19.9.2023 Dienstag – Gürün, Sogul Canyon, Malatya, Taurus Gebirge, Nemrut Dagi

Nach dem Frühstück und dem täglichen Lernen haben wir einen kleinen Spaziergang in den Canyon gemacht. Es führte ein ausgebauter Weg an der Felswand entlang in den Canyon rein. Das Wasser war türkizblau und kristallklar, man konnte sogar die Fische vom Weg in ca. 6-7 m Höhe sehen. Wir sind bis zu den Wasserfällen am Ende der ausgebauten Strecke und danach kurz runter zum Wasser gelaufen. Das Wasser war sauber und kühl, Marius wollte auch baden. Aber wir wollten weiter, der kommende Weg durch das Taurus Gebirge schien viel Zeit zu brauchen.

Diesmal haben wir auf dem Weg bei einem kleinen Restaurant neben der Straße angehalten, um zu  Mittag zu essen. Das Restaurant war erst vor 2 Tagen geöffnet worden, sie waren quasi immer noch im Aufbau. Die angebotene Linsensuppe und die Gözleme waren trotzdem lecker.

Als wir immer südlicher gefahren sind, näherten wir uns zu Gebieten, die von dem verheerenden Erdbeben in Februar 2023 betroffen waren. Das erste Mal haben wir es gemerkt, als wir neben der Straße drei identische Hochhäuser gesehen haben. Zwei standen noch normal da, aber das Dritte war ein Stockwerk niedriger und stand schief. Als wir näher kamen, haben wir gesehen, dass das Erdgeschoss zusammengebrochen und verschwunden ist.

Als wir in Malatya, einer Großstadt, die Aprikosenhauptstadt genannt wird, reingefahren sind, war die Zerstörung noch sichtbarer. Jedes zweite Haus fehlte, stattdessen blieben nur Schutthaufen. Überall waren kaputte Häuser mit Rissen, ohne Fenster und Türen. Die Aufräumarbeiten waren immer noch im vollen Gänge. Hier sind 80-100 Tausend Menschen gestorben. Wir können es uns gar nicht vorstellen, wie es war, diese Tragödie durchzuleben. Es war noch jetzt, 7 Monate danach, sehr erschütternd die Auswirkungen, auch als nur Durchreisende, zu sehen.

Unsere Weiterfahrt im Gebirge war einfach unbeschreiblich. Es fühlte sich an, als ob wir fliegen würden. Die Straße wand sich immer höher, dann wieder runter, dann wieder hoch immer an den Berg geschmiegt. Vor uns lag die gesamte Landschaft mit Bergen, Seen, Ortschaften. Solche Bilder sieht man sonst nur aus dem Flugzeug.

Die Krönung war das letzte Stück kurz vor Nemrut Dagi. Hier wurde die Straße immer enger und kurviger. Marc hat tatsächlich die Gelände-Untersetzung eingeschaltet, so steil war das Rauf und Runter. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit war definitiv nicht mehr als 40 km/h. Eine Serpentine folgte der anderen, ohne Leitplanken. Mal war neben mir, mal auf Marc’s Seite der Steilhang neben uns, wo es mehrere hundert Meter in die Tiefe ging. Marc musste sich sehr konzentrieren beim Fahren, aber Mann und Maschine haben es bravourös gemeistert.  

Es war schon dunkel, als wir oben auf 2000 m beim Besucherzentrum angekommen sind. Wir waren hier auch nicht die einzigen Overlander: der Truck einer französischen Familie stad schon am Parkplatz.

Im Besucherzentrum waren drei Männer, sie haben uns gesagt, es sei bis 23 Uhr und morgen ab 4 Uhr offen ist und wir können gerne reinkommen zum Essen, Chillen oder auf die Toilette. Bis zu den Statuen müsste man noch 2 km auf eine sehr kurvigen Schotterstraße fahren. Dies könnten wir entweder mit unserem eigenen Fahrzeug machen oder für 300 TL ihr Auto (einen alten Renault) als Taxi nehmen. Sie wären ab 4 Uhr schon da, und ab 5 Uhr könnten wir gerne hochfahren, um den Sonnenaufgang oben zu erleben. Nach kurzer Besprechung haben wir uns entschieden, dass wir es tatsächlich machen werden und den Wecker wieder auf 5:15 gestellt.     

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