7.9.2023 Donnerstag – Inlice Halk Plaji zu den Felsgräbern in Fethiye, Kadaköy, Saklikent Schlucht und Kumluova Beach (next to Patara Beach)

Wir hatten eine schönen Zeit am Inlice Strand, aber wir wollten weiter. Als Erstes sind wir zu den Felsengräbern von Fethiye gefahren. Das Größte von ihnen ist das Grab von Amyntas, dessen ionische Tempel-Fassade 350 vor Christus ins Fels gehauen worden war. Die Gräber gehören zu den Überbleibseln aus der lykischen Zeit der Gegend. Die Lykier waren ein Volk mit eigener Kultur, eigener Schrift und  eigener Sprache, die Lykisch genannt wird. Die lykische Königreich erstreckte sich ungefähr von Dalyan bis Antalya. Es existierte mindestens ab dem 12. Jahrhundert vor Christus. Später, 168 v. Chr., haben die Lykier den Lykischen Bund, eine lose Konföderation von 23 unabhängigen Städten gegründet, die oft die erste protodemokratische Union der Geschichte genannt wird. Die gesamte Gegend ist gesäumt mit Ruinen dieser alten Zivilisation.

Ausblick von den Gräber:

Als Nächstes sind wir zu einem anderen besonderen Ort gefahren: nach Kayaköy, einer verlassenen Stadt. Einst war das türkische Kayaköy ein lebendiger Ort, heute pfeift in einem Großteil des Dorfes dort der Wind durch die leeren Gassen einer Geisterstadt. Schuld ist ein Abkommen zwischen Athen und Ankara, das Tausenden ihre Heimat nahm. 1923, nach dem Unabhängigkeitskrieg der Türkei wurde das Abkommen unterschrieben, worauf basierend ein Völkeraustausch stattfand: griechische Muslime kamen in die Türkei und ottomanische Christen siedelten nach Griechenland um. Es gab aber viel mehr türkische Christen als griechische Muslime, also blieben viele türkische Städte verlassen. So passierte es auch in Kayaköy. Die Neueinsiedler haben sich im Tal niedergelassen, und die Häuser am Berghang blieben leer. Später wurden sie noch von einem Erdbeben zerstört.

Das leere Dorf hat eine ganz besondere Atmosphäre. Wir sind zwischen den leeren, fenster-, tür- und dachlosen Häusern herumgelaufen und darüber haben nachgedacht, wie damals vor 100 Jahren gewesen sein konnte. Die Leute, die hier lebten, mussten einfach ihr ganzes Hab und Gut packen und in eine neue Heimat umziehen, die sie nie gesehen hatten. Offensichtlich passierten davor schon viele Gräueltaten. Im besten Fall wurden sie wenigstens von Freunden und Familie begleitet und konnten in Griechenland ein neues Leben anfangen. Mehr dazu kann man hier lesen: https://www.spiegel.de/geschichte/geisterstadt-kayakoey-zwangsumsiedlung-tuerkischer-christen-a-1090372.html

Nach unserem Besuch war es auch schon früh nachmittags und sehr heiß. Wir brauchten eine Abkühlung. Dafür war unser nächstes Ziel bestens geeignet. Wir sind hoch in die Berge gefahren. In einer Stunde sind wir bei der Saklikent Schlucht angekommen. Wir wollten in die Schlucht hochlaufen und danach noch mit Gummireifen Rafting machen. Danach kam alles anders, so wie es beim Reisen halt öfter ist. 😊

Die Saklikent Schlucht ist insgesamt 18 km lang und Teil eines Nationalparks. Als wir fast bei der Schlucht angekommen sind, haben wir erstmal 2 Sachen gesehen: eine riesige Felswand mit einem schmalen Einschnitt und große Menschenmaßen. Wir haben das Auto direkt neben der Rafting-Agentur geparkt. Wir wollten erst die Schlucht anschauen. Wir haben Wasserschuhe und Badeklamotten angezogen und packten unsere Kameras in eine wasserfeste Tasche. Es kostete nur einen geringen Eintritt und wir durften schon auf Holzstegen über den Fluss in die Schlucht reinlaufen. Kurz darauf haben wir eine Stelle erreicht, wo ein kleines Restaurant war. Laut der hier aufgestellten Schilder sind die ersten 500 m der Schlucht auch für Kinder, die nächsten 1500 für Erwachsene geeignet. Danach darf man nur mit professioneller Begleitung weitergehen. Man konnte auch einen Helm mitnehmen.

Direkt neben den Restaurants rauschte ein Bergfluss seitlich in den Bach rein, der aus der Schlucht kam. Um die Schlucht betreten zu können, musste man durch das eiskalte Wasser des Flusses über große Steine überqueren. Manche haben das mit bodenlangen Kleidern, Sandalen und kleinen Täschchen versucht zu meistern. Überall waren Menschen, die mehr oder weniger erfolgreich durch das Wasser wateten, kletterten und rutschten.

Wir waren schnell drin und sind in die Schlucht reingelaufen. Es war trotz den vielen Menschen sehr schön. Hohe, kurvige Felswände links und rechts, die bis zum Himmel ragten. Der Boden war teilweise schlammig, teilweise mit Kieselsteinen bedeckt.

