde klar, dass es hier auch für Fritzchen genügend Platz gäbe. Marc ist mit Marius schnell zu Fritzchen gelaufen, um ihn zu holen. Auf dem Weg haben sie noch unsere anderen deutschen Reisebekannten aus Kashan getroffen, sie wollten mit ihren alten Mercedes Hauber auch auf dem Parkplatz übernachten. Mit zwei anderen kleineren Camper waren wir am Ende ein ganz schöner Haufen. 😊 Wir haben von den Anderen den Tipp bekommen, unsere Visa in Yazd zu verlängern. Es wäre hier am einfachsten und sollte überhaupt kein Problem sein. Wenn wir die Visa verlängern würden, müssten wir uns nicht so beeilen und können auch in Yazd länger bleiben. Zwei andere Reisenden würden es morgen probieren, wir könnten ggf. mit ihnen zusammen hin.
Wir hatten jetzt wirklich alle großen Hunger, also sind wir in das Silk Road Hotel reingegangen. Im Innenhof konnte man hier auch traditionell auf Podesten speisen. Hier wird auch Kamelfleisch angeboten. Wir haben es ausgelassen und haben wider mal Hähnchen mit Reis in verschiedenen Variationen gegessen. Marc hat auch islamisches Bier probiert. Es ist alkoholfreies Malzbier, das weniger süß ist, als das Malzbier zu Hause. Es gab es sogar in drei Versionen: Klassik, Zitrone und Tropical.
Nach dem Essen wollten die Kinder lernen und nicht nochmal in die Stadt laufen. Also sind wir nur zur zweit los. Wir haben unseren Weg zwischen den hohen Lehmwänden gesucht, die Stadt ist wie ein Labyrinth. Jetzt waren die Gassen wieder voll mit Menschen und die Atmosphäre mit der orangen Beleuchtung auf den roten Lehmwänden ist wirklich sehr schön. Wir haben am Ende alles gefunden, was wir gesucht haben: die alte Wasserzisterne und das Grabmal der zwölf Imame und sind zu den Kindern zurückgelaufen.