Frühs fuhren wir in herrlichem Sonnenschein durch die wunderschöne Landschaft. Wir konnten sofort verstehen, warum Kirgistan Schweiz des Ostens genannt wird.
Was sehr interessant war, wir haben neben der Straße oft solche „Häuser“, manchmal sogar ganze „Städte“ gesehen. Erst als wir näher kamen, konnten wir erkennen, dass es gar keine Häuser oder Städte sind. Es waren Gräber in großen Grabstätten. Wir hatten sowas noch nie gesehen.
Wir fuhren durch kleine Dörfer. Die Häuser, die Zäune, die alten Autos (unglaublich viele Audi 80 und 100, sowie Ladas) haben uns (Ex-)Ost-Europäer sehr an unsere Heimatländer in den 80-ern erinnert. (Adam und seine Familie kommen aus Tschechien, Mariana und John stammen ursprünglich aus Rumänien und ich aus Ungarn.) In einem kleinen Dorf Kara-Suu besuchten wir ein Museum, das die Geschichte der Gegend und Kirgistan sowie kirgisische Kunst zeigte.
Das Museum:
Wir liefen dann zu dem nahen Koshoy Korgon, eine ehemalige Karawanserei und Festung. Leider ist von der Zitadelle nicht mehr viel übrig, außer dem Erdpfeiler rund um die Festung gibt es nicht mehr viel zu sehen. Aber dies ist ein recht interessanter Ort da, „Koshoy Korgon […] eine wichtige Rolle in der Geschichte der Seidenstraße [spielte]. Es lag strategisch günstig an der Handelsroute und diente als wichtiger Verteidigungspunkt für die durch die Region ziehenden Karawanen. Die Festung wurde auch für Handel und Gewerbe sowie für diplomatische Zwecke genutzt. Es war ein wichtiger Treffpunkt für Kaufleute, Beamte und Reisende aus verschiedenen Teilen der Welt.“ So stand es im Museum.
Der Modell von Koshkoy Korgon im Museum:
Nach der kurzen Pause fuhren wir weiter durch grüne Berge mit Jurten und Viehherden. Wir haben definitiv noch nie so viele frei lebende Pferde gesehen wir hier. Sie waren überall.
Unser nächster Halt war Naryn. Hier wollten wir uns alle Dinge besorgen, die lebenswichtig sind, wenn man ein neues Land betritt: lokales Geld, SIM und Essen. Die ersten 2 haben wir zusammen mit den anderen erledigt, Adam und Kristina mit ihren Russischkenntnissen waren mal wieder große Hilfe. Danach kam es zum Abschied, was ziemlich schwer war. Wir haben die Zeit mit unserer China-Crew richtig genossen. Es was schön, die Erlebnisse, Schönes und weniger Schönes miteinander zu teilen und zu wissen, wir sind nicht alleine. Wir hoffen wirklich sehr, Leigh, Mariana und John, Adam, Kristina, Wilhelm und Emma irgendwann nochmal wieder zu sehen.
Wir waren noch in unserem Auto und haben offene Aufgaben erledigt (endlich hatten wir starkes, stabiles Internet!), als Adam mit seiner Familie schon im Globus Supermarkt einkaufen war. Er hat uns gleich eine Nachricht geschickt: er sei im Paradies! Als ich gefragt hab, ob es Käse, Wurst und Bier gebe, kam zurück: „Hier gibt es ALLEEEEES!“ Wir sind dann ein bisschen später auch dorthin gefahren. Der Laden war tatsächlich das Paradies! Wir konnten kaum aufhören, zu schlemmen. Nach so langer Zeit im Orient, war es so toll, endlich wieder Produkte zu sehen, die wir von zu Hause kennen und schätzen. Nichts Besonderes, einfach nur knuspriges Sauerteigbrot, normalen Käse (kein Industrieschmelzkäse), saure Sahne, Schinkenwurst und Salami, und für Marc natürlich Bier.
Es gab sogar deutschen Glühwein, den wir natürlich auch kaufen mussten.
Und was wir natürlich auch gleich besorgten, war ein neues großes Küchenmesser. Ihr erinnert euch, der chinesische Zoll in Tashkurgan hat unsere 2 großen Küchenmesser konfisziert. Seitdem hatten wir nur so kleine Schälmesserchen, womit wir z.B. Fleisch oder eine Melone kaum schneiden konnten. Also musste ein neues Messer her. Und was denkt ihr, wo wurde das große, in China verbotene Messer mit einer mehr als 15 cm langen Klinge hergestellt? Natürlich in China.
Nach Naryn fuhren wir alleine weiter. Die Landschaft war weiterhin wunderschön, auch wenn es wieder angefangen hat zu regnen. Wir fuhren durch kurvige Straßen durch ein Gebirge, manche Pässe waren höher als 3000 Meter.
Wir haben das Gebirge größtenteils hinter uns gelassen, als wir beide merkten, dass etwas mit Fritzchen nicht stimmt. Marc hat sofort angehalten und wieder die Temperatur der Achse gemessen. Es waren über 150 Grad!!!! Wir wussten sofort, dass wir ein großes Problem haben. Wir haben trotzdem gehofft, dass mit warten, die Achse abkühlen lassen und danach sehr langsam fahren, wir irgendwie weiter kommen. Wir mussten wenigstens bis zur nächsten Ortschaft. Hier oben gab es weder Menschen die uns helfen konnten, noch Internet, um Hilfe zu organisieren. Wir fuhren dann 15 km weiter zum nächsten Ortschaft, die Kleinstadt Kotschkor. Als wir beim Ortseingang anhielten, war die Achse wieder über 150 Grad. Wir fuhren mit 10 km/h in die Ortschaft ein und versuchten, wenigstens einen Gummihändler zu finden, der uns vielleicht helfen könnte, eine Werkstatt zu finden. Wir haben einen neben der Hauptstraße gefunden, aber es war Samstagabend, und er war natürlich zu. Wir blieben daneben stehen (zum Glück war da ein großer, freier Platz) und haben uns dort für die Nacht eingerichtet.