Am nächsten Morgen haben wir auf Google Maps mehrere Werkstätte gefunden. Wir fuhren zu einer hin, und hofften, dort spätestens morgen, am Montag Hilfe zu bekommen. Die Werkstatt war überraschenderweise offen und wir versuchten, mit Google Translate mit dem Automechaniker zu reden. Er hat aber überhaupt kein Interesse gezeigt und kaum auf unsere Kommunikationsversuche reagiert. Zum Glück waren drei andere Kunden bei ihm. Einer von ihnen ist mit uns zu unserem Auto gekommen und hat gleich gekonnt unter/hinter dem linken Rad geschaut und Marc gleich drauf hingewiesen, dass da was nicht passt. Als wir es angeschaut haben, haben wir gesehen, dass das gesamte Rad sich nach außen bewegte.
Die rechte Seite, so sollte es sein:

Die linke Seite hat sich nach außen bewegt:

Es war klar, dass wir alles auseinandernehmen müssen, um mehr zu erfahren. Marc hat den Mann gefragt, ob wir dort bleiben konnten, wo wir standen. Daraufhin hat er vorgeschlagen, in seine Straße zu fahren, dort sei es ruhiger und flach, und es gibt dort auch andere Lkws und Lkw-Fahrer die uns helfen könnten. So haben wir Ernis kennengelernt. Er ist auch Lkw-Fahrer und ein unglaublich netter Mensch, der uns gegenüber unglaubliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft zeigte.
Wir fuhren ihm also hinterher. Bevor wir aber den von ihm vorgeschlagenen Platz vor seinem Haus erreicht hätten, merkten wir beide, dass unser hinteres linkes Rad sich ganz komisch benimmt. Es fühlte sich so ähnlich an, wie bei einem Platten. Wir sind sofort stehengeblieben, dort wo wir waren. Zum Glück, denn unser linkes Hinterrad hätte sich bald von uns verabschiedet. Marc hat versucht, Fritzchen einigermaßen gerade hinzustellen, dann wir wussten, so wie wir jetzt stehen, werden wir in den nächsten Tagen oder sogar Wochen stehen bleiben.

Ernis und ein anderer Lkw-Fahrer, der auch ein bisschen Englisch konnte, halfen dann Marc, das Rad auseinander zu nehmen.


Was sie fanden war, überhaupt nicht lustig. Alles in der Achse inklusive Planetengetriebe war komplett auseinandergefallen und kaputt. Hier gab es nichts mehr zu reparieren…. Was machen wir jetzt?


Es war klar, wir brauchen Ersatzteile. Nicht nur ein paar, sondern lieber die gesamte linke Hinterachse, mit allem Drum und Dran. Aber woher? Als wir in Islamabad Probleme mit der Achse hatten, hat Marc unsere Geschichte in einer privaten WhatsApp-Gruppe für Magirus Deutz 170/192 d11 Besitzer, so einer Art Magirus Community, erzählt. In der Gruppe gibt es ca. ein Dutzend Gleichgesinnte, die auch so ein Fahrzeug besitzen wie wir. Einer dieser Männer ist Hannes, der unsere alten Reifen von Fritzchen gekauft hat. Als er unsere Problem las, hat er sich sofort bei uns gemeldet und seine Hilfe angeboten. Er hat auch erzählt, dass ein Kumpel von ihm einen Magirus ausschlachtet und wir uns vielleicht die Hinterachse gleich sichern könnten. Wir fanden die Idee gut, und haben ihn gebeten, dies für uns zu tun. Als wir jetzt noch größere Probleme hatten, wendeten wir uns wieder an Hannes. Wir hofften, dass er die Achse dann abholen kann. Aber er hat nicht nur dies getan. Da diese Achse von seinem Kumpel kurzfristig doch nicht erreichbar war, hat er nach weiteren Achsen gesucht, eine andere Achse aus einer anderen „Schlachtung“ gekauft, sie abgeholt, auseinandergebaut, weitere notwendige Ersatzteile und Werkzeuge besorgt, das ganze vorfinanziert, auf einer Palette eingepackt und perfekt transportfähig gemacht. Wahnsinn! Wir haben ihn nur einmal getroffen! Wir können ihn nicht dankbar genug sein! Ohne ihn hätten wir ganz schön in der Patsche gegessen.
Aber das war noch nicht alles. Uns fehlte noch ein Dichtring, der schwer abnehmbar ist und meistens bei der Demontage kaputt geht. Er wird leider auch nicht mehr hergestellt. Marc hat unseren Ersatzring auch von einem Hersteller für Oldtimer speziell bestellt. Genau dieser Ring fehlte uns. Marc hat sich erinnert, dass ein anderer Magirus-Spezil, Tommy, den wir auch nur online kennen, irgendwann mal erzählt hat, dass er auch welche besorgt hat. Als Marc ihn kontaktierte, er hat sofort angeboten, seinen Ersatzring uns zur Verfügung zu stellen. Er hat ihn gleich am selben Tag eingepackt und Hannes geschickt. Unglaublich! Tommy, dir danken wir auch aus vollem Herzen!
Mit Thommys und vor allem Hannes Hilfe haben wir es geschafft alle Ersatzteile innerhalb weniger als einer Woche versandbereit in Deutschland zu haben. Jetzt mussten wie sie „nur“ nach Kirgistan schaffen.
Wir haben gedacht, dass die Besorgung der Ersatzteile die härtere Nuss sein wird, aber es war am Ende nicht so. Das ging mit Hilfe der „Magirus-Community“ und vor allem Hannes im vollen Einsatz am Ende wirklich leicht. Aber einen Spediteur zu finden, die einen privaten Export/Import von Deutschland nach Kirgistan organisiert, sich mit den entsprechenden Zollvorschriften auskennt und die entstehenden Probleme lösen kann, das war richtig hart. Durch Freunde und Traveller WhatsApp-Gruppen haben wir dann die entscheidenden Tipps bekommen, die deutsche Botschaft und den ADAC Ersatzteile-Versand zu kontaktieren. (Danke Adam und Malte!) Ein netter Mitarbeiter der Botschaft hat uns einen kirgisischen Spediteur empfohlen, der den Import und Versand in Kirgistan machen konnte und wollte. Der deutsche Teil wurde dann von ADAC profimäßig und schnell organisiert. Am Ende hatten wir nach weniger als zwei Wochen nach unserem unfreiwilligen Stopp in Kotschkor die Ersatzteile erhalten und Marc konnte sie dann zusammen mit Marius einbauen.

Also saßen wir in einem Wohngebiet in einer kirgisischen Kleinstadt mit einem großen technischen Problem fest. Ihr könntet denken, uns ging schlecht. Aber es war überhaupt nicht so. Natürlich waren wir ein bisschen gestresst, als wir versucht haben, die Lösung auszuarbeiten. Aber es wurde früh klar, dass es eine Lösung geben wird, was uns ein bisschen ruhiger machte. Gleichzeitig haben wir eine unglaubliche Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit von ganz vielen Menschen erlebt. Nicht nur Hannes und Tommy aus Deutschland eilten uns zu Hilfe, sondern Ernis und viele seiner Nachbarn taten alles, um uns zu helfen und zu unterstützen.
Ernis der Lkw-Fahrer, der uns bei der Werkstatt aufgegabelt hatte, hat uns gleich am ersten Abend zum Abendessen zu seiner Familie eingeladen. Wir mussten zwar die ganze Zeit mit Google Übersetzer kommunizieren (wir sprechen kein Russisch, sie kein Englisch), aber es war egal. Ernis, Urmat (seine Frau) und Birmet (seine Tochter) und die Oma haben uns so herzlich aufgenommen, als ob wir zu Familie gehören würden. Der Tisch sah aus wie ein „Tischleindeckdich“. Es gab Somsa (mit Fleisch und Gemüse gefüllte, würzige, gebackene Teigtaschen) und das kirgisische Nationalgericht Beschbarmak (kirgisisch für Fünf Finger). Für Beschbarmak wird das Fleisch gekocht, kleingeschnitten und mit Nudeln gemischt. Es wird gewöhnlich auf einem großen Teller mit einer Suppe serviert. Dazu gab es Brot, Salat und Chai. Sie haben uns auch am Freitag zu einem Familienpicknick eingeladen. Es war ein sehr schöner Abend und wir haben uns gleich nicht mehr so verloren gefüllt.


