23.2.2024, Freitag – Fatehpur Sikri

Unsere Wasserpumpe funktioniert leider immer noch nur zufällig oder nach einem kräftigen Schlag mit dem Schraubenzieher. Bevor wir eine neue Pumpe kaufen, startet Marc einen letzten Versuch. Er nimmt die Pumpe auseinander und önlt alle bewegliche Teile (vor allem den Schalter) mit einem biologisch abbaubarem Öl. (Danke Luigi!) Und siehe da, die Pumpe läuft danach wie ein Eins!

So startet der Tag gut. Um 10 Uhr kommt der Guide und wir fahren mit dem Tuktuk zum Eingang der Palastanlage.

Der Palast war gebaut von Akhbar, einer von den großen Mogulen Herrscher. Er hat den Ort auch zu seiner Hauptstadt gemacht. Der Grund war, dass er für lange Zeit keinen Sohn von seinen 3 Frauen als Erbe hatte. Er hat in Sikri den Guru Chisti Sankt Sheikh Salim besucht, der ihm einen Sohn prophezeit hat, der kurzer Zeit später tatsächlich in Sikri geboren wurde. Daraufhin hat Akhbar sich entschieden, zum Ehren und als Dankbarkeit seine Hauptstadt hier zu bauen. Der ursprünglich kleine Ort diente zwischen 1571 und 1585 tatsächlich als Zentrum des ganzen riesigen Mogul Reiches. Da er aber immer wieder unter Wasserknappheit litt, wurde er nach Akhbars Tod verlassen.

In den Palastanlagen befinden sich Paläste für alle 3 Frauen (eine Hindu, eine Muslima und eine Christin) und für Akhbar selber.

Der Palast der Lieblingsfrau (Hindu Frau)

Der Palast der muslimischen Frau mit sehr feinen Steinmetzarbeiten

Akhbars Palast

Die Halle für private Audienzen

Das Gerichtsgebäude

Außerdem hat Akhbar direkt neben den Palast eine sehr große und wunderschöne Moschee bauen lassen, im deren Hof sich das Mausoleum von Chisti Sankt Sheikh Salim befindet.

Im Mausoleum kann man ein Tuch als Opfergabe lassen. Dieses kann man vorher natürlich für teures Geld (2000 INR! = 22 EUR für eine mittlere Größe) erwerben. Die Tücher werden nachher als Kleidung für Bedürftige verwendet. Nach der Opfergabe bindet man eine rot-orange Schnur an das Steinmetzgitter der Fenster. Man kann dann höchstens 3 Wünsche in Stille äußern (man darf sie nicht verraten) und dann für jeden Wunsch einen Knoten in die Schnur machen. Die Wünsche sollen dann mit großer Wahrscheinlichkeit erfüllt werden.

Die Knoten

Die Moschee

Nach dem Besuch von Fatehpur Sikri fuhren wir weiter nach Agra. Wir haben einen Übernachtungsplatz direkt in der Nähe vom Taj Mahal ausgesucht. Unsere Navigation führte uns mitten durch die Stadt. Auf der Karte sahen die Straßen normal aus, aber irgendwann landeten wir im Basar und sie wurden immer enger. Ich bewunderte Marc wieder für seine Ruhe und sein Fahrkönnen.

Kurz bevor wir diesen Bereich verlassen haben, ist es trotz größter Vorsicht passiert: wir haben eines von den vielen Tuktuks touchiert. Wir haben natürlich sofort angehalten, der Fahrer des Tuktuks kam laut klagend auf uns zu. Wie meistens haben die Menschen mich angeschaut, sie denken immer, dass ich die Fahrerin bin, da hier Linksverkehr herrscht und das Lenkrad normalerweise auf der rechten Seite ist. Aber als Marc ausgestiegen ist und alles angeschaut hat, hat sich herausgestellt, dass zum Glück dem Tuktuk, seinem Fahrer oder den Fahrgästen nichts passiert ist. Nur unser Alu-Trittbrett auf der rechten Seite war leicht eingedrückt. Danach haben die Gemüter sich schnell beruhigt und wir konnten weiterfahren.

Ein paar Minuten später kamen wir zu einer Stelle, wo wir unter einer Eisenbahnbrücke fahren mussten. Vor und nach der Brücke waren metallene Höhenbegrenzungen gebaut, die auf der Unterseite nicht glatt waren, sondern so eine Art Metallkämme hatten. Unter diesen Metallrahmen gab es jeweils noch eine Bodenwelle. Schilder, die die Höhe beschrieben gab es natürlich keine.

