8.-9. April 2024, Montag-Dienstag – Chandigarh, Fahrt nach Anandpur Sahib

Am nächsten Morgen ist Marius ganz früh um halb sechs aufgestanden, um den See herum spazieren zu gehen. Weil wir gestern Abend wegen den vielen Moskitos unsere Wäsche nicht mehr aufhängen konnten, mussten wir es erst heute früh erledigen. Da der Bird Sanctuary Montag und Dienstag geschlossen war, war auf dem Parkplatz auch nicht viel los und wir hatten zum Glück nicht viele Zuschauer, als wir unsere Hausarbeit machten. Als wir fertig waren mit lernen und arbeiten, war dann unsere Wäsche auch schon trocken. Aber es war schon früher Nachmittag. Wir haben uns entschieden, heute nur den Rock Garden anzuschauen, der nicht weit von unserem Parkplatz war. Der Rock Garden von Chandigarh ist sehr besonders, er wurde von einem Mann namens Nek Chand nach seiner surrealen Fantasie kreiert. Der Transport Officer hat fast 20 Jahre lang (am Anfang heimlich in der Nacht) aus Steinen und den Bauschuttresten, die nach dem Abriss der ca. 50 Dörfer, die vorher dort standen, wo jetzt Chandigarh steht, persönlich mehr als 2000 Skulpturen nach seinem Träumen gebaut. Als die Stadt den Wert seiner Arbeit erkannte, haben sie ihn unterstützt und so entstand ein riesiger Garten wie ein Labyrinth mit Wasserfällen, Brücken, Arkaden mit Schaukeln und unzähligen tollen Skulpturen von Menschen und Tieren.

Nach dem Besuch des Rock Gardens liefen wir zurück zu Fritzchen und haben uns im Schatten entspannt, bis Abby kam. Wir fuhren mit ihm zu einer kleinen Brauerei, die tagsüber als Café, abends als Pub fungiert. Wir haben das lokale Bier probiert und lecker gegessen. Am Wochenende dient der Ort auch als Disco. Der Abend war sehr schön, wir haben den Austausch mit Abby und das leckere Bier und Essen sehr genossen. Wir hoffen, dass er oder sein Bruder uns in Deutschland besuchen und wir ihre Gastfreundschaft erwidern können.

Hier haben wir auch erstmal alle Biersorten gekostet:

In der Nacht haben Marius und Mira vorne geschlafen, um wieder früh aufzustehen und spazieren zu gehen. Sie sind in die Stadt zu einem Supermarkt gelaufen, um Getränke zu holen und sind danach noch ein bisschen am See entlanggeschlendert.

An diesem Tag wollten wir endlich die Stadt, bzw. den Regierungsbezirk anschauen. Als wir im Reisebuch nachgelesen haben, haben wir erfahren, dass Chandigarh nicht nur einfach eine Planstadt ist, aber sie wurde von Architekten-König Le Corbusier persönlich geplant und auch viele Gebäude und deren Dekoration wurde von ihm designt. Der Capitol Complex, der aus dem High Court (das Oberste Gericht), Sekretariat (die Administrative Regierung) und Vidhan Sabha (das Parlament) besteht, ist ein unglaublich tolles Beispiel der proto-brutalistischen Schule der 1950er Jahre. Der Gebäudekomplex mit gerade Linien aus großen Massen von unverputztem Beton wurde in die Liste der UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen. Der Komplex wurde als Regierungskomplex für Punjab (ein Staat) geplant, aber nach der Teilung Punjabs in mehrere Staaten dient es jetzt als das Machtzentrum für 2 Staaten: Punjab und Haryana. Man kann den Komplex nicht alleine besuchen. Wir haben uns auch einer (kostenlosen) Tour um 10:00 Uhr angeschlossen. Mit uns waren nur 2 Franzosen, die schon mehrmals in Indien waren und jetzt in 2 Wochen nur Indiens Norden erkunden möchten.

Das Tourismusbüro bei Capitol Complex:

Unser Guide führte uns zu erst zum High Court, das wir nur aus der Ferne anschauen durften. Bei dem funktionalen Bau hat sich Le Corbusier viele Gedanken über Sonneneinstrahlung und Kühlung gemacht, was hier in den Subtropen essentiell ist. Im Gebäude befinden sich 9 Gerichtssäle mit dazugehöriger Administration. Die reichen natürlich nicht aus, deshalb stehen hinter dem Gebäude weitere, einfachere Gebäude mit weiteren Gerichtssäle.

Quelle: https://archive.curbed.com/2017/4/10/15243458/chandigarh-le-corbusier-modernist-architecture-planned-city

Nicht weit entfernt vom High Court hat Le Corbusier ein besonderes Kunstwerk geplant. Die Open Hand  (Offene Hand) Skulptur symbolisiert folgendes:

  • Die Hand ist offen, die Leute von Chandigarh sind offen, um zu geben und offen, um zu nehmen
  • Frieden, ein offene Hand kann keine Waffe halten
  • Die Einheit der Menschen, alle sind willkommen

Wobei das Oberste Gericht (Judikative) alleine steht, befinden sich das Sekretariat (Exekutive) und das Parlament (Legislative) neben einander. Es symbolisiert, dass während die Exekutive und die Legislative eng miteinander verflochten sind, soll die Judikative immer unabhängig sein. Das Parlament wurde ursprünglich für Punjab mit Ober- und Unterhaus geplant. Jetzt sitzen hier aber 2 Versammlungen von 2 Staaten: in dem größeren Saal, der für das Unterhaus geplant war, sitzt das Parlament von Punjab und in dem kleineren Saal, der für das Oberhaus gedacht war, das Parlament von Haryana. Wir durften das Parlamentsgebäude und den Parlamentsaal von Punjab auch von innen anschauen, aber es war nicht erlaubt, Fotos zu machen. Das Innenfoto stammt deshalb aus dem  Internet.

Quelle: https://archive.curbed.com/2017/4/10/15243458/chandigarh-le-corbusier-modernist-architecture-planned-city

Wir waren vom Capitol Complex sehr beeindruckt. Eigentlich nicht nur vom Capitol Complex, sondern von der gesamten Stadt Chandigarh. Sie war eine große Überraschung für uns, etwas, was wir gar nicht erwartet haben. Sehr schön, sehr modern, ordentlich und sauber und die Menschen sehr freundlich und nett. Eine Planstadt aus der 50er Jahre, die immer noch wunderbar funktioniert. Da die Kinder den See sehr schön fanden, sind Marc und ich noch kurz zum Sukhna Lake gelaufen um ihn kurz anzuschauen. Der See und der Park herum war wirklich sehr einladend.

Es war immer noch sehr warm und nach der Stadtbesichtigung sind wir gleich losgefahren. Wir haben gehofft, dass wenigstens der Fahrtwind eine bisschen Abkühlung schafft. Unsere heutiges Ziel, Anandpur Sahib, die zweitheiligste Stadt der Sikh, lag 180 km entfernt. Wir sind kurz vor Sonnenuntergang angekommen und auf einem großen Parkplatz vor einer großen Gurudwara geparkt und die Nacht dort verbracht. Die Aussicht war hier nicht wirklich toll. Aber die Müllberge gehören leider auch zu Indien.

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