25.1.2024, Donnerstag – Von den Kaluthen nach Keshit

Der Sonnenaufgang war fast genauso schön wie der Sonnenuntergang.

Der Denker in der Wüste:

Während die Kinder gelernt und ich Blog geschrieben habe, hat Marc Fritzchen ein bisschen sauber gemacht und den Staub vom außen abgespritzt.

Beim Frühstücken haben wir gesehen, dass Leute in der Wüste laufen. Es war anscheinend ein Laufwettkampf. Die Läufer wurden am Ende mit einem Auto begleitet. Wir haben die Läufer und das Ziel auch neben der Straße gesehen, als wir nach dem Frühstück wieder nach Shadad zurückfuhren.

Auf dem Weg wollten wir auch noch eine alte Burg anschauen, die wir schon auf dem Hinweg gesehen haben. Die Burg hieß „Ziaratgah Castle“. Sie wurde weder saniert, noch unterhalten. Man konnte einfach reinlaufen und sich zwischen den alten Mauern wie auf einer Zeitreise fühlen.

Als wir wieder bei Fritzchen waren, hat Marc plötzlich laut geflucht. Ihm war gerade etwas aufgefallen. Schaut mal dieses Bild genauer an, fällt es euch auch auf?

Vorne, auf Fritzchens Stoßdämpfer steht ein Schuh!

Genau. EIN Schuh. Nicht zwei. Marcs Schuhe sind heute früh beim Autosäubern nass geworden und er hat sie zum trocken auf Fritzchens breite Stoßstange gelegt. Und natürlich vergessen. Erstaunlicherweise hat der eine Schuh die 40 km Fahrt bis zur Burg, inklusive die sehr rüttelige Pistenfahrt raus aus den Kaluths da oben überstanden. Aber den zweiten haben wir irgendwo auf dem Weg verloren. Was blieb uns übrig? Wir fuhren die 40 km wieder zurück. Marc war überzeugt, der Schuh musste gleich am Anfang herunterfallen sein, aber wir haben trotzdem auf der gesamten Strecke geschaut, ob er auf dem Straßenrand liegt. Marc hatte am Ende recht, der Schuh lag tatsächlich ca. 50 Meter von unseren Nachtlager entfernt. Marc war sehr froh, dass er wieder seinen Schuh hat und in Pakistan im Winter nicht in Strandschlappen rumlaufen muss.

So haben wir unseren Weg nochmal von vorne gestartet und sind diesmal auch ohne weiteres in Shadad angekommen. Hier haben wir nochmal bei der gleichen Moschee wie gestern Wasser getankt, da für das Fritzchen Putzen ist relativ viel verbraucht wurde. Nach Shadad sind wir erstmal weiter auf einer Asphaltstraße gefahren. Diese blieb aber nicht lange und wir befanden uns wieder auf Pisten.

Wir sind durch mehrere Oasen gefahren, wo es ab zu auch Asphalt gab.

Bei einer der Oasen waren wir wieder auf einer ziemlich hubbeligen Piste, als hinten etwas knallte. Marc hat die Kinder gebeten, nachzuschauen, ob hinten im Koffer etwas rausgefallen ist. Als die Kinder die Klappe zwischen Fahrerhaus und Koffer öffneten, haben wir alle gesehen, was passiert ist: die Kühlschranktür hat sich geöffnet und fast der ganze Inhalt des Kühlschranks lag auf dem Boden. Es dauerte mehr als eine halbe Stunde, bis die Kinder alles aufgeräumt und sauber gemacht haben, erst danach konnten wir weiterfahren. Es wurde schon dunkel und wir mussten bis zu unserem Ziel, die Oase Keshit, weitere 40 km auf Pisten fahren.

Die weitere Pistenfahrt war dann ereignislos, ab und zu mussten wir kleine Wasserläufe überqueren oder ein paar weiche Stellen umfahren, aber das war es. Dann sind wir endlich in der Oase angekommen. Unser ausgesuchter Schlafplatz befand sich in einer Schlucht. Um dort hinzukommen, mussten wir erst ganz steil runterfahren, dann steil rauf und rechts abbiegen. Rechts abbiegen? Wohin? Da ist keine Straße, nur ein Fluss. Okay, dann ab in den Fluss. Wir sind durch ein Schilflabyrinth im Wasser noch ein paar Kilometer flussaufwärts gefahren. Wir haben auch andere Autos gesehen, dann wussten wir, dass wir richtig sind. Unser Parkplatz war direkt neben dem Wasser auf dem Flussufer unter Palmen. Es sah sogar nachts richtig idyllisch aus.

