Nach der Wanderung hatten wir natürlich ganz viel Wäsche zu waschen und unsere Wandersachen (warme Mützen, Schals, Handschuhe, Wanderschuhe usw.) lagen auch noch rum. Heute gab es endlich schönes Wetter, das wir genutzt haben, um einen Wasch- und Aufräumtag zu machen. Es hat zwar einen ganzen Tag gekostet, aber danach war wieder alles sauber und Fritzchen aufgeräumt.
Am nächsten Tag war Marc mit NirDhoj, dem lokalen Organisator für das Ingenieure Ohne Grenzen Projekt in Lurpung verabredet. Marc ist Mitglied im Verein Ingenieure Ohne Grenzen (Engineeres without borders). Der Verein unterstützt Bauprojekte weltweit mit Geld und Tat. Die Nürnberger Ortsgruppe, wo Marc Mitglied ist, hat in den letzten Jahren ein Projekt in Nepal unterstützt. Im Erdbeben in 2015 sind nicht nur viele Menschen gestorben, aber auch viele Gebäude eingestürzt. Die Ingenieure Ohne Grenzen haben in Lurpung, ein Dorf ca. 80 km östlich von Kathmandu in Hill-Area, die Sanierung von Häusern von lokalen Bauern unterstützt. Die Häuser sollten nicht nur wiederaufgebaut, sondern auch erdbebensicher gemacht werden. Es wurde nicht nur das gesammelte Geld der lokalen Projektleitung für Material und Arbeiter für die Sanierungen zur Verfügung gestellt, aber das Projekt wurde auch von den Fachkenntnissen der deutschen Architekten und Bauingenieure fachlich unterstützt und kontrolliert. Das Projekt ist jetzt kurz vor dem Ende, die letzten 3 Häuser werden fertiggestellt. Marc hatte die Aufgabe, nach Lurpung zu fahren und vor Ort den Projektfortschritt zu dokumentieren.
NirDhoj war mit einem Jeep mit Fahrer um 8:00 Uhr bei Yeti Gear, um uns abzuholen. Nur Marc und ich sind mitgefahren, die Kinder blieben in Fritzchen. Die 80 km Fahrt dauert, wie in Nepal üblich, 3 Stunden. Das Dorf liegt oben auf dem Berg, auf ca. 1700 m. Diese Berge werden „Hills“ und nicht „Mountains“ genannt, weil sie eigentlich gar nicht hoch sind. Sie sind trotzdem nicht wie die Berge bei uns, die Hänge sind sehr steil und man kann nur auf sehr steilen und engen Feldwegen zum Dorf hochfahren. Und nach dem Monsun sind sogar diese Straßen unpassierbar.
Im Dorf angekommen haben wir zuerst bei der Schule und dem Haus der Lehrer angehalten. Im Haus wohnen die Lehrer, die nicht aus dem Dorf kommen, während sie in der Schule unterrichten. Die Sanierung des Hauses wurde in einem früheren Projektabschnitt auch von den Ingenieuren Ohne Grenzen unterstützt.
Danach fuhren wir weiter zu den 3 letzten zu sanierenden Häusern. Das Erste war hoch auf einem Berg, wir mussten von der Straße zu Fuß hochlaufen. Es war schon fertiggestellt und wir durften es auch von innen anschauen. Es war sehr klein und traditionell gebaut wie die meisten Häuser hier. Ein Ehepaar lebte im Haus. Unten im Erdgeschoss, ca. 20 m², war in einem offenen Raum die Küche, eine Art Pritsche als Wohnzimmer und mit einem Vorhang halb abgetrennt das Bett. Oben war der Dachboden, wo die angebauten Erzeugnisse wie z.B. Mais zum Trocknen ausgelegt sind. Es war alles sehr einfach, aber ordentlich.
Das nächste Haus stand auch auf einem Hang, aber hierhin mussten wir von der Straße runterlaufen. Es gehörte einer Familie, die nicht zu Hause waren, aber den Schlüssel für uns liegen gelassen haben, um das Haus anschauen zu können. Das Haus war ein bisschen größer und hatte einen schönen Ausblick in das Tal. Die Familie hatte auch mehrere Tiere. Wasser gab es nur draußen in großen Behältern, die nur vormittags durch einen Schlauch, der von oben kam, befüllt werden konnten. Draußen gab es ein Plumpsklo. Geräte, die mit Strom laufen, haben wir nicht gesehen. Die Kinder der Familie müssen jeden Tag in die Schule laufen, die sich ein paar Kilometer entfernt oben im Dorf Lurpung befindet. Die Natur und die Umgebung sieht wirklich wunderschön aus, aber das Leben hier muss sehr hart sein. Die Menschen führen ein sehr einfaches Leben, bauen Mais, Zuckerrohr, Bananen oder andere Früchte an und halten Tiere. Sie verkaufen ihre Erzeugnisse und aus dem Geld kaufen sie Reis und Klamotten. Laut NirDhoj bleiben die jungen Menschen meistens nicht mehr hier, sie gehen nach Kathmandu oder ins Ausland.