Wir haben uns ganz langsam der ersten Begrenzung genähert. Marc hat während der Fahrt aus dem Fenster zum Dach geschaut, ob wir durchpassen. Wir sind ohne weiteres durchgefahren. Dann auch unter der Brücke. Dann kam die letzte Begrenzung, eigentlich für den Gegenverkehr gedacht. Marc hat wieder geschaut, unser Fahrerhaus war durch, unser Koffer passte durch. Und dann kam unser Hinterrad auf die Bodenwelle und passierte die Mega-Katastrophe. Wir haben ein knirschendes Geräusch gehört und wir wussten sofort, das war unser Solarpaneel. Wir haben sofort angehalten, aber es war natürlich zu spät. Unser zweites Solarpaneel, das sich direkt über dem Hinterrad auf dem Dach befand, wurde komplett in den Metallkamm gedrückt und vollkommen zerstört. Wir hatten Angst, dass es bedeuten wird, dass unser komplettes Solarsystem nicht mehr funktionieren wird. Das hätte bedeutet, dass wir unsere Batterie nicht hätten laden können und gar keinen Strom mehr hätten. (Die Ladung nur vom Motor ist bei weitem nicht ausreichend.)

Wir standen aber immer noch mitten auf der nur zweispurigen, engen Straße unter der Brücke. Was machen wir jetzt? Irgendwie müssen wir weiter. Oder zurück? Wir haben uns entschieden, den Reifendruck bis zum Äußersten zu reduzieren und nochmal zu probieren, unter die Brücke durchzufahren. Marc ist dann ganz langsam gefahren und ich bin auf das Dach der Fahrerhauses geklettert und habe von dort geschaut, ob wir diesmal ohne Berührung durchkommen oder nicht. Zum Glück war die Entfernung zum Metallkamm diesmal ca. 8 cm und wir waren auf der anderen Seite. Während Marc die Räder wieder aufpumpte, habe ich geschaut, ob unsere Solarpaneele noch laden. Zum Glück taten sie es tatsächlich. Da Marc sie nicht parallel, sondern in Reihe gebaut und obwohl ein Paneel ausgefallen ist, konnten die anderen weiter normal funktionieren. Das war eine große Erleichterung. Es dauert zwar ein bisschen länger, bis unsere Batterie wieder vollgeladen wird, aber es ist kein großes Problem.

Ich war schon mit dem Nerven fertig, als wir bei unserem Parkplatz ankamen. Ich wollte noch ein bisschen am Blog arbeiten und niederschreiben, als plötzlich mein Computer nicht mehr funktionierte. Es hatte zwar das WLAN erkannt, hatte aber trotzdem kein Internet. Das haben wir jetzt wirklich nicht mehr gebraucht. Wir haben recherchiert und versucht, herauszufinden, was passiert ist. Am Ende haben wir ausgefunden, dass als der Computer Windows-Updates installierte, er auch Einstellungen zum Proxy-Server geändert hat. Einstellung wieder zurückgeändert, alles funktionierte wieder.

Wir hatten so viele Probleme, kleine und große Katastrophen in den letzten 2 Wochen, es hat schon gereicht. Kaum reparieren wir den einen Schaden, taucht ein neuer auf. Für manche können wir was (das berühmte humane Problem), für manche nicht. Wir sind jetzt auf der Hälfte unserer Reise, wir haben 30.000 km auf oft schlechten Straßen hinter uns. Natürlich verlangt die extreme Benutzung seinem Tribut. Aber wenn es so weitergeht, bleibt von Fritzchen nichts mehr übrig… Wenigstens sind wir gesund und es passierte bisher nichts, was uns komplett gestoppt hätte. Aber wir könnten ein bisschen Ruhe demnächst schon vertragen.

Wir wussten, dass unser Parkplatz neben einem Krematorium ist, aber wir haben uns nichts dabei gedacht. Er war auf Fußnähe zum Taj Mahal und war als ruhig beschrieben. Was wir nicht wussten, war, dass hier die Vorgehensweise der Einäscherung ein bisschen anders läuft, als bei uns. Als wir da standen, haben wir gesehen, wie immer wieder Gruppen von singenden Männern kamen. Sie trugen eine Trage auf ihren Schultern, worauf, in Tücher gewickelt und mit Blüten bestreut, der Tote lag. Sie haben die Trage mit dem Körper vor dem Krematorium kurz abgelegt, bevor es reingetragen wurde. Die Verbrennungen passierten unter freiem Himmel, auf mehreren Betonpodesten. Es war gleichzeitig ein etwas natürliches, aber trotzdem verstörendes Bild.

Wir haben Fritzchen an der entferntesten Ecke des Parkplatzes umgeparkt, wo wir den Ausblick nur auf den Fluss, Bäume und Affen hatten.

Marc ist noch losgelaufen, um zu prüfen, wie wir morgen zum Eingang von Taj Mahal laufen können. Es gab einen Fußweg durch einen Park und in einer paar Minuten war er schon am Westgate von Taj Mahal. Er hat auch noch den Aussichtspunkt gesucht, den die Colsons uns empfohlen haben. Von dort konnte man schöne Bilder vom Taj machen, ohne reinzugehen.

Es war schon spät nachmittags und im Park relativ ruhig. Marc konnte im Wald sogar ein paar Pfauen erblicken.

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