4-6.2.2024, Sonntag-Dienstag – Fahrt von Sukkur nach Shaikupura

Frühs waren um Laurent und Gwen mit ihrem Hund Sundae eine große Schar Kinder. (Sie hatten auch 2 Katzen, aber die blieben im Fahrzeug.) Alle bewunderten den Hund aus der Ferne, aber hatten Angst, näher zu kommen. Die Mutigsten haben nach Laurents und Gwens Anleitung ihre Hand vor der Nase von Sundae zu halten, sich beschnuppern lassen und danach ganz wagemutig seinen Kopf gestreichelt. Fast alle der Kinder waren Jungen, nur 1-2 Mädels waren dabei. Sie waren sehr schüchtern und blieben im Hintergrund. Eine war diese kleine:

Bevor wir losgefahren sind, kam diese Frau auf uns zu und hat mit Handzeichen um Essen gebeten. Wir haben ihr eine Tüte Äpfel gegeben, wofür sie sich sehr herzlich bedankt hat.

Kurz nach 9 haben wir die Polizeistation mit einer Eskorte in Richtung Expressway verlassen. Wir kreuzten den Indus.

Was ist das? Eine Raketenstation?

Wieder haben wir einen neuen Rekord von Beladung gesehen. Unglaublich! Was wohl das deutsche Verkehrsamt oder TÜV dazu sagen würde?

Nach einer knappe Stunde Fahrt haben wir die Tollstation zum Expressway erreicht. Die Levies haben uns freigelassen, wir durften ab jetzt alleine weiter. Wir fuhren weiter durch sehr fruchtbare, bewirtschaftete Gegenden. Der Expressway hatte 2×3 Spuren und alle waren leer. Wir hatten das Gefühl, gar nicht in Pakistan zu sein.

Wir haben uns mit den anderen bei einer Raststation an der Autobahn verabredet. Alle waren da, außer Damian. Wir waren am Anfang nicht sicher, ob wir hier die Nacht verbringen möchten, aber es war so schön, so ruhig, dass wir uns entschieden, zu bleiben. Wir saßen nur draußen in der Sonne und haben das gute Wetter, die Ruhe, die Freiheit und die Gesellschaft der anderen genossen. Bei uns sind Autobahnraststätten normalerweise dreckig und laut, hier war es wie eine ruhige Insel. Ab und zu kamen ein paar Pakistanis vorbei und haben uns gefragt, woher wir kamen. Aber sonst konnten wir alle mal ein bisschen entspannen, die Autos aufräumen oder reparieren.  

Nach einer ruhigen Nacht haben wir alle gemütlich gefrühstückt. Die anderen waren schon dabei, zu packen und loszufahren, als ein Polizeiauto kam. Wir haben gedacht, sie werden uns auffordern weiterzufahren, weil wir hier nicht so lange stehenbleiben sollten. Weit gefehlt. Sie haben uns nur gefragt, ob alles in Ordnung sei. Ob wir ein Problem hätten oder Hilfe bräuchten. Als wir es verneint haben, haben sie uns nur eine gute Reise gewünscht. So kann man falsch liegen.

Um Mittags rum waren wir auch so weit, dass wir weiterfahren konnten. Das Land um uns herum war weiterhin grün, es gab immer mehr Bäume.

Nach fast 400 km sind wir wieder bei einem Autobahnrastplatz angehalten, um die Nacht hier zu verbringen. Eine halbe Stunde nach uns kamen die anderen auch an. Sie waren zwar schneller als wir, sind aber nach Multan zu KFC und McDonalds gefahren und haben in der Stadt viel Zeit mit der (nicht erfolgreichen) Suche nach einem Geldwechsler verbracht. Es war schön, noch eine Nacht in dieser Gesellschaft zu verbringen. Wir waren schon eine coole Truppe und haben uns gut verstanden. Und zusammen fühlten uns wirklich sicher. Aber irgendwann hat alles ein Ende. Am nächsten Morgen mussten wir uns wirklich verabschieden. Sie alle fuhren nach Islamabad, da sie noch ihre Indienvisa beantragen mussten. Wir wollten weiter nach Shaikupura. Shaikupura ist eine Stadt in der Nähe von Lahore, auf dem Weg zu der indischen Grenze. Hier wohnt Hussain, ein pakistanischer Anwalt, der uns geholfen hat, unsere Visa zu beantragen. Er ist bekannt in Overlander-Kreisen. Er unterstützt Reisende in allen möglichen Sachen und heißt sie bei seinem Haus willkommen. Wir kamen bei ihm Nachmittags an. Er war leider gerade nicht zu Hause, aber sein Schwager hat uns reingelassen. Auf dem Hof standen schon ein belgisches und ein rumänisches Fahrzeug. Die rumänische Familie hat ihr Auto hier länger stehen gelassen und ist mit dem Flugzeug nach Süd-Ost-Asien weitergereist. Die Besatzung des belgischen Autos durften wir gleich nach unserer Ankunft kennenlernen. Benjamin und seine Familie waren sehr sympathisch und wir haben uns über unsere Erfahrungen ausgetauscht.