Vor uns parkte ein Pkw, dahinter bereiteten 4 Irani Männer gerade ihr Abendessen vor. Marc und ich, sind zu ihnen gelaufen, um sie zu grüßen. Sie konnten leider kein Englisch, aber mit Händen und Füßen haben sie uns zu ihrem Essen eingeladen. In diesem Moment riefen die Kinder. An ihrer Stimme hat man gleich gemerkt, dass etwas nicht passt. Der komplette Kühlschrank ist rausgefallen, riefen sie. Wir haben den Männern erklärt, dass wir einen Notfall haben und sind gleich zu Fritzchen gelaufen.

Das Bild in Fritzchen war katastrophal. Der komplette Kühlschrank ist zwar nicht herausgefallen, aber seine Tür war abgerissen und lag im Bad. Der Inhalt des Kühlschranks war wieder auf dem Boden und in der Dusche überall zerstreut. Im Kühlschrank lag ein zerbrochenes Marmeladenglas, dessen Inhalt sich im Kühlschrank verteilt hat, auf den Kühlschrank und auf die Sachen, die sich wundersamer Weise noch im Kühlschrank befanden. Ich habe erst das kaputte Marmeladenglas entsorgt und wollte danach meine Hände waschen. Als ich den Wasserhahn in der Küche öffnete, erhielten wir die nächste Überraschung. Es passierte nämlich gar nichts. Es kam kein Wasser aus dem Wasserhahn. Kein einziger Tropfen. Die Wasserpumpe sprang gar nicht an. Kein Wasser, kein Saubermachen. Kein Saubermachen, kein Teile suchen und Kühlschranktür reparieren. Also mussten wir erstmal die Wasserversorgung wiederherstellen. Wir haben gehofft, dass sich nur ein Kabel gelockert hat und nicht die Pumpe kaputtgegangen ist. Zum Glück war es wirklich so. Ein paar Kabel am Bedienungspanel haben sich auf der Rüttelpiste gelöst, inklusive Kabel zur Wasserpumpe und zu den Wassertankanzeigen. Marc konnte das ganze in 10 Minuten reparieren. Danach konnte ich den Kühlschrank und dessen Inhalt säubern und aufräumen. Als der Boden wieder leer war, haben wir auch den fehlenden Stift der Kühlschranktür entdeckt. Die Tür war von zwei Stiften, oben und unten gehalten. Der untere war drin, der obere fehlte. Wir haben gedacht, dass es gebrochen ist, Marc hat schon überlegt, wie er ihn ersetzen könnte, aber zum Glück ist er nur rausgesprungen. Wir konnten ihn wieder zurücktun und der Kühlschrank war wieder ganz. Am Anfang sah es nach einer riesigen Katastrophe aus, aber am Ende hatten wir nur minimalen Schaden (im Kühlschrank sind zwei kleine Halterungen abgebrochen). Wir waren echt erleichtert.

Erst jetzt konnten wir anfangen, Abendessen zu machen. Wir saßen am Tisch, als wir das erste Mal das Heulen hörten. Was für ein Heulen, fragt ihr euch bestimmt. In der Schlucht leben Wölfe. Wir wussten es schon, weil es in IOverlander stand, aber es war trotzdem sehr beeindruckend, das laute Heulen von einem Wolfsrudel ganz in der Nähe zu hören.

Nach dem wirklich ereignisreichen Tag sind wir müde und etliche Erfahrungen reicher ins Bett gegangen.

Ein Kommentar

  1. Welch ein aufregender Tag😲! Btr. Schuhe: wirklich unglaublich, den Schuh wieder gefunden zu haben!! Aber Marc, evtl. hätte Marius dir welche geben können😉, denn, wie ich ihn kenne, hat ER mehr als ein Paar Schuhe !!! und die Größe passt ja auch schon . 🤣
    Bei der Sache mit dem Kühlschrank hab‘ ich anfangs auch einen Schreck bekommen…
    Gut, dass ihr das beheben konntet! Ja, an diese Art von Zwischenfälle denkt man sicher am wenigsten.
    Doch die vielen schönen Eindrücke eurer Reise, wie wir wieder auf den tollen Fotos sehen können, lassen solche Pannen sicher bald verblassen, vielleicht werdet ihr es inzwischen sogar humorvoll sehen…
    Nun weiterhin für euch eine gute und sichere Fahrt, seid aus der Ferne liebevoll umarmt! 😍

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert