Gestern Abend war schon dunkel, als wir am Sarbili Beach ankamen, deshalb konnten wir erst heute früh unsere Umgebung erkunden. Wir waren an einer seichten Küste, wo nur Fischer ab und zu vorbeikamen. In der Nähe wuchsen Mangrovenwälder.
Nach dem Frühstück sind wir aufgebrochen, um zum nahegelegenen Chahkooh Canyon zu fahren. Auf dem Weg haben wir einen großen Supermarkt gesehen, was hier nicht oft vorkommt. Wir haben uns entschieden, anzuhalten und reinzuschauen. Die Kinder haben beim Frühstück darüber geredet, was alles sie gerne Essen würden und Essen werden, wenn wir wieder in Deutschland sind. Ein Wunschessen war Schnitzel. Wir haben uns also nicht wenig gefreut, als wir im Laden gefrorene Hänchenschnitzel gefunden haben. Es stand sogar tatsächlich „Schnitzel“ drauf. Wir mussten natürlich gleich eine Packung kaufen. (Es gab leider nicht mehr vorrätig.) Dazu kamen noch zwei Packungen Chicken Nuggets und eine Packung Pommes. Die Überraschung und die Freude der Kinder war riesig, als wir ihnen unsere Beute gezeigt haben.
Nach dem Einkauf haben wir unseren Weg zum Chahkooh Canyon fortgesetzt. Die Felsformationen waren wieder sehr interessant.
Schon, um zum Parkplatz zu kommen, mussten wir den Eintritt bezahlen.
Der Parkplatz war relativ voll, also wir ahnten schon, dass wir nicht alleine sein werden. Wir waren trotzdem nicht darauf vorbereitet, was auf uns wartete. Direkt neben dem Parkplatz gab es Marktstände, wo man Getränke, Süßigkeiten und farbige Kleider und Masken kaufen konnte. Die Leute liefen in dichten Scharen zu den Canyon. Es war sehr heiß. Als wir im Canyon ankamen, wurde es schattiger uns so etwas erträglicher. Aber der Canyon war natürlich auch voll mit Menschen. Wir wissen, wir sind verwöhnt, aber wir hatten die meisten schönen Orte in der letzten Zeit nur für uns oder mussten sie nur mit einer Handvoll Leuten teilen. Qeshm ist allerdings so eine Art Urlaubsinsel für die Iraner, vor allem im Winter, wo es im größten Teil des Landes kalt ist. Hier ist es schön warm, die Landschaft reizend und noch dazu kann man hier dank der Freihandelszone günstig schöne Sachen einkaufen. Das bedeutet, dass die Insel in der Hochsaison von Dezember bis März viele iranische Touristen hat, was wir bisher im Iran so nicht erlebt haben.
Der Canyon war wunderschön, mit geschwungenen, vom Wasser geformten Wänden. Man kann vom Hauptarm nach links oder rechts abbiegen und in den engen Schluchten rumlaufen. Wir sind bis zum Ende des linken Seitenarms gelaufen, wo wir die Schönheit des Canyons auch ein bisschen ohne Menschen genießen konnten.
Nach dem Canyon sind wir zu den Namakdan Salt Caves gefahren. Wir wussten wieder nicht, was auf wartet. Die Salzhöhlen wurden ausgeschildert, wie alle anderen touristischen Ziele der Insel. Am Anfang fuhren wir auf einer Asphaltstraße, aber diese endete bald. Danach gab es nur eine Piste, mal besser, mal schlechter. Auf dem Weg hat uns eine tolle Landschaft begleitet.
Snakeskin Rocks (Schlangenhaut Felsen):
Als wir bei den Salzhöhlen ankamen, waren wir die einzige Besucher. Hier mussten wir auch einen Eintritt bezahlen (wie meistens 1 Mio Rial pro Person, was 2 EUR entspricht.) Wir durften mit Fritzchen zum inneren Parkplatz fahren.
Von dort aus hat uns ein Guide des Parkes geführt und alles in gebrochenem, Englisch erklärt. Das gesamte Salzhöhlensystem ist 8 km lang und es gibt mehrere Salzhöhlen. Nr. 1 kann man alleine besichtigen, Nr. 2 nur mit Guide und Nr. 3 ist nur für professionelle Höhlenforscher.
Wir konnten also Nr. 1 und 2. anschauen. Wir haben mit Höhle Nr. 2 angefangen, wozu wir erstmal 1 km zu Fuß laufen mussten.
Am Weg entlang gab es große Löcher im Boden, wo man aufpassen musste nicht in eine Art Dolina reinzufallen.
Man konnte überall Salz, bzw. verschiedene Mineralienschichten (vor allem Eisenoxid (rot) und Kupferoxid (grün)) sehen. Schon die Wanderung war beeindruckend.
