Marc und ich sind relativ früh aufgewacht und haben uns entschieden, die Kinder erstmal nicht zu wecken, sondern alleine die Höhle zu entdecken und auch mit der Drohne ein paar Bilder zu machen. Die Felswand war so riesig, dass man am besten von weiter weg und oben Bilder machen sollte, wenn man die Gesamtwirkung des Ortes zeigen wollte. Wir liefen danach auch runter zur Höhle. Der Eingang der Höhle lag noch im Schatten, es war nur ein großes schwarzes Loch, das aussah wie der Eingang zum Reich der Zwerge im Buch Herr der Ringe. Oder wie Marc es gesagt hat: wie der Eingang zur Hölle. In der Höhle lag Wasser, wodrin Leute öfter baden. Obwohl das Wasser klar sein zu schien, uns hat der draufliegende Taubenkot und eine tote Taube die Lust auf das Baden genommen. Der Ort war trotzdem sehr beeindruckend, sowas haben wir noch nie gesehen.
Als die Kinder wach waren, haben wir gefrühstückt und ich bin mit ihnen nochmal zur Höhle gelaufen. Sie fanden sie auch sehr besonders. Als wir auf dem Weg nach draußen waren, kamen die ersten Einheimischen. Wir haben kurz mit ihnen geplaudert, dann sind wir losgefahren in Richtung Edge of the World. Wir haben Riyadh einfach rechts liegen lassen, wir hatten alle keine Lust auf noch eine Großstadt. Riyadh, als die Hauptstadt von Saudi Arabien, hat ca. 7 Millionen Einwohner, aber trotzdem relativ wenig Sehenswürdigkeiten. Das Hochhaus mit der Brücke, das als Symbol Riyadhs gilt, haben wir aus der Ferne trotzdem erblicken können.
Um Riyadhs herum war die Landschaft sehr beeindruckend, die Stadt endet quasi überall an sehr steilen und schroffen Felsränder, die ca. 80 m in die Tiefe gehen. Unten in den Tälern sind meist Oasen mit Palmenplantagen.
Das Edge of the World ist auch eine riesige Abbruchskante in der Steinwüste. Von ihren Rändern hat man einen grandiosen Ausblick auf die darunter liegende Ebene, mit vielen ausgetrockneten Wasserläufe und Flussbetten, ein paar Bäume und in der Ferne schimmernden Ortschaften. Es liegt mitten im Nirgendwo. Man muss mehrere Kilometer Offroadstrecke fahren, um den Ort zu erreichen. Normalerweise fährt man von Huraymila rein. Hier befindet sich ein offizieller Eingang zum Nationalpark. Leider ist das Tor in Huraymila nur am Wochenende (Donnerstagmittag bis Samstagabend) geöffnet. Heute war aber Montag. Wir mussten den Alternativweg von Sadus nehmen. Von Sadus aus mussten wir 17 km über Pisten (mal Waschbrett, mal Sand, mal Stein) fahren. Dass wäre alles noch kein Problem. Aber da es nicht gewollt ist, dass Leute hier mit ihren Fahrzeugen reinfahren, wurden an 3 Stellen große Hindernisse quer über die Piste aufgebaut. Mit Radlader haben sie mehrere Linien aus Erdhaufen erstellt. Einheimische sowie Guides mit Touristen fahren in ihren 4×4 Fahrzeuge trotzdem hier durch und überfahren dann diese Mauern. Das erste Hindernis konnten wir auch mit ein bisschen Geschick noch überqueren. Als wir das zweiten erreicht haben, haben wir vor uns das Ziel, die Felskippen gesehen. Wir haben die Überquerung angeschaut, aber leider mussten wir feststellen, dass es mit unserem Fahrzeug einfach nicht machbar ist.
Fritzchen kann zwar unheimlich steile Hänge, auch im losen Terrain, hochklettern, aber er war einfach zu lang und hatte zu langen Überhang für diesen „Bump“. Wir haben uns entschieden, Fritzchen abzustellen und zu Fuß weiterzulaufen. Wir waren damit nicht allein, manche Jeeps standen auch vor dieser zweiten Barriere. Wir wollten gerade loslaufen, als Steffi und Thomas mit ihrem Lkw kamen. Da ihr Fahrzeug kürzer war und größere Räder hatte, haben sie es (mit einem bisschen Glück) geschafft, auf die andere Seite des Hindernisses zu kommen.
Als wir weiter nach vorne gelaufen sind, wurde der Ausblick immer schöner.
Aber als wir am Ende ankamen, war es einfach atemberaubend. Es ist schwer zu beschreiben, wie es ist, am Rand des Plateaus zu stehen, wo plötzlich die Welt aufhört und 100 Meter tiefer weitergeht. Man kann auf dünnen Pfaden an der Felswand noch zu zwei hohen Felsen vorlaufen. Mir wurde schon vom Anblick schlecht, aber die Kinder wollten natürlich genau das machen. Ich war ein paar graue Haaren reicher, aber sehr froh, als sie endlich zurückkamen. Sie haben den Ausblick in die Leere sehr genossen.
Wir haben dort auch Steffi (eine deutsche Motorradfahrerin aus Portugal) getroffen, mit der wir schon länger in WhatsApp Kontakt waren. Wir haben ihr angeboten, sie hierhin mitzunehmen, da sie mit ihrer schweren, vollbepackten Tourenmachine die Strecke nicht hätte fahren können. Es kam am Ende nicht dazu, da sie ein paar Saudi Biker Mädels kennengelernt hat, die sie für den Ausflug mit einem Guide eingeladen haben. Es war trotzdem schön, sie kennenzulernen und wir haben vereinbart, dass wir in den nächsten Tagen gemeinsam nach Buraydah zum Kamelmarkt fahren.
Es war schon fast komplett dunkel, als wir zu Fritzchen zurückgelaufen sind. Alle mussten das Plateau vor dem Abbruch verlassen, die Rangers, die mit ihrem Fahrzeug da standen, haben es nicht erlaubt dort zu übernachten. Steffi und Thomas mussten auch hinter das 3. Hindernis zurückfahren. (Ja es gab noch ein, nach dem 2. für uns unpassierbares Hindernis.) Die anderen Touristen mit ihren Guides mussten auch hinter die Hügel. Sie sind teilweise noch dageblieben für ein Picknick, teilweise sind sie gleich nach Riyadh zurückgefahren. Wir haben die Nacht am Rand des Felsplateaus, hinter der 2. Barriere verbracht, wo wir Fritzchen früher geparkt haben.