23. Oktober 2023, Montag –  Grenzübergang Shalamcheh/Basra und Safwan/Kuwait         

Heute war der anstrengendste Tag der gesamten bisherigen Reise. Wir waren kurz nach 9 Uhr iranischer Zeit in Shalamcheh an der Grenze. Wir mussten durch ein großes Tor auf das Grenzgelände fahren. Links und rechts war alles vollgeparkt mit Autos und Bussen. Wir haben auch ein deutsches Auto  gesehen, da wussten wir, hier müssen wir richtig sein. Als wir einen Parkplatz gefunden haben, kamen schon die drei, die zum Auto gehörten: eine nette französische Familie mit einem Baby. Sie haben uns auch erklärt, wo wir hinmüssen.

Erster Schritt: Zoll, Carnet de Passage abstempeln lassen. Das Gebäude haben uns die Franzosen gezeigt. Drinnen hat eine nette Iranerin unsere Dokumente ausgefüllt und mehrere Kopien vom Carnet und Marcs Reisepass gemacht. Danach ist sie mit uns zu Fritzchen gelaufen, um das Nummernschild und die Fahrzeugnummer zu prüfen. Alles war in Ordnung. Sie hat uns erzählt, dass die erste Kopie ist fürs erste Tor und die zweite für die tatsächliche Grenze. Danach mussten wir zur Abfertigungshalle gehen, wo unsere Visa (Iran stempelt nicht direkt in den Reisepass) abstempeln ließen. Danach sind wir durch die Gitter und den Zaun nochmal zu unserem Auto zurück und konnten zum ersten Gate. Da haben wir die Kopie Nr. 1 an den Grenzer gegeben. Offensichtlich hat er erst falsch verstanden, wo wir hinwollen und hat uns zum falschen Tor (von Irak rein) geschickt. Nach einer Runde um das Gelände waren wir wieder bei ihm, diesmal hat er den richtigen Weg gezeigt. Wir sind dann zu der tatsächlichen Grenze gefahren. Vor uns wartete schon auch die französische Familie mit dem deutschen Auto und noch ein Kuwaiti Ehepaar. Hier haben wir die 2. Kopie abgegeben und hätten gleich zum Tor gehen können, wäre nicht gerade ein wichtiger Mullah (mit weißem Turban) mit seiner Entourage gerade bei den Grenzsoldaten gewesen. So mussten wir warten, bis sie alle wieder in ihren Autos eingestiegen und weggefahren sind. Dann durften wir gleich durch zum nächsten Tor. Hier waren schon irakische Grenzer. Der Mann konnten leider kein Englisch, aber der Kuwaiti Mann konnte zum Glück übersetzen. Uns wurde gesagt, dass wir erst unsere Dokumente erledigen müssen und dann mit dem Auto durchs Tor fahren dürfen. Die gesamte Grenze auf der Irakische Seite sah aus wie eine Baustelle. Schotter auf den Wegen und überall Baucontainer und Baracken. Nirgendwo waren Schilder zu sehen (jedenfalls nicht auf Englisch). Wir haben versucht, mit der Beschreibung auf IOverlander und Durchfragen die richtige erste Anlaufstelle zu finden. Nach viel Hin und Her sind wir bei der Baracke angekommen, wo als Erstes unser Visa on Arrival ausgestellt werden sollte. Die Franzosen und die Kuwaitis waren schon da, sie hatten mehr Glück. Hier mussten wir ein Papierformular ausfüllen. Uns wurde irakischer Kaffee mit Kardamom angeboten, der ein bisschen bitter, aber auch exotisch schmeckte. Nach ca. 1 Stunde war unser Visa ausgestellt und