Wir sind immer weiter gelaufen, bis wir einen kleinen Pool gesehen haben, wo „Canyon-Guides“ saßen. Wir haben gedacht, sie werden uns nicht weiter reinlassen. Stattdessen haben sie uns erzählt, dass im Pool das Wasser bis zum Nacken reicht, aber man weiterkommen kann. Danach sei das Wasser wieder flach und nach ca. 800 m soll es einen Wasserfall geben. Der Guide kann uns den Weg zeigen und helfen. Wir haben nicht lange überlegt, unsere T-Shirts und Shorts ausgezogen und sind in Badeanzügen/Badehosen hinter dem Guide in den Pool gesprungen. Er hat jedem von uns geholfen, aus dem Pool zu kommen: wir mussten auf seinen Oberschenkel treten und uns an seiner Schulter festhalten. Danach war das Wasser tatsächlich wieder nur knöcheltief. Wir sind mit seiner Hilfe die ca. 800 m durch mal flachere mal tiefere Stellen gelaufen. Er hat uns immer wieder die richtigen Stellen gezeigt, wohin wir treten sollten oder mal eine Hand gereicht. Immer wieder hat er seinen Oberschenkel als Stufe oder seine Schulter als Halt bereitgestellt. Was wir gesehen und erlebt haben, war unglaublich. Links und rechts waren die Felswände kunstvoll geschwungen und bis zu 200 m hoch. Sie waren meistens schneeweiß und so nah zu einander, dass nicht mal der Sonnenschein seinen Weg nach unten findet. Unten rauschte die Bach, worin wir mal spazierten, mal kletterten. Und das alles nur für uns. Wir waren nämlich alleine. Vollkommen. 😊 Wir hatten alle nur ein Lächeln auf dem Gesicht und konnten es kaum glauben. Am Ende haben wir den Wasserfall erreicht. Sehr laut und mit sehr großer Kraft rauschte das Wasser hinter einem riesigen Felsbrocken zu Boden. Danach sind wir den Rückweg angetreten. Was wir die ganze Zeit überlegten ist, wie wir den Pool, wo wir am Anfang mit dem Guides Hilfe hochgeklettert sind, auf dem Rückweg überqueren könnten. Dann waren wir wieder da. Marius war als Erster dran. Und dann hat der Guide gesagt: „Jump“ (Spring). Da war dann alles klar. 😀

Als wir zwischen den vielen Menschen raus aus dem Canyon gelaufen sind, haben wir alle festgestellt, dass wir Hunger haben und wir hier gerne essen wollen. Und dass wir nach dem Erlebnis, nicht sicher sind, ob das Rafting, was sie hier anbieten, mit der gerade erlebten Canyoning-Tour mithalten kann. Wir haben im lokalen Restaurant Hamburger, Döner und Köfte gegessen und sind zu der Entscheidung gekommen, dass wir jetzt lieber zu unserem Übernachtungsplatz am Strand fahren. Zum Glück: während der Fahrt haben wir gesehen, was als „Rafting“ verkauft wird: man tuckert mit dem Gummireifen auf dem breiten, relativ ruhigen Fluss 20 Minuten lang stromabwärts.  So eine Art Rafting für Dummies.

Wir mussten nur ca. 45 Minuten zu dem ausgesuchten Strand fahren. Die Straße führte durch Ortschaften, in denen, wie in Bulgarien, immer wieder „liegende Polizisten“ (Bodenwellen) installiert sind, um die Autofahrer zu reduzierter Geschwindigkeit zu zwingen. Die sind in der Türkei allerdings leider ohne jegliche Vorwarnung. Eine haben wir zu spät gesehen und Marc ist zu schnell drübergefahren. Marius war hinten im Koffer und ist von dem Schlag sitzend auf den Tisch geflogen. Er hat sich nur leicht wehgetan, aber das Tischbein hat sich leicht verbogen. Marc hat es zurückgestellt, aber wir müssen auf den Tisch aufpassen, wir brauchen ihn noch….

Wir haben an einem Stand am Straßenrand Obst und Gemüse gekauft und fuhren dann weiter. Plötzlich schrie Marius „STOP, STOOOOP!!!“. Marc hat sofort angehalten, wir wussten nicht, was los ist. Es hat sich herausgestellt, Marius hat zusammen mit den Kernen des Johannisbrotes  versehentlich auch seinen linken Ohrhörer durch das Fenster rausgeworfen. Er ist zurückgerannt und ca. 50 m hinter uns hat er ihn auch gefunden. Und dank meiner Rufe wurde er auch nicht von einem Auto oder Moped überfahren.

Nach solchen Aufregungen sind wir kurz nach Sonnenuntergang bei dem Strand von Kumluova angekommen. Wir wollten eigentlich zum Patara Beach, aber dort soll eine Übernachtung wegen des Naturschutzgebietes nicht mehr erlaubt sein. Patara Beach und Kumluova Beach sind nur von dem schmalen Fluß getrennt, in dem wir ca, 30 km flußaufwärts in der Schlucht gewatet sind. Unsere Seite des Flusses ist aber auch ein sehr schöner Natursandstrand, wo ab und zu Schildkröten ihre Eier legen. Es gibt hier keine Häuser und auch sonst keine Menschen. In der vollen Dunkelheit haben wir noch die Sterne angeschaut und tatsächlich nach langer Zeit wieder mal die Milchstraße bewundern können. (Letztes Mal haben wir die Milchstraße 2019 in Indonesien auf Sumba gesehen. Das war für mich und die Kinder das Erste mal.)

Ein Kommentar

  1. Tolle Fotos 👌und toller Bericht 👍👍🤩

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