22. Juli 2024, Montag – Okatse Canyon, Fahrt nach Mestia

Nach dem Frühstück wollten wir heute den Okatse Canyon besuchen.

Es gibt drei Möglichkeiten, den Eingang zum Eisensteg am Canyon zu erreichen: Man kann 2,2 Kilometer durch den Wald zu Fuß gehen, muss diese dann auch wieder zurück. Der Weg ist schön angelegt, führt aber teilweile sehr steil bergauf und bergab. Damit benötigt man auch mehr Zeit zum Besuch.

Man kann auch selber hinfahren. Fritzchen hat Allrad und die benötigte Bodenfreiheit, ist aber sehr groß. Nach einem Blick auf den Weg, der durch den Wald führte, haben wir diese Option weggeworfen, da wir nicht noch mehr Kratzer auf Fritzchen haben wollten.

Dann warten zahlreiche Fahrer mit unterschiedlichen Autos am Besucherzentrum. Die Männer verlangen für die kurze Fahrt zum Canyon und zurück 50 Lari, was ein ziemlich happiger Preis ist. Trotzdem fahren viele Besucher mit dem Taxi, denn so braucht man für den Besuch nur 1,5 – 2 Stunden Zeit. Für uns war es das nicht wert.

Also wir liefen zu Fuß los. Auch wenn es ziemlich warm war.

Die Kalksteinschlucht des Okatse Flusses ist weder besonders eng, noch besonders tief und daher nicht außergewöhnlich, aber sie haben was Besonderes hier gebaut: ein Skywalk. Der Skywalk ist ein Wanderweg im Schlucht, der entlang der Steilseite großenteils frei über der Schlucht schwebend verläuft. Zwischen 80 und 120 Meter über der Talsohle wurden Stahlträger in die Schluchtwand gebohrt und mit Seilen nach oben abgespannt, darauf liegt der gut gesicherte Laufsteg etwa 2 Meter von der Felswand entfernt. Die Arbeit daran dauerte etwa 2 Jahre und jetzt beträgt die Länge des hängenden Teils 780 Meter, der gesamte Rundweg entlang der Schlucht ist etwa zwei Kilometer lang. Wer nicht schwindelfrei ist, der könnte hier Probleme bekommen.

Aber wir mussten erstmal zum Eingang des Skywalks durch den Wald langen. Wir haben erst auf dem Weg gemerkt, wie heiß es wirklich ist. Wir hatten zwar was zum Trinken dabei, aber der Schweiß strömte von unseren Stirnen. Wir mussten auch ziemlich Steil, oft auf Treppen, rauf und runter laufen, bevor wir bei den kleinen Gebäuden mit den Ranger ankamen. Die Kinder waren nicht bereit, weiterzulaufen und drehten sich, nach einer größeren Diskussion, tatsächlich vor dem Eingang der Schlucht um. Marc und ich betraten dann den Steg.

Der Steg durch den Canyon führt zu einer Aussichtsplattform, die weit in den Canyon hineinragt und fantastische Ausblicke und Fotogelegenheiten bietet. Doch diesen Steg muss man erst einmal erreichen, dazu steigt man 544 normale Treppenstufen auf einer Metalltreppe in vielen Kurven entlang des Hangs im Wald steil bergab. Das geht ganz schön in die Beine, danach befindet man sich 140 Meter tiefer.

Auf dem Weg zur Aussichtsplattform hat man nach jeder Kurve des Weges andere Ausblicke in die schöne Umgebung. Weit unten im Tal über den weißen Kalkstein des Canyons fließt der Okatse. An einigen Stellen entstehen kleine, aber tiefe Seen mit kristallklarem türkis wirkenden Wasser. Man kann hier oben noch das Rauschen des Wassers hören.

