Wir wollten heute die Sehenswürdigkeiten von Täbris anschauen. Wir haben auf der Karte gesehen, dass es beim Park eine Metrostation gibt. Wir wollten die Herausforderung annehmen und im Iran Metrofahren ausprobieren. Man muss dazu wissen, im Iran schreibt man nicht mit lateinischen Buchstaben und arabischen Zahlen. Sie haben ihre eigene Schrift und Zahlen. Die Zahlen haben wir relativ schnell lernen können, aber mit der Schrift hat man überhaupt keine Chance.
Wir haben die Metrostation schnell gefunden. Dort haben wir festgestellt, dass es genau eine Linie gab, deren eine Endstation der El-Goli Park (also unsere Haltestelle) ist. (Andere 3 Linien sind auf den Karten schon angezeigt, aber sie sind entweder in Planung (größerer Teil) oder im Bau (kleinerer Teil). Wir konnten auch schnell Karten kaufen, der Mann im kleinen Büro sprach sogar Englisch. Die 4 Fahrkarten haben 8.000 Toman (0,16 EUR) gekostet.
Als Erstes haben wir das von deutschen Architekten geplante Rathaus gesehen.
Danach sind wir zur Blauen Moschee hingelaufen. Die Blaue Moschee wurde 1465 erbaut und ursprünglich außen wie innen mit türkisblauen Mosaiken mit goldenen Mustern bedeckt. Leider wurde bei einem Erdbeben in 1773 die Moschee schwer beschädigt und ein Großteil der Mosaiken sind runtergefallen. Das Gebäude war trotzdem beindruckend. Wir konnten es uns wirklich gut vorstellen, wie prächtig es aussehen konnte.
Als Nächstes wollten wir die Fakultät für Architektur der Universität für Islamische Kunst anschauen. Die Fakultät befindet sich in drei prächtigen, 230 Jahre alten Villen mit Innenhöfen und Gärten. Als wir zu einem offenen Tor ankamen, haben wir gesehen, dass innen im Moment Bauarbeiten laufen. Der Pförtner wollte uns deswegen auch nicht reinlassen. Aber wir haben es nicht aufgegeben und sind zum nächsten Tor gegangen. Der dortige Pförtner hatte nichts dagegen und so waren wir doch drinnen. Wir haben die Villen und die Gärten bewundert, als ein junger Mann und eine junge Frau kamen. Sie haben uns begrüßt und gefragt, woher wir kamen. Wir haben erzählt, dass wir aus Deutschland kommen und Marc Architekt ist. Darauf haben sie uns auf dem gesamten Gelände herumgeführt und uns sogar teilweise die Innenräume gezeigt. Ein Raum war besonders schön, mit Originalgemälden mit Miniaturen an der Wand und kunstvoll geschnitzten Fensterrahmen mit farbigen Fenstern.
Miniaturen an den Wänden:
Nach der Besichtigung der Uni waren wir (vor allem die Kinder) hungrig und haben bei einem iranischen Fast Food Laden Burger und Pizza gegessen.
Mit vollem Magen sind wir dann zu den Resten des ehemaligen Forts von Täbris (Arg-e Tabriz) gelaufen. Daneben wird seit 2015 eine riesige, stadiongroße Gebetshalle (Imam Khomeini Mosalla) gebaut. Da die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen sind, kann man weder das Arg-e Täbris noch die Mosalla aus der Nähe anschauen.
Zuckerrüben Verkäufer:
Als Nächstes wollten wir das von Erfan empfohlene Hariri-House anschauen, aber es war leider schon geschlossen.
Unser letztes Ziel war der Basar. Der prächtige, labyrinthische Basar, der UNESCO-Weltkulturerbe ist, ist 7 km² groß, mit 24 Karawansereien und 22 eindrucksvollen Kuppelhallen. Der Bau des Basars wurde vor 1.000 Jahren angefangen, aber ein Großteil des Backsteinbaus stammt aus den 15. Jahrhundert. Wir waren auf unserer Reise schon in vielen Basaren, aber von diesem waren wir trotzdem sehr beindruckt. Er ist riesengroß, sehr gut erhalten und wunderschön. Er ist auch nicht nur ein Touristenattraktion, sondern ein wesentlicher Bestandteil des Lebens der Menschen in Täbris. Es gibt hier nicht nur einen Schmuck- oder ein Teppichbasar, sondern Gewürze-, Obst- und auch Gemüsebasar. Wir sind im Labyrinth der Gänge viel rumgelaufen und haben alles bewundert. Im Obstbasar haben wir auch für uns ein bisschen eingekauft.
Auf dem folgenden Foto sind keine Gemälde, sondern Teppiche:
Auf dem Weg zur Metro haben wir Ali getroffen, bzw. er hat uns gefunden. Wir liefen auf dem Gehweg, als plötzlich jemand mit einem großen Notizbuch in der Hand hinter uns herrannte. Er hat auf ganz passablem Englisch erklärt, dass er Einträge von Ausländern in seinen Notizbücher sammelt. Er hat vor 8 Jahren angefangen und zwischenzeitlich hat er mehr als 20.000 Einträge! Er hat uns gefragt, ob wir in sein Geschäft kommen könnten und auch in eines von seinen Notizbüchern schreiben möchten. Wir haben ja gesagt und sind ihm in seinen Nähmaschinen-Laden gefolgt. Er wollte uns auch auf einen Tee einladen, aber wir haben es abgelehnt, weil wir nicht so lange bleiben wollten. Er hat mit seinem gebrochenem Englisch mehrmals erklärt, wie sehr er sich freut, dass wir in sein Buch schreiben und dass es ein schöner und glücklicher Tag ist, weil er uns als Gast willkommen heißen darf. Als „Gegenleistung“ für unseren Eintrag hat er uns eine Postkarte mit einer persönlichen Widmung auf Persisch geschenkt. Er sagte der Text ist ungefähr: „Dear Ms. Melinda, Mr. Marc, Marius and Mira, this is a very happy day because i could welcome you as my guests and you made my day happy.“ Ali war ein lebendes Beispiel iranischer Gastfreundschaft, der auch auf unsere Gesichter ein Lächeln zauberte.
Da wir den Weg und die Prozedere schon kannten, es war leicht, mit der Metro zum El-Goli Park zurückzufahren.
Als wir ausstiegen, es war schon dunkel und der Park war voll mit Menschen. In der Mitte des Parkes befindet sich ein künstlicher See mit einem sehr fotogenen Restaurantpavillon im Nachbau eines Kadscharenpalastes. Auf dem Ufer waren viele Menschen spazieren, haben Tee getrunken oder einen gekochten Mais gegessen. Wir haben den See umrundet und zurück zu unserem Fritzchen gelaufen.