Mira hat mit 2 kleinen Mädels ein bisschen Ball gespielt.

Hussains Schwager hat und zum Mittagessen eingeladen. Wir haben die Einladung gerne angenommen und uns dafür bedankt. Es war schön, dass wir nicht kochen mussten, da unsere Essensvorräte fast leer waren. Es gab herzhaften und süßen Reis, leckeres Gemüse und Chapati Brot.

Nach dem Essen sind wir einkaufen gegangen. In der Nähe gab es eine „Megamall“, ein größeres Geschäft, wo man vieles kaufen konnte.

Vor ein paar Tagen hat Mira unsere Pfannenhalterung beim Kochen zerschmelzen lassen. Es war ziemlich blöd, weil wir keine andere hatten und man unsere Töpfe nur mit diesem Halter anfassen konnte. Marc hat versucht, ihn zu reparieren, aber es hat nicht wirklich funktioniert. Damian hat uns gesagt, dass wir nicht verzweifelt sein sollten, weil man in Pakistan und Indien a) aller reparieren lassen kann, b) alles kaufen kann, was es auf der Welt gibt. Er lebte länger in Indien, also wir haben versucht, ihm zu glauben, aber wir wussten es nicht, wo und wann wir wieder einen Ersatz bekommen oder das Ding reparieren lassen könnten.

Ihr könnt euch unsere Überraschung vorstellen, als wir im Megamarkt, dem ersten Laden in einer kleiner Stadt diesen Aluminium Pfannenhalter gefunden haben, der perfekt passte. Marc hat nur ein paar Schrumpfschläuche um das Aluminium gemacht, um unsere Töpfe zu schützen und danach war die neue Halterung viel besser und definitiv viel robuster als die alte. Unglaublich.

Wir haben in der Megamall nicht nur einen neuen Pfannenhalter gefunden. Gestern früh ist unser Milchschäumer kaputt gegangen. (Ich weiß, ein Luxus und braucht kein Mensch, aber für uns war es eine schöne Annehmlichkeit, damit Cappuccino machen zu können.) Er hat einfach nicht mehr funktioniert. Auch nicht, als wir die Batterien ausgetauscht haben. Und in der Megamall gab es auch einen neuen Milchschäumer. Sogar mit Ladekabel. Und mit viel besserer Leistung als der alte.

Wir haben in der Megamall auch Lebensmittel eingekauft. Obst und Gemüse mussten wir bei den kleinen Straßenständen kaufen. Danach sind wir noch zu einer Bäckerei gegangen. Wir haben drinnen nicht schlecht gestaunt, es gab viele verschiedene Süßigkeiten, Kuchen und Kekse, Brote und Quiche:

Wir durften verschiedene kleine Kügelchen probieren. Die waren lecker, aber sehr süß. Wir haben ein paar Kekse und Kügelchen mit Kokosnuss gekauft.

Wir sind dann voll bepackt zu Hussains Haus zurückgelaufen. Wir waren dabei, alles auszuräumen, als jemand an dem großen Tor war. Hussains Schwager öffnete und hatte dann eine Tüte Äpfel in der Hand. In diesem Moment ist uns auch aufgefallen, dass wir die Äpfel, die wir bei dem Straßenhändler gekauft haben, nicht haben. Wir hatten sie dort vergessen. Der Straßenhändler aber wusste, wo er uns findet (wir sind natürlich nicht die ersten Overlander, die bei Hussain übernachten) und er hat sie zu uns gebracht. Das ist auch Pakistan.

Hussain hat uns erzählt, dass abends noch andere Deutsche kommen würden. Die sind schon auf dem Rückweg, sie kommen von Indien. Es war schon dunkel, als sie ankamen. Ich habe gehört, dass jemand neben uns parkt und Marc hat sich mit Leuten auf Deutsch unterhält. Ich ging näher, schaute und rief „Milka?!“ worauf die Antwort kam „Melinda!?“. Das war mal wieder eine von dieser Überraschungen und Zufälle auf unserer Reise. Milka und ich, wir kannten uns. Nicht persönlich, aber online. Ich habe ihr öfter geschrieben und Fragen gestellt, weil sie auch mit ihren Kindern reist und sie paar Monate vor uns auf der gleichen Route reisten. Sie hat mir öfters Antworten und Ratschläge gegeben. Ich wusste, dass sie auf dem Rückweg sind, aber ich hätte nie im Leben gedacht, dass sie und ihre Familie die Deutschen sind, die heute Abend bei Hussain ankommen sollten. Sie waren im realem Leben auch sehr nett und sympathisch und unser Austausch war natürlich noch viel schöner und reger als online. Sie sind erfahrene Reisende und aktive Youtuber. Sie übertragen ihre Reise Großteils auch live. Es war echt schön, sie und ihre Familie persönlich kennenzulernen. Wir haben uns noch länger unterhalten, bevor wir dann alle ins Bett gegangen sind.

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