23. Juli 2024, Dienstag – Mestia

Ich wachte wie meistens früher auf als alle anderen. Ich ging raus, um unseren Übernachtungsplatz, den wir gestern Abend nicht mehr wirklich sehen konnten, besser anzuschauen. Was soll ich sagen? Er war wirklich schön. Ich habe meinen Kaffee im Sonnenschein bei Wasserplätschern vor Fritzchen genossen, während ich das zauberhafte Panorama bewundert habe. 

Als ich zurück zu Fritzchen lief und seine direkte Umgebung anschaute, fand ich etwas im Fluss. Es lagen mehrere Bierdosen im Wasser. Am Anfang habe ich gedacht, es sei Müll und die Bierdosen sind mit Wasser oder Kies gefüllt. Aber nein, sie waren nagelneu und ungeöffnet. Das wird eine schöne Überraschung für Marc!

Als er aufwachte, rief ich ihn nach draußen. Er war tatsächlich sehr happy, als ich ihm mein Fund gezeigt habe.

Als auch die Kinder aufgestanden sind, brachen wir auf für eine Wanderung zum Chalaadi Gletscher, der tiefer im Tal lag. Wir liefen auf der Schotterpiste neben dem Fluss, bis wir zu den oberen Parkplätzen vor einer unglaublich maroden Fußgängerbrücke kamen. Wir mussten diese tatsächlich überqueren, wenn wir zu den Gletscher hochlaufen wollten. Ihr wisst, ich habe ein bisschen Höhenangst. Dies gepaart mit den Löchern in der Brückenboden, war es keine gute Kombination. Ich hatte richtig Schiss, aber irgendwie, immer stur nach vorne und nicht nach unten schauend, schaffte ich es auf die andere Seite.

Ab hier mussten wir ziemlich steil aufwärtslaufen. Der Pfad lief direkt neben dem Gletscherfluss. Das Wasser war tosend und sehr kalt. Es wirkte wie eine Klimaanlage, das strömende eiskalte Wasser hat tatsächlich auch die Luft gekühlt, was richtig angenehm war.

Über Stock und Stein kamen wir unweit vom Ende der Gletscherzunge an. Man hätte noch bis zur Eiswand am Ende des Gletschers laufen/klettern können, aber wir entschieden uns, nicht weiterzulaufen.

Nach einer kurzen Pause traten wir den Rückweg an, der genauso schön war, wie der Hinweg.

Als wir wieder bei Fritzchen waren, packten wir und fuhren aus dem Tal raus nach Mestia

Mestia hat tatsächlich einen kleinen, eigenen Flugplatz. Das Empfangsgebäude ist richtig schick.

Mestia ist der Hauptort der historischen Region Swanetien. Die Stadt wird überwiegend von Swanen bewohnt, einer subethnischen Gruppe der Georgier. Swanetien ist vor allem wegen der besonderen Architektur ihrer Bergdörfer berühmt. Eine architektonische Besonderheit der Dörfer stellen die mittelalterlichen Wehrtürme dar, die in unterschiedlicher Häufigkeit in fast allen Bergdörfern zu finden sind. Diese Türme verfügen über bis zu fünf Geschosse, wobei die oberen Etagen hauptsächlich Verteidigungszwecken dienten. Zu diesem Zwecke finden sich auf den meisten dieser Türme Wehrerker mit sogenannten Pechnasen, die dazu dienten, angreifende Feinde mit Pech zu übergießen. Gewiss repräsentierte die Zahl der Türme zudem immer auch die Macht einzelner Abstammungsgemeinschaften. In Mestia gibt es auch viele Wehrtürme.

Wir fuhren auf den Hauptplatz von Mestia und parkten direkt neben einem großen Park. Auf der anderen Seite waren viele Hotels und Restaurants. Als wir draußen neben Fritzchen darauf warteten, dass die Kinder sich auch fertig machen, trafen wir ein deutsches Pärchen, Nadja und Horst. Sie erzählen uns von Mestia International Short and Mountain Film Festival mit Rheinhold Messner als Ehrengast. Das Festival fand gerade jetzt statt, heute soll es von Rheinhold Messner persönlich und danach mit seinem Film „Nanga Parbat – Mein Schlüsselberg“ eröffnet werden. Das Festival ist kostenlos, man braucht kein Ticket. Das klang natürlich super interessant. Wir entschieden uns, erst was zu essen und danach zur Festivaleröffnung zu laufen.

Wir verabschiedeten uns von Najda und Horst und betraten das Restaurant Laila, wovor wir geparkt haben. Anscheinen waren die Eigentümer und das Personal vom Restaurant politisch richtig engagiert. Sie zeigten ihre Unterstützung für die Ukraine und die von Georgien abgetrennte Regionen Abkhazien und Süd-Ossetien ziemlich offen und ausdrücklich. Offensichtlich waren sie keine Freunde von Russland, wie man auf der Menükarte und dem T-Shirt des Personals sehen konnte.

Wir bestellten lokales georgisches/swanetisches Essen, das gut schmeckte.

Nach dem Essen liefen wir zum Kulturzentrum, wo das Filmfestival stattfand. Hier trafen wir Nadja und Horst wieder.

Pünktlich kam Herr Messner mit seiner Frau an.

Es gab auch eine kleine Darstellung des lokalen Männerchors. Die Männer trugen traditionelle swanetische Mäntel und sangen lokale Lieder.

Danach liefen wir ins Kulturzentrum und nahmen Platz im großen Saal, der komplett gefüllt war. Die Organisatorin und Herr Messner haben Eröffnungsreden gehalten. Danach durften wir den Film „Nanga Parbat – Mein Schlüsselberg“, ein Dokumentarfilm von und über Rheinhold Messner (und seinem Sohn Simon Messner), sogar in Originalton auf Deutsch, anschauen. Der Tiroler Bergsteiger Reinhold Messner bezwang in seinem Leben alle Achttausender, zur Tragödie seines Lebens wurde jedoch die Besteigung des Nanga Parbat, bei der 1970 sein Bruder, Günther Messner ums Leben kam. Zu seinem 70. Geburtstag reiste Herr Messner in Begleitung seines Sohns, Simon erneut zum Nanga Parbat und erzählte in einem Dokumentarfilm, der die neue Reise ebenso abbildet wie die damalige Expedition, welche Spuren das Unglück bei ihm hinterlassen hat. Dabei wertet der Film mit allen Spannungsmitteln des Expeditionsfilms und beeindruckenden Panoramen auf. Für uns war der Film auch deswegen besonders interessant, weil wir während unsere Reise den Nanga Parbat (auch als Killermountain bekannt,) in Pakistan tatsächlich gesehen haben.  

Nach Ende des Filmes wurde auch ein Empfang mit Häppchen und georgischen Wein präsentiert, den wir auch mitgenossen haben. Danach liefen wir zurück zu Fritzchen und verbrachten die Nacht mitten in Mestia auf dem Hauptplatz.

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