wir durften 300 USD (75 USD pro Person) bezahlen. (übrigens: Der Beamte hat fast vergessen, uns um die Bezahlung zu bitten. Wir waren schon in der Tür, als ihm eingefallen ist, dass er etwas vergessen hat. Erst dann hat er „MONEY“ gerufen. :-D) Hier haben wir das erste Mal das ältere deutsche Ehepaar getroffen. Danach mussten wir unser Visa on Arrival und Pässe in einer anderen Baracke abstempeln lassen. Diese haben wir schnell gefunden, da wir hier schon während unser ersten Suche nach der Visa on Arrival Station waren. Ok, wir sind schon offiziell drin, abgestempelt. Im Marcs Pass ist auch ein Stempeln für das Auto. Jetzt kommt Fritzchen. Aber wohin müssen wir? Wieder Suchen und Fragen, mit dem gelben Carnet in der Hand. Nach drei Fragen haben wir diese Container auch gefunden. Hier warteten natürlich wieder die Franzosen. Wieder Kopien machen (diesmal 4 Stück) und wir mussten diesmal 50 USD für Versicherung und Bearbeitungsgebühr zahlen. Marc musste ein Papier irgendwo in einem anderen Container noch abstempeln lassen. Er wurde hingeleitet, aber der Beamte hat den falschen Stempel draufgestempelt. Marc musste nochmal zurück. Als wir gewartet haben, kamen die Deutschen auch an. Jetzt mit Kopie Nr. 1 konnten wir zum Tor und durften endlich mit den Fahrzeugen einfahren. Alle drei Fahrzeuge mussten sich allerdings wieder auf die Seite stellen, nur diesmal innerhalb des irakischen Geländes. Die Männer sind mit der Kopie Nr. 2 zu einem anderen Container gelaufen. Von hier sollen nochmal Zollbeamte kommen und unsere Autos anschauen. Wir sollten warten. Zwischenzeitlich war es schon Mittag. Wir waren hungrig und es war heiß. Wenigstens konnten wir in Fritzchen etwas essen und trinken. Wir warteten und warteten. Nichts passierte. Nach ca. 2 Stunden ist Marc zu dem Grenzer gelaufen, der uns durch das Tor gelassen hat. Er hat erzählt, er könne nichts machen, solange die Zöllner nicht kommen. Der Franzose (Frederic) ist dann zu den Zöllner gelaufen. Und was haben sie gemacht, als er ankam? Na was? Mittagschläfchen!!! Ernsthaft. Und wir saßen in der sengenden Hitze (die Franzosen mit einem 8 Monate alten Baby!) und warteten auf sie. Unglaublich. Als Frederic sie geweckt hat, kamen sie endlich. Sie sagten, wir dürften jetzt gehen. Wir wollten gerade losfahren, als der erste Grenzer nochmal Marc gerufen hat. Er hat ihm gesagt, die anderen dürfen fahren, aber bei uns fehle ein Stempel. Und wir müssten noch bezahlen. Dollar. Marc hat ihm gesagt, dass da nichts fehlt und wir jetzt fahren. Okay, hat der Grenzer gesagt, dann sollen die anderen zwei zurückkommen. Die haben auf uns gewartet, wollten uns nicht alleine dalassen. Marc hat ihnen aber nicht zugerufen „Komm züruck!“, sondern „Fahr los, er will nur Geld!“. Also sind wir dann alle losgefahren und haben den Grenzer stehen gelassen. Allerdings fanden wir erstmal das Ausgangstor nicht, wir mussten wieder über so ein Schottergelände. Aber danach haben wir es geschafft, wir waren im Irak! „Nur“ 6 Stunden später und 350 USD ärmer.