Dann hat man am Ende die spektakuläre Plattform erreicht. Sie ragt 20 Meter frei in die Schlucht hinaus und bietet noch ein bisschen mehr Nervenkitzel. Von der Spitze kann man fast den gesamten hängenden Weg sehen, den man gerade gekommen ist. Hier kann man sitzen und sich vor dem Rückweg ausruhen, die herrliche Landschaft und den frischen Wind genießen.

Nun warten weitere 320 Treppenstufen und danach der Weg durch den Wald auf den Rückkehrer. Wir waren ziemlich durch, als wir bei Fritzchen ankamen, wo die Kinder auf uns warteten.

Wir packten dann unsere Sachen und fuhren weiter nach Mestia. Der Weg führte uns auf kleinen Straßen durch kleine Dörfer, wieder mit typischen georgischen Häuser.

Man kann auf den Bildern noch zwei weitere Sachen sehen:

  • Das subtropische Klima, mit Agaven, Azaleen, Palmen und Bananen
  • Die überirdischen Gasleitungen, die so typisch sind in allen ex-sowjet Ländern

Neben der Straße haben wir öfter umzäunte und überdachte Bereiche gesehen, die aussahen wir Bushaltestellen. Aber sie waren Gräber. So was haben wir bisher noch nie gesehen.

Es war richtig heiß und auch hier in den Bergen war es nicht viel kühler, als unten in Tiflis. Als wir über eine Brücke fuhren, konnten wir viele Jugendliche im kalten Bergfluss Abkühlung zu suchen.

In Richtung Mestia fuhren wir dann wieder immer höher in den Hohen Kaukasus.

Die Straße führte entlang eines langen Stausees. Links war ein steiler Hang zum Stausee, rechts meistens eine Felswand. Auf der Straße befanden sich immer wieder Felsbrocken, die sich vom Berghang gelöst haben.

Wir haben genau so ein Felsstück übersehen und mit Fritzchen rübergefahren. Er war nicht groß, dafür aber Spitz und als wir rüberfuhren zerbrach er. Wir haben gleich danach das zischende Geräusch entweichender Luft gehört. Scheibenkleister. Wieder eine Reifenpanne. Aber hier konnte man nicht anhalten und Reifen wechseln. Die Straße war sehr kurvig, die Kurven uneinsehbar, überall war Überholverbot. Es war viel zu gefährlich, an so eine Stelle einen Reifen zu wechseln. Wir mussten weiterfahren und hoffen, dass bald eine Gelegenheit gibt, wo wir einigermaßen sicher anhalten können. Zum Glück gab es nach ein paar hundert Metern tatsächlich links neben der Straße ein Haus, vor dem es ein bisschen Platz gab. Und vor allem war hier die Straße gerade und einsehbar. Wir blieben dann dort stehen und wie im Iran haben wir wieder zusammen den Reifen gewechselt. Wir hatten schon wenigstens Übung. Ersatzreifen runter, kaputten Reifen abmontieren, neuen drauf, alten Reifen auf das Dach. Der Mann, dem das Haus gehörte, kam dann auch dazu und hat gleich geholfen.

Zwei Stunden später waren wir dann fertig. Wir haben dem Mann für seine Hilfe ein Bier geschenkt und fuhren wir dann endlich weiter nach Mestia. Die Straße wurde immer enger und abenteuerlicher. Teilweise wurde sie gerade saniert und war in sehr schlechtem Zustand.

Zum Glück passten wir durch die vielen Tunnel, die auch ziemlich grob waren.

Wir mussten weiterhin wegen der Felsbrocken auf der Straße aufpassen. Wir hatten keinen weiteren Ersatzreifen.

Die Sonne ging unter, aber wir sind noch nicht in Mestia angekommen.

Es war schon dunkel und es hat geregnet, als wir in Mestia ankamen. Wir wollten nicht in der Stadt, aber dahinter, neben dem Fluss in der Natur die Nacht verbringen. Wir haben tatsächlich den ausgesuchten Plätzen direkt am Flussufer gefunden. Wir waren heilfroh, als wir endlich den Motor von Fritzchen ausmachten. What a ride!

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