29.1.2024, Montag – Zahedan

Als wir früh aufwachten, war es draußen kühl, aber sonnig. Eine Familie mit vielen Kindern hat in unserer Nähe Picknick gemacht. Die Schar der Kinder, von Klein bis Groß, sind im kargen Gelände hin und her gerannt.

Nachmittags sind wir in die Stadt Zahedan reingefahren. Auf dem Weg haben wir an der Tankstelle angehalten, wo wir die 100 Liter Diesel umsonst bekommen sollten. Hinter der Tankstelle gab es eine kilometerlange Schlange von Lkws, die alle geduldig warteten. Wir wussten, wir sollten an der Schlange vorbeifahren und von der anderen (falschen) Seite zur Tankstelle reinfahren. Genauso haben wir es gemacht. Innerhalb von Sekunden wurden wir zu einer Zapfsäule hingewiesen und unserer Tank wurde befüllt.

Wir haben uns bedankt und sind in die Stadt weitergefahren. Es herrschte reger Nachmittagsverkehr, als wir zu dem Geldwechsler fuhren, der in IOverlander als zuverlässig markiert wurde. Seinen kleinen Laden haben wir schnell gefunden. Im Laden waren viele Leute, wir mussten ein bisschen warten. Als wir da standen, hat uns ein Irani Mann angesprochen: Woher kommt ihr? Möchtet ihr morgen zur Grenze? Wenn ja, sehen wir uns morgen dort. Ich bin Mr. Hamid. Ich wusste sofort, wer er ist. Es gibt mehrere WhatsApp-Gruppen für Overlander für den Iran. Es gibt sogar eine für den Weg von Iran nach Pakistan. In diesen Gruppen ist immer die Rede von einem Mr. Hamid, der „King of Taftan“. Er soll Ausländern beim Grenzübergang helfen und alles regeln. Genau diesen Mann haben wir im Zahedan getroffen. Wie groß war der Chance dazu? Er hat uns gleich gesagt, wenn bis zum Grenzübergang wir etwas brauchen, können wir ihn gerne anrufen. Er ist auch der Administrator von einer der WhatsApp-Gruppen, wir haben seine Nummer. Ansonsten werden wir uns an der Grenze morgen sehen. Danach hat er sich verabschiedet. Es gibt immer wieder Zufälle, die man kaum glauben kann.

Als wir dann an der Reihe waren, haben wir dem Geldwächsler gesagt, wir würden gerne 50 Euro in Irani Rial und 200 Euro in Pakistani Rupi wechseln. Als er unsere 50-er Scheine sah, hat er gleich „No Cash“ gesagt. Aber wie sollten wir dann Geld wechseln? Wir haben doch im Iran keine Bankkarte und unsere internationale Karten funktionierten hier nicht. Als er unsere Verzweiflung merkte, hat er aus seinen Taschen und aus dem Safe sein ganzes iranisches Bargeld geholt und gezählt. Aber es reichte nicht für 50 Euro. Wir hatten aber nur 50-er Scheine. Wir haben versucht ihm zu erklären, dass er dann nur für 40 Euro Irani Rial geben sollte und für den Rest Pakistani Rupi. Aber das hat er nicht verstanden und er hat gesagt, er hätte keine Pakistani Rupi. Marc ist dann schnell zum Auto zurückgelaufen, um unseren Router für Internet zu holen und zu schauen, ob wir doch kleinere Scheine hätten. Zum Glück hatte Mira 5 Stück 10-er Scheine und wir noch einen 10-er und einen 20-er. So waren wir flexibler und der Mann hat uns 40 Euro in Rial gewechselt. Dann konnten wir mit Hilfe des Internets ihn fragen, wo wir Pakistani Rupis bekommen. Er hat geantwortet: Jetzt nirgendwo, alles ist geschlossen. Aber dann hat er den Safe wieder geöffnet und ein paar Scheine rausgeholt. Es reichte für 40 Euro. Am Ende hatten wir für 40 Euro Irani Rial und für 40 Euro Pakistani Rupi. Es war zwar eine schwere Geburt, aber am Ende funktionierte es.

Als Nächstes wollten wir unsere Wassertanks auffüllen. Wir wussten nicht, ob oder wann wir in Pakistan wieder Sachen inklusive Wasser besorgen können, deshalb wollten wir uns lieber vorbereiten und unsere Vorräte auffüllen. Wir haben die Trinkwasserstation, die in IOverlander markiert war, schnell gefunden und wir bekamen für 70 Cent 200 Liter Wasser.

Jetzt mussten wir noch ein bisschen einkaufen, hauptsächlich Lebensmittel und Klopapier. Wir sind durch den Basar durchgefahren, wo es Obst und Gemüse gab, aber uns fehlte Milch und diese gibt es meistens nur in größeren Läden. Wir haben auch einen modernen Supermarkt gefunden. Wir haben gedacht, hier können wir dann alles kaufen. Aber es war eine Fehlanzeige. Sie hatten wieder Mehl, noch Sahne oder Fleisch. Wir haben dann 2 Packungen Klopapier und 20 Liter Milch gekauft, das muss für die nächster Zeit reichen. Obst und Gemüse hatten sie auch nicht wirklich. Wir haben gedacht, wir können das dann vielleicht morgen noch besorgen. Aber auf dem Rückweg zum Park sind wir vor einem Obst- und Gemüseladen vorbeigefahren und haben kurzentschlossen angehalten. Wir haben Blumenkohl, Paprika, Zwiebeln, Tomaten und Bananen zusammengesucht. Als ich zahlen wollte, hat der Mann gesagt „No money“ und hat so eine abweisende Geste mit der Hand gemacht. Wir kannten es schon vom Iran. Hier bietet die Höflichkeit, dass man Gästen Sachen schenkt. Oder mindestens so tut, als ob man die Sachen schenken möchte, auch wenn man es eigentlich gar nicht will. Der Gast/Käufer muss 3 mal drauf beharren, dass man es nicht annehmen kann und bezahlen möchte. Wenn der Verkäufer/Gastgeber das Geld immer noch nicht akzeptiert, dann will er die Dinge wirklich schenken. Also als er Mann „No money“ gesagt hat, habe ich nochmal gesagt, dass ich zahlen möchte. Ich habe sogar das Geld gezeigt. Er hat es abgelehnt. Danach haben wir das Spiel noch zweimal gemacht. Aber er wollte das Geld immer noch nicht. Am Ende habe ich dann das Geschenk akzeptiert und mich bedankt. Iran, du bist unglaublich.

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