Am nächsten Tag kam die nächste Einladung. Unsere Nachbarin im Haus uns gegenüber, Aipiree hat uns in ihr Café zum Abendessen eingeladen. Ihr Café hieß Azem Café und befand sich in der selben Straße nur 150 m entfernt.

Der Tisch war für uns schon wunderschön gedeckt. Am Tisch saß noch Saltanat, Aipirees Englischlehrerin. Aipiree hat erst vor zwei Monaten angefangen, Englisch zu lernen, weil sie die Green Card Lotterie gewonnen hatten und planen im Herbst, in die USA umzusiedeln. Sie haben auch 3 Kinder, die natürlich auch mitgehen werden.

Dieser Abend war auch sehr nett. Wir durften bestellen, was wir wollten. Ich wollte etwas lokales ausprobieren und habe Manty (mit Fleisch und Gemüse gefüllte Teigtaschen, gekocht oder frittiert) probiert, in der frittierten Version. Es war ähnlich wie Momo in Nepal.


Am nächsten Tag habe ich das schöne Wetter genutzt und unsere Wäsche gewaschen. Ich durfte alles in Aipirees Garten aufhängen. Sie gab uns auch Wasser, um unsere Tanks aufzufüllen.
Am Freitagvormittag kam Ernis und wollte uns zum Picknick mitnehmen. Wir sind gerade aufgestanden und waren noch beim Frühstück. Wir haben uns schnell fertiggemacht und schon fuhren wir mit Ernis und seinem Schwager mit. Auf dem Weg kauften wir ein paar Bier und Snacks.

Wir fuhren nicht weit weg von der Stadt, es gab sogar Internet. (Was sehr wichtig war, erstens, weil wir mit Ernis und seiner Familie nur durch Hilfe von Google Translate kommunizieren konnten und zweitens, weil wir immer noch dabei waren, unsere Ersatzteillieferung zu organisieren.) Am Ende unserer Fahrt kamen wir an einem schönen Grundstück mitten im Grünen, zwischen 2 Flusszweigen an. Auf dem Grundstück stand ein überdachter Tischbereich zum Essen, eine Jurte zum Ausruhen und um die Sachen zu lagern, wenn die Leute nicht da sind und ein überdachter Kochbereich. Am Tisch saßen schon viele Menschen, die alle zu Ernis Familie gehörten. Seine direkte Familie und die Oma kannten wir schon, dazu kamen noch seine 5 Geschwister, manche mit Familien mit Kindern, andere alleine. Sie haben uns alle wie Familienmitglieder aufgenommen. Keiner konnte Englisch, die älteste Schwester, die Sportlehrerin ist, sprach ein bisschen Deutsch. Manche der Geschwister leben in Bishkek, andere hier in Kotschkor, aber sie treffen sich hier regelmäßig, um zusammen zu essen, trinken, feiern und tanzen. Also einfach zusammen zu sein. Das Ganze hat mich sehr daran erinnert, als wir uns früher, als ich Kind war, immer mit meiner Familie väterlicherseits bei meiner Oma getroffen haben. Mein Vater hat auch 4 Geschwister und wir haben viele Cousins und Cousinen. Unsere Treffen waren sehr ähnlich, mit vielen Leuten, viel Essen und Trinken und viel Lachen.










Der Tisch war mit allem Gutem inklusive Obst, verschiedenen Salate , Brot und Snacks bedeckt. Bald kam auch die Vodkaflasche zu Vorschein und wir mussten natürlich mittrinken. Aber dieser Vodka war tatsächlich viel besser, als die, die wir bisher gekannt haben.


Wir sollten uns wie zu Hause fühlen und durften auch die wunderschöne Jurte anschauen.


