Wir sind erstmal wieder zu der Pumpstation gefahren, wo wir schon einmal waren. Diesmal sind wir routiniert durch die Tankstelle und entgegen der Fahrtrichtung neben der Schnellstraße reingefahren. Wieder durften wir ohne Probleme und umsonst unsere Wassertanks befüllen. Danach haben wir Dammam und Al Khobar Richtung Riyadh verlassen. Wir sind durch wüstenartige Landschaft und ab und zu neben Sanddünen gefahren. Die Dromedare waren natürlich auch wieder da.
Es war früh nachmittags, als bei Judah’s Thumb ankamen. Es ist ein markanter, alleinstehender, sehr großer Fels mitten in der Steinwüste. Rechts davon sind canyonartige Berge zu sehen.
Beduine ziehen um:
Direkt am Fels parkte ein weißer Pickup, daneben lagen auf einem Teppich Vater und Sohn. Wir haben sie mit Salam Aleikum begrüßt. Sie waren sehr freundlich, der Vater konnte ein bisschen Englisch. Er hat uns zu ihrem Mittagessen eingeladen, das er gerade vorbereiten wollte: Kamelfleisch mit Reis. Wir wollten Champignoncremesuppe machen. Wir sind so verblieben, wir bereiten beide das Essen vor, danach teilen wir und essen gemeinsam. Als wir zu Fritzchen zurückgelaufen sind, wollten wir ihn umparken, weil er noch schief stand. Aber wir konnten den Motor nicht starten. Es war sofort klar, dass das Problem mit der Elektrik zusammenhängt. Am Anfang haben wir gehofft, dass nur eine Kabelverbindung sich gelöst hat. Leider wurde unsere Hoffnung nicht wahr. Nach weiterer Untersuchung hat Marc festgestellt, dass der Anlasser kaputt ist. Bevor er ihn ausgebaut hat, haben wir erstmal das gemeinsame Mittagessen mit Abdullah und seinem 7-jährigen Sohn genossen.
Danach hat Marc den Anlasser ausgebaut. Abdullah hat auch versprochen, dass er erst dann wegfährt, wenn wir eine Lösung haben. Erst haben wir gedacht, dass Marc mit ihm zurück nach Dammam fahren (170 km) und dort schlafen muss. Da es Samstag war, der Sonntag (in Saudi Arabien sind Freitag und Samstag Wochenende), haben wir überhaupt nicht gedacht, dass wir noch heute etwas machen könnten. Es war schon dunkel, kurz nach 5 Uhr. Abdullah hat Marc mitgenommen, wir sind mit den Kindern im Fritzchen geblieben und haben noch die Wäsche aufgehängt. Nach einer guten halben Stunden habe ich schon die erste Nachricht von Marc bekommen: „Wir haben einen sehr fähigen Autoelektriker gefunden, er arbeitet schon dran. Wahrscheinlich muss ich gar nicht nach Dammam.“ Das klang mal vielversprechend.
Marc hat später folgendes erzählt:
Sie sind von der Wüste rausgefahren bis zum ersten Kreisverkehr bei Urayarah. Hier hat Abdullah gefragt: „Dammam or try here?“ Marc hat natürlich geantwortet „Try here“. Also sie sind in die nächsten Ortschaft gefahren. Abdullah hat telefoniert und sie haben relativ bald ein Autoelektriker gefunden. Er hat mit großem Können und sehr schnell den Anlasser auseinandergenommen und hat angefangen, ihn zu reparieren. Aber während seiner Arbeit hat er festgestellt, dass es mehr kaputt war, als er dachte und dass er ein fehlendes, wesentliches Ersatzteil nicht hat. Danach hat er Marc und Abdullah zu einem anderen Elektriker geschickt, der ausschließlich, seit 35 Jahren, nur Anlasser repariert. Er hat nach den Ersatzteil gesucht. Mit Bedauern hat er mitgeteilt, dass er den leider nicht hat, nur ein komplett neuen Anlasser aus Deutschland! Abdullah hat für uns den Preis verhandelt. Er hat beinhaltet, dass der Elektriker unseren alten Anlasser behalten darf. Dieser war noch bei dem ersten Elektriker. Als Marc und Abdullah ihn abgeholt und bei dem zweiten Elektriker abgeliefert haben, hat er gemerkt, dass der Lochmuster der Halterung und der Schwungrad des alten Anlassers anders ist, als die vom neuen. Er hat es noch schnell umgebaut (ohne Aufpreis) und dann waren sie fertig.
Währenddessen haben Mira und ich in Fritzchen Karten gespielt, Marius hat online mit seinen Freunden gezockt. Plötzlich hat Mira sich annähernde Lichter entdeckt. Wir haben sofort geschaut, was für einen Fahrzeug kommt und schnell gesehen, dass es ein großer Lkw ist. Als sie näher kamen, war es auch klar, dass es auch ein Overlander Fahrzeug ist. Mira und ich sind ausgestiegen und zu ihnen gelaufen. So haben wir Steffi und Thomas aus Österreich kennengelernt. Ich habe ihnen erzählt, was uns gerade passierte und Marc dabei ist den Anlasser reparieren/austauschen zu lassen. Sie haben darauf geantwortet: „Der Anlasser? Wir haben einen Ersatzanlasser dabei. Weil uns genau das Gleiche zu Hause noch in Österreich passierte. Er ging plötzlich nicht, ohne Vorwarnung.“ Kaum haben wir 5 Minuten uns unterhalten, kam wieder ein Fahrzeug. Es war Marc mit Abdullah. Wir haben uns bei Abdullah tausendmal bedankt für seine unglaubliche Warmherzigkeit und Hilfebereitschaft. Danach ist er mit seinem schlafenden Sohn auf der Rückbank zurück nach Dammam gefahren. Wir haben uns noch mit Steffi und Thomas unterhalten, bevor wir uns alle schlafen gelegt haben. Was für ein Tag!