Die Nacht war ruhig und still. Als wir aufgewacht sind, spielten ein paar Männer vor unseren Autos Kricket.
Das Wetter hat sich verändert, es war bewölkt und windig. Später hat es auch angefangen zu regnen. Der erste Regen seit Saudi Arabien.
Heute war die wichtigste Aufgabe, unser NOC zu besorgen. NOC bedeutet „Non-Objection-Certificate’’. Es ist ein Dokument, das wir besorgen müssen, um weiterfahren zu dürfen. Wir müssen es unbedingt noch heute erledigen, weil am Wochenende (Samstag und Sonntag in Pakistan) das NOC-Büro geschlossen ist. Und wie wir von den Polizisten heute früh gehört haben, fängt am Montag die Wahlwoche an. Das bedeutet, dass das NOC-Büro in der gesamten nächsten Woche geschlossen sein wird. Wir wollten natürlich nicht eine Woche in Quetta stecken bleiben.
Wir dürfen uns aber in Quetta nicht frei bewegen. Wenn wir Besorgungen machen wollen, müssen wir uns von bewaffneten Polizisten hinfahren lassen. Zum Glück mussten wir nicht alle mit zum NOC-Büro kommen, die Kinder und ich, wir konnten im Fritzchen bleiben. Die anderen Frauen blieben auch bei den Autos. Nach dem Frühstück ging Marc mit den anderen Männern zu den Polizisten. Gemeinsam mit bewaffneten Bewachern ging es dann auf einer Polizei-Pickup-Ladefläche los, die Erledigungen zu machen.
Zunächst ging es zur Behörde, die das NOC ausstellt. Der Ablauf dort war einfach. Man musste ein Formular mit den persönlichen Daten sowie dem Reiseziel ausfüllen und die Pässe mit Visa dazugeben. Der Sachbearbeiter hat die Daten für das NOC-Dokument (in unserem Fall ein Dokument für alle vier) übernommen, ausgedruckt und noch einmal allen zur Durchsicht gegeben. Nachdem alle Fehler ausgeräumt waren, wurde der finale Ausdruck erstellt und von ihm unterschrieben. Fertig.
Die Zuständigkeiten der Polizei sind in Quetta in 4 Bereiche unterteilt. Am Berlin-Quetta Friendship Square wurde daher der Begleitschutz gewechselt und es hieß Umsteigen in einen anderen Pickup mit neuen Bewachern.
Nach dem reibungslosen Behördengang ging es zum Geld tauschen in eine Wechselstube und zu einem ATM zum Geld abheben. Je nachdem, wer was benötigte.
Direkt danach ging es zurück zur Polizeistation, denn es galt, das gerade erhaltene NOC offiziell vorzulegen. Es wurden wieder Kopien von den Pässen und dem NOC gemacht und wir konnten zurück zu den Autos, um abzuklären, was wir neben SIM-Karten noch besorgen müssen.
Brot, Wasserflaschen, Gemüse und Obst und andere Kleinigkeiten.
Wir fuhren also noch einmal los. Wieder wurde die Eskorte gewechselt und es ging zunächst zu einem SIM-Kartenshop, der gerade zumachte, weil es kurz nach Mittag erst einmal Zeit für das Freitagsgebet war. So gegen 15:00 Uhr würde man wohl wieder öffnen. Natürlich gibt es laut den Polizisten weit und breit nur diesen einen Laden, der SIM-Karten an Ausländer verkauft. Also hieß es erst einmal die Einkäufe tätigen und später zurück kommen. Aufgrund eines kleinen Missverständnisses ging es dann erst einmal zu einem Restaurant statt einem Einkaufsladen. Neben dem Restaurant gab es allerdings einen Bäcker, einen Obst- und einen Streetfoodladen, wo es frittierte Gerichte gab. Schließlich ging es doch auch noch in einen kleinen „Supermarket“.
Zurück im SIM-Shop gab es 205 GB für ca. 7 €. Marc hat 2 Karten gekauft. Eine für unseren Router und eine für sein Telefon.
Die begleitenden Polizisten waren übrigens weit mehr als nur Begleitschutz. Sie waren überaus freundlich, geduldig und hilfsbereit. Sie haben übersetzt und viel bei den Einkäufen geholfen, wobei sie stets darauf geachtet haben, dass alle beisammen bleiben damit sie uns gut im Auge behalten können. Marc und die andere Männer fühlten sich wie VIPs mit ihren Bodyguards.
Da es schon Nachmittag war, als die Männer endlich zurückkehrten, haben wir uns alle gemeinsam entschieden, heute in Quetta zu bleiben und erst morgen weiter in Richtung Sukkur zu fahren.