Die Kinder hatten viele Spielkameraden, und spielten zusammen verschiedene Spiele am ganzen Tag. (Im Nachhinein hatten Mira und Marius ganz schön Muskelkater.)




Währenddessen wurde in einem großen Kessel so eine Art Gulasch mit Fleisch mit Gemüse gekocht. Als er fertig war, haben wir uns alle an den Tisch gesetzt und das köstliche Essen gemeinsam verzehrt.



Aber damit war noch nicht genug. Nach dem ersten Essen haben die Männer angefangen, noch Schaschlik (Fleischspieße) über dem Feuer zu machen. Während sich jemand immer um den Schaschlik kümmerte, wurde die Musik in einem Auto hochgedreht und wir tanzten zusammen auf 80-er Jahre Hits.




Als der Schaschlik fertig war, aßen wir wieder zusammen.


Danach wurde aufgeräumt und saubergemacht, bevor wir ein paar Familienfotos gemacht haben.





Es war ein unglaublicher Tag mit Ernis und seiner Familie. Sie haben uns in ihre Mitte aufgenommen und obwohl wir keine gemeinsame Sprache hatten, haben wir uns gut verstanden. Sie haben uns wirklich wie Familienmitglieder behandelt und uns an ihrem Familienleben teilhaben lassen. Wir können uns für diese Freundlichkeit und Gastfreundschaft nicht genug bedanken.
Wir fuhren dann zurück mit Ernis. Die Kinder saßen alle hinten und hatten Spaß.

Am selben Abend waren wir wieder zum Abendessen eingeladen. Diesmal bei einer ganz jungen Familie mit Arambek, Merim und ihrer Babytochter Safia. Merit hat Plov gemacht, ein Reisgericht mit Gemüse und Fleisch, der eigentlich aus Kasachstan stammt.

Arambek hat Tourismus studiert, seine Frau Merim ist Physiklehrerin. Beide konnten ganz gut Englisch und so konnten wir uns unterhalten. Wir haben erwähnt, dass wir in China Kirgisische Leute gesehen haben und dass wir sie an ihren Hüten erkannt haben. Daraufhin ist Merit rausgegangen und kam mit zwei kirgisischen Hüten zurück. Gleich haben meine zwei Männer sie aufgesetzt und wir machten ein paar Fotos. Wir wollten sie dann zurückgeben, aber sie haben darauf bestanden, dass sie Geschenke sind und wir sie behalten sollten.


Im Allgemeinen haben wir in Kotschkor ruhige Tage und schöne Sonnenuntergänge erlebt. Wir schliefen relativ lange, lernten, arbeiteten und organisierten den Transport.








Die Kinder wurden immer wieder von lokalen Kindern abgeholt und gingen dann mit ihnen in den Park.





Am 25. Mai hatten wir dann auch unseren Hochzeitstag, den wir mit einem Glas Sekt feierten. 19 Jahre! Wer hätte damals gedacht, dass wir irgendwann mit unseren Kindern und einem Lkw auf so eine große Reise gehen und unseren Hochzeitstag in Kirgistan feiern. Wir haben schon so vieles gemeinsam erlebt und wir hatten (abgesehen von dem Jahr 2022) und haben ein schönes Leben.

Am 28. Mai mussten wir nach Bishkek, zur russischen Botschaft fahren. Wir hatten online Termine gemacht, um unsere russischen Transitvisa zu beantragen. Ernis hat angeboten, uns zu fahren, so mussten wir kein Taxi suchen. Wir starteten um 9:00 Uhr und fuhren an schönen Landschaften vorbei.



Bishkek haben wir nur ein bisschen aus dem Auto gesehen.


Wir parkten nicht weit weg von der russischen Botschaft und gingen erstmal eine Pizza essen. Danach liefen wir zur Botschaft. Zum Glück hatten uns Robin und Alysha ein Foto vom Eingang zur Visaabteilung geschickt, sonst hätten wir diese nie gefunden.