Im Dorf wurden wir von NirDhojs Schwägerin in ihr Haus eingeladen. Sie hat uns Tee, Bananen und hart gekochte Eier angeboten. Sie war sehr nett und freundlich. Ein 90-jähriger Opa hat sich auch zu uns gesellt, er war echt super fit und hat sich ohne weiteres im Schneidersitz auf den Boden gesetzt. Nach dem Tee ist er ohne Hilfe aufgestanden, er hat sich verabschiedet und ist gegangen. Ich würde gerne in seinem Alter so fit sein!
Der 90-jährige Opa:
Das dritte Haus war gerade im Aufbau, als wir da waren. Es soll in den nächsten Monaten, noch vor dem Monsun fertiggestellt werden. Das Haus sollte von einer sehr bedürftig aussehenden Familie mit kleinen Kindern bewohnt werden. Hier gehörte das Erdgeschoss den Tieren, erst im Obergeschoss war der Wohnbereich.
Nachdem wir alle Häuser angeschaut haben, haben wir uns auf dem Rückweg gemacht. Es war schon 17:30 Uhr, als wir wieder bei Fritzchen und den Kindern waren.
An den nächsten 2 Tagen passierte nicht viel. Es hat geregnet und wir haben Fritzchen nicht wirklich verlassen. Wir mussten auf unser Paket aus Deutschland mit den Wasserfiltergehäusen warten, die endlich am 27. März angekommen ist. Es war echt komisch, wie die ganze Lieferung lief. Wir haben die Filtergehäuse (die es hier nicht zu kaufen gibt) in Deutschland bestellt und zu meinen Schwiegereltern liefern lassen. Die haben sie dann zusammen mit den Gehäusen, die wir noch zu Hause hatten, eingepackt und mit DHL nach Nepal, zu Vivek an seine Adresse verschickt. Am Anfang konnten wir den Weg der Lieferung gut verfolgen, aber nach dem 16. März passierte gar nichts mehr. Im Internet auf der Routenverfolgungsseite stand nur: „Für Aircargo vorbereitet.“ Die nächste Meldung kam erst am 27. März, wo plötzlich der Satz „Bereit für Abholung durch Adressat“ da stand. Wir haben Vivek informiert. Er war sehr überrascht, weil er normalerweise als Adressat hätte kontaktiert werden müssen. Aber er wurde weder angerufen, noch wurde das Paket geliefert. Als er zu DHL hingegangen ist und gefragt hat, warum es so war, haben sie ihm ernsthaft mitgeteilt, es sei nicht ihre Aufgabe, ihn zu informieren oder das Paket auszuliefern. Was? Was ist dann ihre Aufgabe? Sie wollten das Paket auch nicht herausgeben, weil es doch mit Sicherheit wertvoller ist als was draufsteht und wir sollten über 50 Euro Steuern und Zoll zahlen. Viveks Mitarbeiter musste Stunden warten und die Leute noch zum Tee einladen, bis er endlich das Paket ausgehändigt bekommen hat. Wahnsinn.
Danach konnte Marc die Filtergehäuse endlich austauschen und wir konnten unsere Wassertanks wieder wie gewohnt befüllen. Er hat auch unsere Heizung von der Fahrerkabine angeschaut, die schon länger nicht funktioniert. Er hat herausgefunden, dass die Steuerung leider kaputt ist. Ein Elektroniker hat versucht, sie zu reparieren, aber leider ohne Erfolg. Marc hat dann auch noch die kaputte Zelle unserer Aufbaubatterie ausgetauscht (zum Glück hatten wie eine Ersatzzelle dabei) und versucht, die Zellen zu balancieren.
Während Marc Reparaturtage hatte, hatte ich Administrationstage. Ich musste die letzten 3 Wochen nachholen: unsere Post von zu Hause sichten und scannen lassen, Rechnungen begleichen, Fragen beantworten, Bilder herunterlagen, Blog schreiben und auf unsere Webseite laden.
Mira hat einen Kuchen gebacken.
Als wir endlich mit allem fertig waren, war es schon Donnerstagabend.