30.1.2024, Dienstag – Grenzübertritt Pakistan

Heute ist der große Tag, wir möchten die iranische/pakistanische Grenze überqueren. Wir möchten nach Nepal und jetzt im Winter ist das der einzige funktionierende Weg dorthin. Wir haben lange überlegt, ob wir das machen wollen, aber alle Reisende, die diese Route genommen haben, haben gesagt, dass es geht und nicht gefährlich ist. Unsere Entscheidung ist bei den letzten Entwicklungen ins Wanken geraten. Wir kamen gerade im Iran an, als der Iran einen Raketenangriff „gegen terroristische Gruppen“ auf pakistanischem Boden vornahm. Worauf Pakistan alle diplomatischen Kontakte mit Iran abbrach und einen Gegenschlag, auch „gegen terroristische Gruppen“ auf iranischem Boden vornahm. Es schien, dass die Grenzen zugemacht werden und es war unklar, wie gefährlich die Lage in der Gegend wirklich ist. Zum Glück wir hatten noch 10 Tage im Iran. In dieser Zeit hat sich die Lage wieder normalisiert, die Botschafter wurden wieder in die jeweiligen Länder zurückgelassen und beide Seiten bestätigten, dass sie die Situation nicht weiter eskalieren lassen möchten. Die Grenze funktionierte laut Berichten von Reisenden und Mr. Hamid wie gewohnt. Also fuhren wir heute früh die 100 km nach Mirjave, zur iranischen Seite der Grenze. Wir mussten durch mehrere Checkpoints durch, aber alles war normal. Als wir bei der Grenze ankamen, haben wir 3 französische Autos und ein Motorrad vor dem Gebäude vorgefunden. Einen Van kannten wir, es war Jean-Jacque mit seiner philippinischen Frau Arlene, die wir in Sahdad an der Grenze zur Lut schon getroffen haben. Die anderen kannten wir noch nicht.

Als wir ins Gebäude kamen, saßen die Frauen (Gwen und Angelique) im „Tourist-office“, die Männer (Damien, Laurent und Michael) waren mit Mr. Hamid unterwegs. Jean-Jacque und Aylin kamen kurz vor uns, sie hatten noch alle ihre Papiere in der Hand. Kurz darauf kam Mr. Hamid mit den Männern zurück und nahm uns mit. Erstmal sind wir mit den Pässen zu einem Tresen, wo wir auch einen Zettel ausfüllen mussten. Danach mussten die Männer mit Mr. Hamid zu einem Interview, wo ein sehr ernster Beamter in Zivil ihnen Fragen gestellt hat wie: „Haben sie Freunde im Iran?“ „Haben sie eine iranische SIM-Karte? Was ist ihre iranische Telefonnummer?“ „Warum waren sie im Iran?“  Als sie alle Fragen brav beantwortet haben, durften sie zu uns zurück. Sie haben sogar Saft und Kekse bekommen. Danach mussten wir zum Zoll und noch zu einer anderen Passkontrolle. Überall ist Mr. Hamid mitgekommen. Als wir fertig waren, wurden ein paar Fotos gemacht und wir haben eine kleine farbige Kette und ein Büchlein über Sistan-Baluchistan bekommen.

Dann war es Zeit, auf die pakistanische Seite zu gehen. Wir durften an den wartenden Lkws vorbeifahren und wurden durch den ersten Zaun durchgelassen.

Wir müssten erstmal zur Immigration, wo wir wieder ein Formular ausfüllen dürften. Danach wurden unsere Daten im System eingetragen und wir mussten in ein anderes Büro. Hier wurden nochmal unsere Pässe, Visas, Carnet und Einladungsschreiben angeschaut und abfotografiert. Ein Beamte hat auch unsere Autokennzeichen fotografiert. Nächste Station war an einem großen Tor, wo alles nochmal, diesmal von Soldaten, angeschaut und abfotografiert wurde. Ich hatte mein neues Kleid an, das ich in Bandar Abbas gekauft habe. Einer der Soldaten hat mich gefragt, wo ich es gekauft habe. Er hat mir erzählt, dass es ein Baluchi Kleid sei und wenn ich es trage, werde ich hier respektiert. Es war mal wieder ein interessanter Zufall. Als wir in Bandar Abbas die Kleider gekauft haben, hatten wir keine Ahnung, aus welcher Region von Iran/Pakistan/Indien die Muster der Kleider kamen.

Als alles nochmal registriert wurde, mussten wir dann hier auf die Levies warten.

Als sie dann da waren, wurde das Tor geöffnet und wir durften durch. Wir wurden zu dem weniger hundert Meter entfernt liegenden Zollgebäude eskortiert. Vor dem Gebäude haben wir das erste Mal die unglaublich farbenfrohen pakistanischen Lkws bewundern können.

Im Gebäude wurden unsere Fahrzeugdaten in riesige Bücher per Hand eingetragen. Im Raum befanden sich viele von diesen großen Bücher und Akten. Wir alle haben pakistanischen Chai bekommen, das erste Mal mit Milch und Zucker. Er war sehr lecker.

Als die Männer mit der Bürokratie endlich fertig waren, wurden wir von den Levies zu ihrer Station eskortiert, die wieder nur ein paar hundert Meter weiter lag. Die Station war hinter Mauern. Im Vorhof parkten ein paar kaputte Autos. Danach gab es eine zweite Mauer mit einem zweiten Tor. Wir sollten in dem Innenhof parken und dort die Nacht verbringen. Die anderen sind ohne Problem reingefahren. Aber wir waren zu hoch. Über dem Tor war Stacheldraht und eine Stromleitung für die Lampe. Wir passten darunter nicht durch. Erstmal haben wir gedacht, wir müssen im Vorhof bleiben, aber dann hat einer der Levies eine lange Leiter zum Tor gebracht und einfach den Stacheldraht durchgeschnitten. Er hat die Stromleitung und den zweiten Stacheldraht dann hochgehalten, als wir durch das Tor fuhren. Jetzt waren wir drin, aber das Tor hinter uns konnte nicht zugemacht werden. Wie konnten nicht weiter nach vorne fahren, weil vor uns zwei Pick-ups von den Levies parkten. Ein Levie hat den Schlüssel zum ersten Pick-up geholt und die Männer haben ihn nach vorne geschoben. Aber den Schlüssel zum zweiten Pick-up fanden sie erstmal nicht. Sie haben mehrere probiert und am Ende war der richtige auch da. Dieser Pick-up wurde auch nach vorne geschoben. So konnten wir die fehlenden 20 Zentimeter nach vorne fahren und das Tor konnte zugemacht werden. Hier, gut beschützt, haben wir unsere erste Nacht in Pakistan verbracht.

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