19. Juni 2024, Mittwoch – Fahrt von Iskanderkul See nach Samarkand

Nachdem wir alles repariert und gewaschen und uns auch ein bisschen erholt haben, war es Zeit nach Usbekistan weiterzufahren. Wir fuhren wieder am See entlang zurück.  

Unsere Wassertanks waren aber eher leer als voll und wir wollten irgendwo auf dem Weg Wasser holen. Wir fuhren raus aus dem Tal zur Hauptstraße und fuhren dann stetig runterwärts. Wir hielten bei einer Quelle an, die direkt neben der Straße aus zwei Röhren in ein Becken lief. Es schien sehr sauber und viele andere Autos hielten an, um Wasserflaschen zu befüllen. Diesmal war das Tanken ein bisschen tricky. Erstens, es gab keine Parkplätze, wir hielten nur am Straßenrand und mussten schon ziemlich auf den Verkehr aufpassen, der auf der Fahrerseite vorbeiraste. Zweitens, es war nicht möglich, unsere Schläuche anzuschließen, wir mussten eine andere Lösung finden. Wir haben dann unseren Eimer in das Becken gestellt und saugten das Wasser daraus. Hierbei mussten wir aufpassen, dass unser Schlauch, durch den wir das Wasser saugten, weder aus den Eimer springt, noch direkt unter dem starken Wasserstrahl der Quelle ist. Am Ende ging alles gut und wir hatten unsere Wassertanks wieder voll.

Neben der Straße verkauften Frauen und Kinder Obst. Wir hielten bei ein paar Jungs an und kauften kleine, aber leckere Aprikosen.

Wir fuhren erstmal weiter im Gebirge, aber die Berge um uns herum wurden immer niedriger.

Irgendwann waren sie dann weg und wir befanden uns auf einer Ebene.

Wir wollten noch vor der Grenze nochmal tanken, weil wir nicht sicher waren, wann und wo wir in Usbekistan Diesel bekommen. Usbekistan hat viel Erdgas und die meisten Autos fahren mit Gas. Angeblich ist es heutzutage nicht mehr so schwer, Diesel zu bekommen wie vor ein paar Jahren, wo man oft Schwarzmarktdiesel aus Flaschen kaufen musste. Wir hielten also bei mehreren Tankstellen auf dem Weg zur Grenze an, aber leider konnten wir nirgendwo mit Karte bezahlen. Da wir kein tadschikisches Bargeld mehr hatten, mussten wir dann mit halbvollen Tanks nach Usbekistan fahren und es darauf ankommen lassen.

Wir fuhren durch die Grenzstadt Panjakent, ohne anzuhalten.

Vor der Grenze stand eine lange Lkw-Schlange, neben der wir vorbeifuhren. Wir waren gespannt, wie lange alles dauern wurde. Freunde haben uns gewarnt, dass die Usbeken alles ziemlich genau kontrollieren und durchsuchen, sogar mit einem Hund. Egal, es soll nur schnell gehen. Die tadschikische Seite ging schnell. Die Beamten waren nett und sie schickten uns neben den anderen Lkws vorbei auf der Gegenseite zum Tor. Der dortige Beamte wollte uns erst zurückschicken (wir seien doch ein Lkw), aber Marc hat ihm klar gemacht, dass seine Kollegen uns hier hingeschickt haben. Kurz darauf erschienen hinter uns auch die Tschechen, die wir gestern am See getroffen haben und noch ein anderer Pkw.

Kurz darauf durften wir auf die usbekische Seite fahren.

Die Kinder und ich mussten wieder aussteigen und durch die Passkontrolle laufen. Danach wechselte ich ein bisschen Geld. Zwischenzeitlich wurde unser Fritzchen angeschaut. Ein Beamter stieg in den Wohnkoffer ein und Marc musste Boxen und Schränke öffnen. Der Hundeführer stieg mit dem Hund in die Fahrerkabine ein, aber der andere Beamte schickte ihn sofort raus, als er im Durchgang zum Wohnkoffer erschien. Die gesamte Durchsuchung und Grenzkontrolle war eigentlich nicht schlimmer als bei anderen Grenzen.