Als wir beim Eingangstor ankamen, mussten wir nichtmal unsere Namen sagen. Der Mann am Tor hat gleich „Familie Baumann?“ gerufen und uns reingelassen. (Er konnte sogar Deutsch!) Nach ein paar Minuten Warten durften wir rein. Wir haben unsere Papiere durch ein Fenster eingereicht. Der Mann hat unsere Fragen beantwortet und danach gleich die Anträge bearbeitet. Wir mussten dann noch die Visagebühr bezahlen und waren fertig. In einer Woche dürfen wir dann unsere Transitvisa abholen.
Als nächstes stand auf unserem Plan uns mit Adams Freundinnen zu treffen, die unsere neue Wasserpumpe dabei hatten. Wisst ihr noch, unsere Wasserpumpe war kaputt, dann hat Marc sie repariert, dann war sie wieder kaputt, dann wurde sie mit neuem Schalter wieder repariert, aber kurze Zeit später war sie wieder kaputt. Sie hat sich nicht mehr ein- und ausgeschaltet, wir mussten sie immer manuell mit einem anderen Schalter an- und ausschalten, was ziemlich nervig war. Als wir dann hörten, dass Freunde von Adam sie in Kirgistan besuchen und sie für Adams Auto auch kleine Ersatzteile mitbringen, haben wir gefragt, ob es möglich wäre, dass sie uns auch eine neue Wasserpumpe mitbringen. Zum Glück hat eine der 3 Mädels ja gesagt. Wir haben ganz schnell eine Pumpe bestellt und sie zu ihrer Adresse geschickt. Sie kam einen Tag vor ihrem Flug nach Kirgistan an und reiste dann in ihrem Gepäck nach Bishkek. Es war geplant, dass wir Adam und seine Freundinnen am Issik Kul treffen und dort die Pumpe abholen. Aber es kam alles anders und wir konnten gar nicht zu Issik Kul fahren. Zum Glück kamen aber die Mädchen am 28. Mai auch nach Bishkek, da ihr Flug am nächsten Tag von hier nach Hause startete. Wir verabreden uns dann in ihrem Hotel, wo wir unsere Pumpe in Empfang nehmen könnten. Vielen Dank nochmal für die „Lieferung“!
Am nächsten Tag baute Marc die neue Pumpe gleich ein und sie funktionierte sofort! So schön, wieder einfach den Wasserhahn zu öffnen und fließendes Wasser zu haben, ohne dass man noch irgendeine Schalter an- und ausmachen muss. Und als Bonus stellte sich heraus, dass die neue Pumpe wesentlich leiser ist, als die alte es jemals war!
Zwischenzeitlich gingen Marc und Marius auch zu Ernis Frau zum Haare schneiden. Sie ist nämlich Friseurin und arbeitet in einem kleinen Friseursalon nicht weit weg von unserem temporären Wohnsitz.
Während wir in Bishkek waren, wurden auch unsere Ersatzteile für unsere Achse von Hannes abgeholt und nach München zum ADAC geliefert. Am Mittwoch waren sie dann im Flugzeug nach Istanbul unterwegs und am Donnerstag von Istanbul nach Bishkek. Donnerstagnachmittag wurden wir informiert, dass die Zollabwicklung schon abgeschlossen ist. Unser von deutschen Botschaft empfohlener Spediteur, Renat war gerade noch dabei, eine Transportmöglichkeit nach Kotschkor zu organisieren.
Am Freitag war es tatsächlich so weit: unsere langersehnte Lieferung ist angekommen. Es war wie Weihnachten! Viele kleine Pakete und eine große Freude!


Marc hat gleich angefangen, die Teile zu sichten und einzubauen. Marius war eine sehr große Hilfe und die zwei haben es tatsächlich, geschafft bis Sonntagabend fertig zu werden.



Am Freitag kam Saltanats Mann, Birmek nach Hause (er arbeitet als Guide und war die ganze Woche unterwegs) und die zwei haben uns auch zum Abendessen eingeladen. Es war ein sehr schöner Abend und dadurch, dass Saltanat und Birmek beide gut englisch sprechen, war die Kommunikation viel leichter und wir konnten über viel mehr Themen sprechen. Wir haben viel über Kirgistan, ihre Gesellschaft, ihr Schulsystem und über das Leben allgemein hier erfahren.

