3.2.2024, Samstag – Fahrt von Quetta nach Sukkur

Früh um 9:00 Uhr ging es wieder los mit der Eskorte. In der Stadt waren es wieder bewaffnete Polizisten, die vor und hinter uns fuhren und für uns den Verkehr regelten.

Frühs gab es ein bisschen weniger Verkehr und weniger Chaos als bei unserer Ankunft am Abend. Wir haben diesmal auch viele Esel- und Pferdekarren gesehen.

Die Baustoffindustrie und -handel sind hier durchaus anders als bei uns. Das ist ein lokaler Baustoffladen:

Holztransport:

Backsteinwerke:

Als wir Quetta verließen, wurden die Polizisten durch Levies ausgetauscht und wir fuhren in die Berge. Das Wetter war erst nur bewölkt, danach hat es angefangen zu regnen. Die Straße ist ganz schnell zweispurig geworden, aber sie war wenigstens asphaltiert. Leitplanken gibt es hier nicht. Im besten Fall markieren weiße Steine den Abgrund. Wir fuhren neben einem (noch) trockenem Flussbett. Ab und zu lief Wasser über die Straße. Die Gegend war schön und die Fahrt abenteuerlich. Es war nicht immer einfach, den Levies zu folgen und mit den anderen zusammen zu bleiben. Es gab relativ viel Verkehr und die großen überladenen Lkws mit unserem Fritzchen auf den engen, kurvigen Straßen zu überholen, war nicht immer einfach.

Immer wenn wir gedacht haben, wir haben schon alles gesehen, haben wir einen Lkw mit noch mehr Ladung vor uns gehabt.

Nicht nur die Lkws werden bis zum maximum beladen, sondern auch die Fahrzeuge, die Personen befördern. Die öffentliche Verkehr hier in Baluchistan passiert mit Bussen. Aber die Menschen reisen nicht nur in sondern auch auf den Bussen. Selbst im Regen. Neben dem Gepäck finden da oben Motorräder, Tiere und auch Menschen Platz. Und sie klettern auch während der Fahrt munter rauf und runter. Dazu kommt, dass alle Busfahrer so fahren, als gäbe es kein Morgen. Sie bretterten wie Verrückte neben uns vorbei, während da oben die Menschen in Seelenruhe saßen oder standen. Wir haben nur gehofft, dass keiner gerade vor uns runterfällt.

Dieser Fahrstil und die Überbeladung aller Fahrzeuge fordern manchmal einen Tribut. Hier heben sie mit einem Kran gerade einen Lkw aus dem Flussbett.

Die bewaffneten Levies begleiten uns immer noch überall. Auch, wenn wir auf Toilette müssen:

Langsam haben wir das Gebirge durchquert und kamen unten im Flusstal an. Hier hat man ab und zu weiße Steinblöcke als Leitplanke gehabt. Aber die meiste Zeit fuhren wir ohne irgendwelchen Fallschutz am Rand des Flusses. Ab und zu gab es kleine Tunnel. Wo der Tunnel für größere Fahrzeuge zu klein war, wurde die Straße um den Felsen gebaut. Natürlich kamen in genau solchen Kurven uns die größten Lkws mit der höchsten und breitesten Ladung entgegen…

Aber die Landschaft war wirklich wunderschön. Es gab Wasser, Oasen, Höhlen, Berge und Tiere. Es war so schade, dass man hier nicht stehen bleiben darf. Wir hätten hier gerne gewandert.

Nach einer langen und anstrengenden Fahrt sind wir in dem fruchtbaren Industal angekommen. Der Indus und seine Seitenflusse machen diesen Teil von Pakistan zu einem sehr grünen, landwirtschaftlich reichen Land. Komplizierte Kanalsysteme bringen das Wasser überallhin. Überall waren Felder und Plantagen.

Wir sind immer wieder durch kleine Ortschaften gefahren. Die Leute leben hier immer noch in Armut, die Gebäude sind ärmlich, es gibt weder Kanalisation noch Gehwege. Die Menschen laufen Barfuß bis zum Knöchel im Matsch. Trotzdem sind sie, wie überall in Pakistan sehr freundlich. Sie lächeln uns immer zu und drücken ihre Bewunderung für unseren Fahrzeug mit dem internationalen Handzeichen „Daumen hoch“ aus. Oft hören wir auch „Welcome in Pakistan!“

Ab und zu haben wir echte Slums gesehen, wo es nicht einmal einfache Häuser gab. Nur Zelte aus allen möglichen Materialien, wie Holzstücke, Folienreste und Lumpen. Einmal mussten wir bei einem anhalten, weil unsere Eskorte hier gewechselt hat. Viele Menschen kamen auf uns zu. Aber sie waren auch genauso, wie alle anderen. Sie haben uns und unsere Fahrzeuge mit großen Augen angeschaut. Alle lächelten uns an und fragten, woher wir kamen. Sie waren freundlich. Es ist unglaublich, dass sie trotz der Umstände ihres Lebens immer glücklich und entspannt lächeln. Niemand ist grimmig oder unfreundlich.  

Als es dunkler wurde, konnten wir die schönen Lkws mit ihren Beleuchtungen bewundern.

Wir haben gedacht, die Levies werden uns freilassen, sobald wir die Grenze von Baluchistan zur Nachbarprovinz Sindh erreichen. Wir durften auch eine zeitlang alleine fahren, aber dann hatten wir plötzlich wieder Levies vor uns. Wir hatten gar keine Möglichkeit, mit ihnen zu diskutieren. Sie haben uns, ohne uns eine Wahl zu lassen, bis nach Sukkur eskortiert. Es war schon dunkel und wir waren alle fix und fertig, als wir nach über 10 Stunden Fahrt endlich in der Stadt ankamen. Hier haben sie uns gefragt, ob wir zu einem Hotel gehen möchten oder zur Polizeistation. Wir haben uns aufgeteilt: Damian, Mika und Angelique (die keine Wohnmobile hatten,) sind zu einem Hotel gefahren. Der Rest mit Wohnmobilen (Jean-Jaques mit Arlene, Laurent mit Gwen und wir) ist zur Polizeistation gebracht worden. Wir durften auf das Polizeigelände fahren und am Straßenrand stehen bleiben. Am nächsten Tag sollen wir noch bis zum Expressway oder bis zur Grenze zu Punjab begleitet werden und danach wären wir frei.

Ein Kommentar

  1. Wieder sehr interessante Berichte und unglaubliche Fotos einer uns fremden Kultur
    und fernem Land, von dem wir wenig wissen. Dankeschön!
    Vielleicht wäre es gut, wenn sich die Menschen bei uns öfters solche Berichte und Fotos lesen bzw. anschauen würden, damit sie wieder etwas zufriedener werden, und ihnen bewusst wird, wie gut u. komfortabel doch unser Leben hier ist !
    Liebe Grüße aus der Heimat😍😘

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert