Nach dem Frühstück haben wir die kasachisch-russische Grenze schnell erreicht. Wir wollten früh da sein, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Vor uns standen tatsächlich nur ein paar Autos.
Wir mussten wieder aus dem Auto steigen und zu Fuß zum Einwanderungsgebäude laufen. Im Gebäude wohnte eine Schwalbenfamilie. Die Eltern flogen ständig rein und raus und brachten fleißig das Essen für die vielen kleinen Küken.
Wir waren schnell fertig und durften über eine Brücke weiter auf die russische Seite. Hier mussten wir wieder aussteigen und Fritzchen wurde ein bisschen von einer jungen Beamtin angeschaut. Alles ging schnell, nach 2 Stunden hatten wir die Grenze hinter uns.
Nach einer kurzen Zeit erreichten wir einen Fluss. Hier gab es eine Pontonbrücke. Wir waren aber zu groß und durften nicht auf diese Brücke. Wir mussten, wie alle anderen Lkws, die Fähre nehmen, die sich direkt neben der Brücke befand. Nach einer kurzen Fahrt erreichten wir die andere Seite und konnten weiterreisen. (Diese Brücke bzw. Fähre war der Grund, warum wir schon in Kasachstan russische Rubel wechselten. Die erste Wechselmöglichkeit in Russland ist in Astrakhan und wir wussten wir müssen schon hier etwas bezahlen.)
Wir entschieden uns, Astrakhan, die regionale Großstadt nicht anzuschauen, wir fuhren nur durch.
Wir sind in unserem 23. Land, Russland (Russische Föderation) angekommen. Moskau ist plötzlich gar nicht mehr so weit…
Das Land ist so groß, dass Marc Hilfe braucht, es von der Karte abzukratzen:
Wir haben nur bei einem Laden angehalten. Hier haben wir interessante Sachen entdeckt.
Wir befanden uns in Kalmückien, einer autonomen Teilrepublik Russlands, die zwischen dem Kaukasus und dem Kaspischem Meer in der südrussischen Steppe liegt und geografisch zu Europa gehört. Es ist die einzige buddhistisch geprägte Region Europas – ein Stück Asien auf dem europäischen Kontinent. Wir fanden es sehr interessant, dass es hier in der Russischen Föderation auch Buddhisten gibt und besuchten einen buddhistischen Tempel in Lagan. Da ein Großteil der Kalmücken deportiert und alle buddhistischen Anlagen von Stalin zerstört worden sind, war dieser Tempel, wie alle anderen in Kalmückien, neu.
In den kleinen Dörfern auf unserem Weg säumten bezaubernde kleine alte Holzhäuser die Straße.
Nach dem Tempel fuhren wir weiter. Wir haben in Fritzchen 2 Dieseltanks. Der Originaltank mit 110 L und der von uns eingebaute Zusatztank von 390 L. Beide haben wir in Kasachstan vollgetankt. Normalerweise fahren wir erstmal mit dem kleinen Tank und bevor er leer wird, schalten wir um auf den großen Tank. Normalerweise achtet Marc darauf, wann wir umschalten müssen, diesmal hatten wir aber folgenden Dialog:
Ich: Sollen wir nicht umschalten?
Marc: Was umschalten?
Ich: Auf den kleinen Tank?
Marc: Ne, warum, ich möchte ihn lehrfahren.
Ich: Okay, ich wollte nur vermeiden, dass wir an einer blöden Stelle stehen bleiben…
Marc: So, wie jetzt?
(Und in dem Moment hatte der Motor keine Leistung mehr, der kleine Tank wurde leer und wir mussten am Straßenrand stehenbleiben. Zum Glück war es nicht wirklich eine blöde Stelle, wir konnten problemlos anhalten und es gab genügend Platz für die anderen Autos zum Vorbeifahren.)
Hier war die Landschaft sehr flach, die Fruchtbarkeit und das Grün des Volga-Deltas war verschwunden.
Spätnachmittags erreichten wir die innerrussische Grenze zur Republik Dagestan.
In Dagestan leben hauptsächlich Muslime. Wir mussten auf die erste Moschee auch nicht lange warten.
Bevor es dunkel wurde, hielten wir bei einem Wasserkanal an. Hier angelten ein paar Einheimische. Sie waren sehr nett und haben uns auch erklärt, dass wir wegen Umwelt- und Wasserschutzgründen nicht direkt neben dem Wasser parken dürfen.
Der erste Sonnenuntergang in Russland war fast genauso schön, wie unser letzte in Kasachstan.