Während die Jungs geschraubt haben, waren Mira und ich am Samstag mit Aipiree und ihrer Nichte Aijan in der örtlichen Banja. Banjas sind Badehäuser, die in jeder Ortschaft in Kirgistan zu finden sind. Anders als bei uns sind sie nicht (nur) zum Entspannen da, sie sind Orte, wo man sich gründlich reinigt. Männer und Frauen sind hierbei getrennt. Es ist üblich, dass am Wochenende die gesamte (Groß)Familie in die Banja geht und dort 4-5 Stunden verbringt. Die Banja in Kotschkor ist nicht groß.

Die Räume für die Männer sind unten, die für die Frauen oben. Bei dem Eingang haben wir große dünne Handtücher bekommen, worauf wir später sitzen konnten. Nach der Umkleide sind wir im Waschraum gelandet, wo zwei Duschen, viele geflieste Sitzflecken und in der Mitte noch Wasserhähne zu finden waren. Man konnten sich hier entweder abduschen oder kaltes und warmes Wasser aus den Wasserhähnen in einem kleinen Eimer mischen und damit abgießen.

Aus dem Raum öffneten sich 2 weitere Räume. Der eine war ein Dampfbad (Hammam). Nach dem ersten Duschen sind wir dann erstmal in dieses Hammam reingegangen und haben uns auf die Bänke (und die großen Bettlaken) gelegt. Nach ein paar Minuten Entspannung im warmen Dampf, war dann unsere Haut sehr weich geworden.

Wir sind dann wieder in den Waschraum gegangen und haben uns mit abgeschrubbt. Man kann dazu in der Banja extra einen härteren Waschlappen kaufen, die sind aus Kunststoff und sind wie die härtere Seite von Schwämmen. Nach dem Abschrubben haben wir uns wieder abgewaschen (wir haben die Dusche benutzt, aber man hätte auch die Eimer nehmen können.) Ganz am Ende hätten wir uns noch im zweiten Raum begeben können. Dieser war ein Salzraum, wo der eine Wand komplett mit Salzsteinen bedeckt war. Hier kann man sich nach der gründlichen Reinigung entspannen.

Aus der Umkleide öffnet sich noch ein Raum mit Tischen und Bänken, wo man sich in Ruhe hinsetzen und was essen und trinken kann. Da Aipiree und Aijan aber heute keine Zeit mehr hatten, sind wir nicht in den Salzraum oder in den Essensraum gegangen, sondern liefen wir dann nach dem Anziehen wieder zurück zu Fritzchen.
Am Sonntag haben wir tatsächlich angefangen, uns auf die Weiterreise und den Abschied vorzubereiten. Ich habe für die 4 Familien, die uns zum Abendessen eingeladen haben; Geschenke besorgt und sie alle nochmal besucht.

Als ich bei Mirbek und Saltanat war, haben sie mich über unsere weiteren Pläne gefragt. Ich habe ihnen erzählt, dass wir am nächsten Tag vielleicht am Chong Kemin raften gehen möchten. Ich habe davon gelesen und wir wollten einfach zum Fluß hinfahren und dort das Rafting organisieren. Zum Glück haben wir darüber mit Mirbek gesprochen. Er arbeitet als Tourguide und wusste, dass wenn wir es so machen, wie wir es geplant haben, wir nicht raften werden können. Man muss sich zum Rafting unbedingt vorher anmelden und reservieren. Die Raftingleute kommen auch aus Bishkek und sind nur für die Zeit des Raftings am Fluss. Er hatte auch einen Kontakt, den er gleich angerufen hat. So konnten wir uns tatsächlich anmelden und hatten einen vereinbarten Termin am nächsten Tag um 11 Uhr.
Ernis und seine Familie wollten wir noch zusätzlich zu dem kleinen Geschenk als Dankeschön auch in Café Azim (das Restaurant von Aipiree) zum Abendessen einladen. Es hat auch geklappt und wir hatten noch einen schönen Abschiedsabend zusammen.
