Gestern haben wir am Ende nicht gebadet. Aber heute war es auch sehr heiß und bevor wir unsere Fahrt starteten, kühlten wir uns im See nochmal kurz ab. Es war richtig angenehm, auch wenn es nicht unbedingt einfach war, auf der felsigen Küste ins Wasser zu gehen.
Wir mussten auf der gleichen Straße zurückfahren, wo wir gekommen sind. Wir haben auf dem Weg eine Quelle gesehen, wo wir anhielten zum Wasser zu tanken. Das Wasser war wirklich gut, kalt und frisch. Es war hier so heiß, ich habe auch gleich mein Kopf darunter gehalten.
Bevor wir weiterfuhren, schaute Marc unser linkes hinteres Rad an. Leider suppte die Achse wieder, obwohl alle Dichtringe neu sind. Marc war (verständlicherweise) sehr genervt von den erneuten Problem. Wir hielten bei dem Parkplatz zum Aussichtspunkt des Canyons wieder an. Hier haben Marc und Marius den einen äußeren Dichtring ausgetauscht und gehofft, dass das Problem gelöst ist. (Leider stellte sich heraus, dass es leider nichts geholfen hat. Wahrscheinlich ist wieder der innere Dichtring (der sehr schwer zu besorgen ist, weil er nicht mehr hergestellt wird) undicht. )
Währen unserer Zeit in Russland sahen wir ab und zu das große „Z“ als Symbol für die Unterstützung des russischen Krieges gegen die Ukraine.
Wir haben wieder die Hauptstraße erreicht und fuhren dann weiter in Richtung Tschetschenien. Wir wussten, dass wir vor der innenrussischen Grenze wieder eine Polizeikontrolle haben werden und hatten ein bisschen Sorge, ob sie uns wegen dieser Überholungsgeschichte anhalten werden. Als wir und der Kontrolle näherten, kam leider ein Polizist gezielt auf uns zu und winkte uns raus. Wir haben gedacht, jetzt kommt es, sie wollen uns bestrafen. Wir haben uns auf eine langwierige Diskussion vorbereitet. Aber als wir anhielten, stellte sich heraus, der Polizist wusste von nichts. Er wollte uns nur durch die Röntgenanlage schicken, weil er dachte wir seien ein Lkw, dessen Ladung an der Grenze mit Hilfe von diesen großen Röntgengeräten kontrolliert wird. Als wir ihm erklärten, wir seien ein Wohnmobil, winkte uns einfach weiter. Wir mussten noch, wie bei der anderen innenrussische Grenze auch, mit unseren Pässen ins Gebäude, um uns erfassen zu lassen. Hier konnte keiner Englisch. Die Beamten wollten uns erstmal zu ihrem Vorgesetzten in sein Büro schicken. Wir dachten wieder jetzt kommt es. Aber als wir die Tür zum Büro öffneten, stand der Chef auf und kam zur Tür. Er hat uns auf Russisch angesprochen. Als wir ihm auf Englisch erklärten wir verstehen ihn nicht und wir sind Touristen, hat er sich wütend zu den anderen Beamten gewendet und hat er sie zur Schnecke gemacht, was es sei. Danach hat er nur gewunken, wir sollen verschwinden. Also tatsächlich wusste hier niemand etwas über unseren „Regelverstoß“, was unsere Theorie über die nicht Korrektheit dieser Anschuldigung und eher das Bakschisch wollen bestätigte. Wir waren dann raus aus Dagestan und durften nach Tschetschenien. Die Tschetschenischen Grenzpolizisten haben uns gar nicht angehalten nur fröhlich gewunken und laut auf Englisch „Welcome to Chechenia!“ uns zugerufen.
Tschetschenien ist eine autonome Teilrepublik der russischen Föderation. Die Bevölkerung ist auch hier fast ausschließlich muslimisch. Hier gibt es noch mehr und größere Moscheen als in Dagestan.
Die Geschichte von Tschetschenien ist recht interessant. Die aus der Tschetscheno-Inguschischen ASSR hervorgegangene Republik war nach der Auflösung der Sowjetunion Schauplatz von zwei Kriegen zwischen teils islamistischen Separatisten und der russischen Zentralregierung, die zu schweren Zerstörungen führten. Ich kann mich noch an die Berichte im Fernsehen erinnern, der zweite Krieg fand sein Ende erst in 2009. Der Konflikt endete mit dem Verbleib Tschetscheniens im russischen Staatsverband.
Für mich war der Name „Grozny“ ein Symbol für Zerstörung und Terror. Seit Ende der Kriege begann aber eine wirtschaftliche Erholung und der Wiederaufbau der Region. Sie wird seither allerdings zunehmend diktatorisch von Ramsan Kadyrow regiert. Unter ihm kommt es regelmäßig zu schweren Menschenrechtsverletzungen wie außergerichtlichen Tötungen und Folter seiner Gegner, was von der russischen Regierung geduldet wird. Er wird auch als „der Bluthund von Putin“ genannt. Er schickte als erster auch Unterstützungsgruppen seiner privaten Armee in die Ukraine. Er ist ein grausamer Kriegsherr und Diktator, dessen Personenkult in Tschetschenien ist unübersehbar.
Wie die ganze Region, prosperiert auch die Hauptstadt Grozny. Sie ist eine moderne Großstadt, die uns mit ihrem Reichtum und Modernität sehr überrascht hat. Man kann von der Zerstörung aus den berühmten, berüchtigten Tschetschenien-Kriegen nichts mehr sehen.
Wie wir schon erwähnt haben, haben wir von der Auswirkung der Sanktionen gegen Russland sehr wenig gesehen, aber ein Beispiel schon. Das war mal wohl eine Ikea. Jetzt heißt es Lenta.
Wir parkten im Zentrum von Grozny hinter der Islamischen Universität, die nur einen Katzensprung von der Zentralmoschee von Grozny, die (nicht) überraschenderweise den Namen Achmat-Kadyrow-Moschee trägt. Ramsan Kadyrows Vater, Achmat Kadyrow rief 1994 als Mufti von Tschetschenien zum Dschihad gegen Russland auf, wechselte dann die Seiten, wurde 2000 Chef der russischen Verwaltungsbehörde in Tschetschenien und am 5. Oktober 2003 in einer umstrittenen Wahl zum Präsidenten der Republik Tschetschenien gewählt. Am 9. Mai 2004 wurde er bei einem Bombenanschlag in einem Stadion in der Hauptstadt Grosny getötet.
Die Moschee ist die größte Moschee Russlands. Sie kann auf einer Nutzfläche von 5.000 Quadratmeter 10.000 Gläubige aufnehmen. Die vier Minarette sind 62 Meter hoch. Es war zwar schon dunkel, aber wir spazierten zur Moschee und bewunderten sie und den umliegenden Garten von draußen.
Hinter der Moschee befindet sich die protzige Grozny Mall.