Da wir schon Geld hatten, war unser nächster Stop bei einem Handyladen, wo wir SIM-Karten kaufen wollten. Neben dem Verkäufer war noch ein junger Mann im Laden, der uns gleich auf Englisch gefragt hat, was wir brauchen und ob er uns helfen kann. Das war Humo, der in Polen International Communications studiert und in diesem Vorort von Samarkand lebte. Er hat uns dann im Laden alles übersetzt. Danach habe ich ihn gefragt, ob er mir sagen kann, wo ich Brot kaufen kann. Daraufhin ist er sofort mit mir mitgelaufen und hat mich zu einem Bäcker gebracht. Als ich bezahlen wollte, hat der Bäcker (der ein Freund von Humo war) mir das Geld zurückgegeben. Die zwei usbekischen Fladenbrote seien ein Geschenk, willkommen in Usbekistan! Danach haben wir noch zusammen eine große Melone gekauft, bevor wir zum Handyladen zurückliefen. Zwischenzeitlich war Marc fertig mit dem SIM-Kartenkauf. Wir haben uns bei Humo für seine nette Hilfe bedankt. Bevor wir uns aber hätten verabschieden können, hat er uns zu seiner Familie zum Abendessen eingeladen. Wir könnten dort auch schlafen und er würde mit uns abends nach Samarkand fahren und uns die Stadt zeigen. Wir haben uns für sein Angebot bedankt, aber wir wollten für ihn und für seine Familie keine Umstände machen. Am Ende haben wir uns geeinigt, dass wir gerne bei ihnen zum Abend essen (wenn es für die Frauen der Familie nicht zu viel Arbeit macht), aber wir schlafen auf jedem Fall in Fritzchen.

Wir fuhren dann Humo hinterher zu seinem Haus. Humo lebt mit seiner Mama und seiner Schwester. Sein Papa ist leider schon gestorben, sein älterer Bruder lebt und arbeitet in den USA. Er hat bisher auch in Polen gelebt und studiert und ist vor kurzem erst zurückgekommen, um sich um seine Mama und Schwester zu kümmern. Es ist hier (wie oft in muslimischen Ländern) so, dass das jüngste Kind sich um die Eltern kümmern soll, wenn sie alt sind. Als Gegenleistung erbt er das Elternhaus. Wenn er heiratet, zieht seine Ehefrau auch in dieses Haus ein. Ab dem Moment kümmern sich die zwei Frauen gemeinsam um den Haushalt. Humo hat auch erzählt, dass obwohl er keine Freundin oder Verlobte im Moment hat, er nächstes Jahr heiraten möchte, weil seine Mama auch Unterstützung zu Hause braucht. Seine Frau wird er mit Hilfe von seiner Familie und Freund in einem Jahr schon finden. Andere Länder, andere Sitten halt.

Als wir bei Humos Haus ankamen, warteten seine Mama und seine Schwester schon auf uns. Sie waren beide sehr nett und freundlich, sprachen aber leider kein Englisch. Das Haus war von schön und hatte hinter der Straßenfassade einen großen, grünen Innengarten. Sie hatten neben Pflanzen auch ein paar Schafe in einer Ecke.

Wir wurden durch die Küche in ein dekoriertes Esszimmer mit Sofa und Tisch geführt. Der Tisch wurde mit allem Guten gedeckt. Die zwei Damen aßen nicht mit uns, aber als wir fertig gegessen haben, kamen sie auch rein. Humo hat übersetzt, so konnten wir uns ein bisschen unterhalten.

An dem Abend war aber auch das Fußballspiel Deutschland-Ungarn in EM 2024. Es war für uns so was wie das Familienmatch. Die Kinder wollten dieses unbedingt sehen. Wir haben Humo gefragt, ob er vielleicht ein Ort kennt, wo man das Spiel anschauen könnte, ob es hier sowas wie Public Viewing der EM gibt. Wir waren zwar in Asien, aber wer weiß? Und er hat tatsächlich einen Ort gekannt, wo wir das Spiel auf einem großen Fernseher auf einem bequemen Sofa schauen konnten. Es war so einer Art Gamer Club, wo Jungs vor großen Bildschirmen Computerspiele spielen. Es war echt klasse. Deutschland hat natürlich Ungarn geschlagen, aber das war zu erwarten.

Nach dem Spiel war es zu spät, um noch Samarkand mit Humo anzuschauen. Wir haben uns entschieden, alleine nach Samarkand zu fahren, um dort auf einem Parkplatz nicht weit weg von dem Registan (die bekannteste Sehenswürdigkeit von Samarkand) zu übernachten. Der Parkplatz war so nahe, dass man von dort tatsächlich die Kuppeln der schönen Mädresse sehen konnte. Wir hatten Bedenken, dass wenn wir tagsüber dort hinfahren, der Platz voll sein wird und wir keinen Parkplatz für uns finden. Wir haben uns aber von Humo nur temporär verabschiedet. Wir haben uns für morgen Nachmittag verabredet, um Samarkand gemeinsam anzuschauen.

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