Die Deutschen sind relativ bald abgebogen, sie wollten in Richtung Bagdad. Die Franzosen und wir sind zusammen durch Basra (eine nicht sehr schöne irakische Stadt mit viel Verkehr und Stau) und der restlichen Weg (ca. 70 km) bis zu Safwan zur irakischen/kuwaiti Grenze gefahren.

Und hier hat der Spießrutenlauf wieder angefangen. Am Anfang sah es alles besser aus: Es gab Gebäude und Schilder. Sogar auf Englisch. Unsere Pässe und Visum wurden schnell abgestempelt. Aber danach mussten wir wieder zum Zoll wegen des Autos. Nette Leute haben uns das Gebäude gezeigt. Als wir ausgestiegen sind, mussten Mira und ich durch eine Tür gehen. Drinnen war eine Frau, sie hat uns von oben bis unten abgetastet, danach durften wir gehen. Die Männer mussten so etwas gar nicht machen. Marc musste das Carnet zeigen, danach haben Männer Fritzchen von innen und außen angeschaut. Dann wurde Marc von einem Mann zu einem anderen Mann begleitet, relativ weit weg, der noch einen Zettel abstempeln sollte. Sie haben den Mann auch gefunden. Er stand an einem Parkplatz und hat auf dem Kofferraumdeckel eines Autos Dokumente abgestempelt. Aber er hat Marc zurückgeschickt, er wollte Fritzchen auch sehen. Also wir sind da hingefahren. Er hat Fritzchen auch nochmal von innen und außen angeschaut. Anschließend mussten wir wieder zurück zu den Zöllnern. Er sollte endlich unser Carnet abstempeln. Aber plötzlich wollte er Geld. „Vierzig, oh nein fünfzig Dollar“ sagte er. Marc hat drauf mit 20 geantwortet. Der Zöllner sagte okay, und hat den 20 Dollar eingesteckt. So läuft es im Irak. Dann durften wir endlich zum Tor, wo wir noch einmal anhalten mussten und Fritzchen noch von einem Suchhund abgeschnüffelt wurde. Rundum. Dann durften wir endlich wirklich hinüber nach Kuwait. Zwischenzeitlich wurde es langsam dunkel.

Hier mussten wir im Niemandsland zwischen Maschendrahtzäunen erstmal ca. 1 km fahren. Wir dachten, bald sind wir fertig, die kuwaitische Grenze sollte einfacher und schneller sein. Irrtum. Erstmal mussten wir in der Empfangshalle unsere Visa (wir haben unsere Visa online beantragt und erhalten) zeigen. Diese wurde dann ausgedruckt und wir durften zum nächsten Checkpoint. Hier wurden wir wider zurückgeschickt, weil der erste Beamte vergessen hat, unsere Pässe abzustempeln. Also nochmal zurück, schnell alles abstempeln, wieder zum Checkpoint. Diesmal dürften wir durch, bis zum Zoll. Da saßen ca. 6-8 Zollbeamten und tranken kuwaiti Kaffee. Mira und ich mussten wieder zu einem Gebäude, wo wir wieder abgetastet worden sind. Wir mussten sogar die Schuhe ausziehen. Die Frauen waren aber nett und haben sich mit einem „Thank you sister“ verabschiedet. Aber die Männer mussten wieder nichts derartiges über sich ergehen lassen. Zwischenzeitlich sind die Franzosen auch angekommen. Die Männer mussten mit dem Carnet in ein Gebäude, wo ein Beamter ein Formular über Fritzchen auf Arabisch ausgefüllt hat. Dann mussten sie mit diesem arabischen Formular mit Fritzchens Daten, dem Carnet und Marcs Pass zu einem anderen Beamten in einem anderen Gebäude wo ein auszubildender Grenzbeamter zunächst darin unterwiesen wurde, wie die Daten aus dem arabischen Formular in ein Durchschlagformular mit lateinischen Buchstaben einzutragen sind. Es hat ewig gedauert, bis er jeden einzelnen Buchstaben eingetragen hat. Zwischenzeitlich haben wir Frauen mit den anderen Beamten Kaffee getrunken und Datteln gegessen. Als die Männer endlich wieder da waren, wurden beide Formulare genommen und wieder Buchstabe für Buchstabe in den Computer übertragen, was ständig zu Fehlermeldungen führte. Das hat wieder ewig gedauert. Als es alles fertig war, wollten die Beamten unbedingt Fritzchen nochmal von innen sehen. Dann haben wir einen kleinen Beleg bekommen (den Marc zunächst erstmal verloren hatte, aber ich zufällig gefunden habe) und durften zum letzten Tor fahren. Hier wollten die Grenzbeamten nochmal in Fritzchen einsteigen und herumschauen. Nun waren wir tatsächlich frei und durften auf den „Highway of Death“ nach Kuwait City fahren. Die Straße heißt Highway of Death, weil die irakische Armee auf der Straße in 1990 im Golfkrieg nach Kuwait einmarschiert hat.

Nach ca. 1,5 Stunden sind wir in Kuwait City angekommen. Es war schon 9 Uhr abends. Wir waren müde und geschafft, wollten nur einen Parkplatz zum Schlafen bekommen. Wir sind auf den Parkplatz des Marina Beach Sand gefahren, wo wir zum Glück einen schönen und großen Parkplatz für Fritzchen gefunden haben. Er lag zwischen Palmen und hatte einen schönen Blick auf das Meer, die Sportplätzen und den Strand.

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