Der Eingang der Höhle Nr. 2:
Als wir die Höhle eintraten, mussten wir unsere Kopflampen anmachen.
Was wir in der Höhle sahen, war atemberaubend. Wir haben sowas noch nie gesehen. Überall hingen und standen Stalaktiten und Stalagmiten aus weißen Salzkristallen.
Der Boden war bedeckt mit rosanen Salzkristallen (Himalayasalz), die verschiedene Mineralien enthielten. Wir liefen auf Salzbergen in der Höhle.
Wir waren alleine mit einem Guide und die Schönheit der Höhle machte uns sprachlos. Die Decken und die Wände glitzerten in vielen Farben.
Wir haben für einen Moment auch unsere Kopflampen ausgemacht und die vollkommene Stille und Dunkelheit genossen. Dann kamen wir in der letzten Halle an, die definitiv mehr als 10 m hoch war. Von hier aus sind wir auf Salzbrocken rausgeklettert.
Der Ausgang:
Wir liefen dann auf demselben Weg zurück zur Höhle Nr. 1. Zwischenzeitlich war es fast dunkel.
Wir wollten trotzdem die Höhle Nr. 1 auch sehen. Diese hatte nur einen Zugang und innen war es relativ warm. Hier waren nicht so ausgeprägte Stalaktiten und Stalagmiten. Der Guide hat uns erzählt, dass früher drinnen ein sehr großer stehender gelber Tropfsteil aus gelbem Salz stand, der aber vor ein paar Jahren leider zusammengebrochen ist.
Es war dann komplett dunkel, als wir mit der Tour fertig waren. Wir haben den Guide gefragt, ob wir am Parkplatz übernachten dürfen, was er erlaubt hat. Wir haben dann unsere Wäsche aufgehängt und ein leckeres Abendessen gemacht. Die Nacht war sehr ruhig.
Als wir weiterfuhren, haben wir den Salzfluss, der aus Höhle Nr. 3 kommt, gesehen:
Die Landschaft war immer noch karg aber sehr beeindruckend.
Irgendwann erreichten wir den ersten Ortschaft mit einem Strand.
Unsere Wassertanks waren fast leer, deshalb war unser erstes Ziel eine Wasserstation, wo wir sie befüllen könnten. Wir haben die auf IOverlander markierte Entsalzungsstation schnell gefunden. Obwohl es Wochenende war, war jemand dort. Der Mann war sehr nett und hilfsbereit und unsere Wassertanks waren innerhalb von 15 Minuten wieder voll. Das Wasser hat diesmal auch nichts gekostet.
Wir wollten auf der Insel nur noch einen Ort anschauen: das Tandis Tal (Valley of the Statues). Es ist auch eine Art Schlucht, aber ganz anders als das Chahkooh Canyon.
Wir haben gelesen, dass man hier auch Eintritt zahlen muss, aber als wir auf einem Feldweg zum Parkplatz fuhren, haben wir kein Häuschen mit Parkwächter gesehen und keine wollte was von uns. Am Parkplatz waren ein paar iranische Touristen und wir sind natürlich wieder ganz schnell zur Hauptattraktion und Fotomotiven geworden.
Wir wurden von einer iranische Familie, die leider kein Englisch konnte, auch zum Essen eingeladen, aber wir haben schon gerade gegessen und wollten die Schlucht anschauen. Es gab keine Wege oder Pfade, wir sind einfach in Richtung der Öffnung der Schlucht gelaufen. Der Boden war mit tiefen Rillen durchgezogen, wir mussten sie immer wieder überspringen oder um sie herum laufen.
Die Erde war auch sehr porös und als wir sie näher angeschaut haben, haben wir gesehen, dass sie hauptsächlich aus der Schale von uralten Meereseinwohnern bestand. Es war ein unglaubliches Gefühl, fast komplette Muscheln in der Hand zu halten, die genauso aussahen, als man sie heute im Meer finden kann. Aber sie waren wahrscheinlich mehrere Millionen Jahre alt!
Kurz vor Abend sind wir aufgebrochen, um in der Nähe einen anderen Parkplatz für die Nacht zu finden, weil es bei unseren kein Internet gab. Wir sind auch bald, noch gerade bei Sonnenuntergang fündig geworden.
Kaum haben wir angehalten, kamen wieder Iraner vorbei. Diese waren auch Camper und waren von unserem Auto total begeistert. Es wurde gefilmt und fotografiert was das Zeug hält. Es waren 3 Pärchen aus Teheran und Isfahan, die hier das Wochenende verbracht haben. Zwei Frauen konnten auch Englisch und so konnten wir uns ein bisschen unterhalten. Sie sind auch für den Abend geblieben, haben etwas gekocht, aber danach haben sie sich verabschiedet und sind weggefahren. Wir waren wieder alleine und hatten eine Nacht vor der tollen Kulisse.