Um 6:00 klingelte der Wecker und 6:15 war meine Schwester wie vereinbart mit ihrer Familie da. Wir sind zum Strand gelaufen und haben den wunderschönen Sonnenaufgang bewundert. Die Kinder haben noch nie einen Sonnenaufgang und insbesondere einen direkt über dem Meer erlebt.
Nach dem schönen Anfang hat der Tag allerdings erstmal eine unschöne Wendung genommen. Einer der Parkplatzwächter ist zu uns gekommen und uns mitgeteilt, dass sein Chef möchte, dass wir den Parkplatz verlassen. Obwohl wir ganz hinten standen, waren wir wohl trotzdem auffällig und mit der ausgezogenen Sonnenplane und Wäscheschnur sah es zu sehr nach Camping aus. Er hat sich tausendmal entschuldigt und uns sogar die Parkgebühr für den Tag zurückgegeben. Wir haben ihm gesagt, okay, wir können gehen, aber nicht sofort, sondern nur morgen früh. So sind wir verblieben.
Parallel hatten wir andere Probleme: Marc hat entdeckt, dass unser rechter Hinterreifen einen tiefen Schnitt in der Reifenflanke hat. Er hat gedacht, wir müssen den Reifen ersetzen. Erstmal haben wir mit den Parkplatzwächter geredet. Er hat uns zu dem hiesigen Lkw-Fahrer geschickt. Er hat gleich einen bekannten Reifenhändler angerufen und nachgefragt. Es hat ein bisschen gedauert, bis die Antwort kam: Ja, er kann den Reifen besorgen, aber es kostet 1000 Euro und die Lieferzeit ist 2-3 Wochen. Das war keine Option. Wir haben überlegt, den Reifen bei unserem Reifenhändler in Deutschland zu kaufen und in die Türkei zu unseren Freunden Jürgen und Frederike nach Bodrum schicken zu lassen. Dies hätte wahrscheinlich funktioniert. Als mein Vater den Reifen angeschaut hat, war sein Vorschlag, dass wir bevor wir einen neuen Reifen kaufen, den Reifen von einem Vulkanisierer (Gummireparateur) anschauen lassen sollten. In Ungarn (und auch in anderen östlicheren Ländern) wird normalerweise erst repariert, und nur wenn es nicht geht, ausgetauscht. Wir haben nochmal mit dem Lkw-Fahrer geredet, und er hat uns angeboten, am nächsten Tag zu seinem Bekannten zu gehen und eine Meinung einzuholen und ggf. den Reifen zu vulkanisieren. Wir hatten schon einen Plan.
Gleichzeitig habe ich versucht auszufinden, wo unser Paket von Tatiana ist. (Ihr erinnert euch, der Hasi mit dem blauen Kleid musste auf Postweg zu seinem Herrchen zurückkommen.) Nach mehreren Telefonaten mit dem Kurier Service, wo ich mehrmals erklärt habe, dass ich keine bulgarische Handynummer habe und auch nicht haben werde, hatten wir immer noch keine Antwort. Ich habe mich entschieden, zum Apartmenthotel zu laufen und nochmal nach dem Paket zu fragen. Die junge Dame an der Rezeption hat nur wenig Englisch gesprochen. Erstmal hat sie mich nicht wirklich verstanden und nur alles verneint. Danach hat sie vom unterm Pult ein Päckchen rausgeholt, und gezeigt, schau ich habe nur das hier. Und was war das? Genau, unser Päckchen. Ich war froh, nach der Odyssee den Hasi zu haben und habe sofort Tatiana geschrieben. Marius war überglücklich, seinen Hasi wieder an sich drücken zu können.
Als nächstes haben wir gemerkt, dass direkt neben unserem Gasherd die Oberfläche der Küchentheke einen Riss hatte. Dieser musste durch die Hitze entstanden sein, die dadurch entsteht, dass wenn wir einen größeren Topf auf den Herd stellen, die Hitze weiter ausstrahlt, als die Glasoberfläche des Herdes reicht. Wir haben überlegt, womit wir den Bereich abdecken könnten, was hitzebeständig ist, aber selber nicht heiß wird. Metall kommt nicht in Frage, es wird heiß. Glas können wir selber nicht bearbeiten. Was könnte die Lösung sein? Ich habe meinen Vater nach seiner Meinung gefragt, vielleicht hat er eine Idee? Und er hatte sie tatsächlich. Er hat ein Material gekannt, das bei hitzebeständigen Dichtungen verwendet wird. Es handelt sich um Fiebermaterial bzw. Kevlar. Jetzt mussten wir nur herausfinden, wie dieses Material auf Bulgarisch heißt und wo wir es finden könnten. Ich habe tatsächlich eine Firma in Burgas gefunden, die solche Dichtringe aus Kevlar selber herstellt. Wir haben uns entschieden, am nächsten Tag unser Glück zu versuchen und zu der Firma hinzufahren.
Als ob es noch nicht genug gewesen wäre, hatte Marius, als er mit der E-Bike einkaufen war, einen Platten auf dem Hinterreifen bekommen. Diesen mussten wir irgendwo auch reparieren lassen.
Und unsere Wasservorräte waren auch zu Ende.
Ihr sieht, wir hatten einiges zu regeln.
Trotz dieses nicht so positiven Tages war der Abend sehr schön. Mein Vater hat uns alle zu einem gemeinsamen Abendessen eingeladen. Obwohl das Restaurant eher wie eine Touri-Falle aussah, waren wir positiv überrascht: Das Essen war sehr gut und die Bedienung sehr nett und hilfreich. Es war ein schöner Abschluss für unsere gemeinsame Zeit.