Nach dem Frühstück war es Zeit, wieder von Hopper zum KKH runterzufahren. Wir hatten ziemlichen Respekt von der Fahrt, aber wir wussten, dort wo wir hochgekommen sind, können wir auch runterfahren. Marc fuhr sehr langsam und vorsichtig und alles klappte wunderbar, bis wir eine Stelle erreicht haben, wo ein paar Leute auf der Bergseite der Straße gerade neuen Beton auf dem Boden mischten. Wir wollten ihren Zementkranz mit dem Wasser in der Mitte nicht zerstören und Marc lenkte Fritzchen soweit es ging nach rechts zur Hangseite. Am Rand war die Straße in Richtung Tal mit einer kleinen Steinmauer befestigt, die nicht sehr vertrauenswürdig aussah. Ich habe durch mein Fenster geschaut, um sicherzugehen, dass wir nicht drauffahren. Mit dem Vorderrad blieben wir auch auf der Straße, aber das Hinterrad fuhr auf die Steinmauer. Ich habe mit Schrecken zusehen müssen, wie die Mauer unter dem Rad zusammenbrach. Das war die Talseite, und plötzlich hing ein Rad, das ca. 3,5 t Gewicht trägt teilweise in der Luft bzw.
auf losen Steinen und wir kamen nicht weiter. Ich habe Marc gesagt, er soll alle Sperren reintun und sofort weiterfahren, was er auch gleich gemacht hat. Zum Glück hat sich Fritzchen mit den vereinten Kräften aller 4 Räder aus der Schieflage herausgezogen und 10 Sekunden später standen wir wieder auf festen Boden. Wir waren sehr erleichtert, aber hatten den Schrecken noch in unseren Knochen, als der lokale Mann auf uns zukam und gesagt hat, dass er riesige Angst um unser Fahrzeug und uns hatte und wie froh er sei, dass wir rauskamen und wieder in Sicherheit sind. Wir sollen uns keine Gedanken um die Straße und die Mauer machen, er wird es wieder aufbauen. Das war hier echt knapp und wir waren froh, dass die restliche Strecke bis zum Fluss unten keine weiteren Probleme bereitete. Wir hatten aber noch ein Hindernis vor uns, bevor wir den KKH wieder erreichen konnten. Als wir unten bei der Brücke ankamen, stand drauf ein Traktor und er hatte nur 3 Reifen. Er war führerlos und blockierte die Hälfte der Brücke. Da die Brücke nicht besonders breit war, es war uns unmöglich am Traktor vorbeizufahren und die Brücke zu überqueren. Wir hatten keine Wahl, wir mussten warten. Zum Glück war die Straße direkt vor der Brücke so breit, dass die anderen Fahrzeuge neben uns vorbeifahren konnten. Nach ca. 15 Minuten kam dann der Fahrer des Traktors mit einem Lkw zurück. Er und noch ein Mann montierten dann den fehlenden Reifen und wir durften endlich weiter.
Wir fuhren dann nach Karimabad, weil wir dort die zwei alten Hunza Festungen Altit Fort und Baltit Fort anschauen und auch Geld wechseln wollten. Kaum bogen wir von KKH ab, hat es wieder mit den engen Straßen und niedrigen Leitungen angefangen. Es war wieder extrem schwierig, bis zu dem Parkplatz beim Altit Fort voranzukommen. Die Altit Fort ist eine 1100 Jahre alte Festung, die das Zuhause des Herrschers von Hunza war. Sie ist das älteste Gebäude im Hunza-Tal. Das Gebäude war für seinen Alter unglaublich gut erhalten (oder gut restauriert).
Aber am beeindruckendsten fanden wir die unglaubliche Aussicht auf den KKH und den Hunza Fluss, die wir von der Festung genießen konnten.
Ich wollte eigentlich auch zu der ein paar hundert Jahre jüngeren Baltit Fort fahren, aber Marc hatte genug von den engen Straßen und wollte nicht mit Fritzchen dort hinfahren. Es hat ihm gereicht, dass wir, um Geld zu wechseln, zu einem Hotel im Ort hinfahren sollten. Natürlich auf ähnlichen Straßen. Marc lief zum Hotel, kam aber ohne Erfolg zurück. Die Person, die für das Geldwechseln zuständig ist, war leider nicht da. Das war keine gute Nachricht, da man hier im Norden von Pakistan fast nirgendwo mit Kreditkarte bezahlen kann. Auch an Tankstellen nicht. Was für uns mit 400 Litern Tankkapazität ziemlich unschön ist. Irgendwo müssen wir uns irgendwie pakistanische Rupees besorgen, wenn wir nicht mit leerem Dieseltank stehenbleiben wollen.
Aber jetzt sind wir erstmal auf dem KKH weitergefahren. Unser nächstes Ziel war der Attabad See. Der See ist dadurch entstanden, dass in 2010 ein riesiger Erdrutsch das gesamte Tal blockierte, was dazu führte, dass das gesamten Tal inklusive mehrerer Dörfer und 19 km des KKH mit dem Wasser des Hunza Flusses überflutet wurde. Der Erdrutsch kostete 20 Menschenleben und blockierte den Abfluss des Hunza Flusses für 5 Monate. 6000 Menschen mussten umgesiedelt werden und insgesamt 25000 wurden von der Außenwelt erstmal abgeschlossen. Es dauerte Jahre, bis sich die Situation einigermaßen stabilisierte. Die zerstörte Strecke des KKH wurde mit einer komplett neuen Trasse, inklusive 7 Tunnels, die Pakistan-China Friendship Tunnels heißen, neu gebaut und erst 2015 eingeweiht.
Der See selber ist wunderschön und wurde ein neuer Touristenmagnet. Unterkünfte und Geschäfte siedelten sich an seinen Ufer an und ein Bootsbetrieb wurde aufgenommen.
Wir haben die Geschäfte auch besucht, da wir von einem deutschen Paar, das zu Hause ganz in unserem Nähe wohnt, den Auftrag hatten, ein paar Kaschmirschals für sie mitzunehmen. (Sie waren im Februar hier, haben welche gekauft, und sie fanden sie so toll, dass sie mehr davon wollten.). Wenn wir schon da waren, haben wir natürlich auch ein paar Schals für uns gekauft und das kleine Museum im Hinterzimmer angeschaut. Die Jungs im Laden waren auch so nett, dass sie uns 300 EUR mit gutem Kurs in PKR gewechselt haben. Als wir mit dem Einkauf fertig waren, war es schon spät und wir haben uns entschieden, am Parkplatz am See zu übernachten.