1. April 2024, Montag – Safaris im Chitwan Nationalpark

Unser Jeep Safari startete um 7:30 Uhr. Wir sind erstmal zum Fluss gelaufen. Wir sollten dort warten, während unser Guide unsere National Park Permits besorgt hat. Als wir da warteten, haben wir im Wasser gleich beide Sorten von Krokodilen gesehen, die im Nationalpark heimisch sind: das Sumpfkrokodil (Mugger Crocodile) und den Gavial (Gharial). Das Sumpfkrokodil lebt in allen Sorten von Wasser (Fluss, See oder Tümpel) und frisst auch alles, wobei der Gavial nur im fließenden Süßwasser (Flüssen) lebt und nur Fisch frisst, weshalb er auch fischessendes Krokodil genannt wird. Der Gavial hat früher in fast allen Flüssen des nördlichen indischen Subkontinents gelebt, aber am Ende des letzten Jahrhunderts ist er fast ausgestorben. Es ist immer noch stark gefährdet, aber verschiedene Rettungsprojekte, wie z.B. hier im Chitwan Nationalpark, haben seine Situation etwas verbessert.

Als unser Guide wieder bei uns war, sind wir zur Kanustation gelaufen, wo wir zusammen mit 5 Chinesinnen und einem Nepali Mann in unserem Boot den Fluss überquerten. Wir waren dann mit ihnen auch in dem Jeep zusammen, der auf der anderen Seite des Flusses auf uns wartete. 

Als Erstes haben wir einige Pfauen gesehen. Mehrere Männchen haben gerade ihren Tanz vorgeführt und uns den vollen Kreis ihrer wunderschönen Schwanzfedern gezeigt. Ihr Tanz war tatsächlich sehr ähnlich zum Pfauentanz der Tharu, den wir gestern Abend gesehen hatten. Wir haben erfahren, dass es gerade Paarungszeit ist, deswegen die tolle Vorführung. Nicht für uns, sondern für die Pfauendamen, die sich viel unscheinbarer im Hintergrund aufhielten. Wusstet ihr übrigens, dass die männlichen Pfauen ihre schönen Schwanzfedern nach der Paarungszeit verlieren und im nächsten Jahr neue Federn wachsen?

Die Damen:

Sehr bald haben wir auch unser erstes wildes Nashorn erblicken dürfen. Er (oder sie?) stand fast direkt neben dem Weg, hinter Büschen versteckt. Wahrscheinlich hat es überlegt, die Straße zu kreuzen. Wir haben gewartet, aber das Nashorn war doch zu scheu und hat sein Versteck nicht verlassen. Später haben wir noch 2 Mal Nashörner in der Ferne gesehen.

Neben den Pfauen und Nashörnern haben wir wilde Hühner, einige Rehe (mal alleine, mal im Rudel) und Affen (Languren und Makaken) auch erblicken können. Bei einem kleinen See haben wir auch viele Wasservögel und einige Sumpfkrokodile gesehen.

Die Dame kann man hier auch kaum sehen:

Inmitten des Parks befindet sich auch eine Gharial Breeding Farm (Gavial Brutzentrum). Hier wird versucht, den Gavial vom Aussterben zu bewahren. Der Gavial ist fast ausgestorben, nur 250 Exemplare waren vorhanden, bevor man mit den Rettungsprogrammen angefangen hat. In der Farm werden die vom Nationalpark eingesammelten und im Brutzentrum gelegte Gavialeier ausgebrütet. Mit der Temperatur kann man beeinflussen, ob der ausgebrütete kleine Gavial ein Männchen oder ein Weibchen wird. In der Natur leben viel mehr Weibchen als Männchen, das Verhältnis ist 1 zu 70 (wenn ich mich richtig erinnere). Wenn die Gaviale 7 Jahre alt sind, werden sie wieder in die Natur freigelassen.  

Nach dem Gavial Brutzentrum sind wir zum Eingang zurückgefahren. Auf dem Rückweg haben wir weniger Tiere gesichtet, da es schon warm war und die meisten Tiere sich im Schatten der Wälder oder in einem Wassertümpel versteckt haben.

Nach einer Mittagspause in Fritzchen sind wir um 3 Uhr für die Kanufahrt aufgebrochen. Wir wurden mit einem nepalesischen Paar zusammen in einem Jeep zu der Kanustation flussaufwärts hingefahren. Hier sind wir zusammen mit einem Guide in ein traditionelles Kanu gestiegen. Diese werden aus einem einzigen Baumstamm von Hand hergestellt.

Auf dem Wasser war es sehr ruhig und angenehm. Wir haben viele Wasservögel (z.B. verschiedene Eisvögel oder Störche), ein Sumpfkrokodil und am Ufer Rehe und Affen gesehen.

Das Wasser war oft von wunderschönen Wasserhyazinthen bedeckt.

Nach einer Stunde entspannter Bootsfahrt stiegen wir aus, und liefen zu Fuß weiter. Wir überquerten das Gelände einer ehemaligen Hotelanlage, ein echter Lost Place. Nach der Revolution wurde das Hotel im Nationalpark geschlossen und dem Verfall preisgegeben.

Unser Guide hat uns auch den Frucht der Kapok-Baum gezeigt. (Wisst ihr noch, dieser Baum mit wunderschönen roten Blüten, den wir überall in Nordindien und Nepal gesehen haben.) Das Innere der Frucht ist flauschig. Einheimische sammeln die Früchte und machen daraus z.B. Kissenfüllung.

Obwohl wir viele Stellen gesehen haben, wo Nashörner ihre Spuren hinterlassen haben, haben wir keine weiteren größeren Tiere mehr gesehen. Der Guide war fast enttäuschter als wir, er hat alles versucht, uns was zu zeigen.

Er hat uns trotzdem viel über Pflanzen und Tiere erklärt. Das sind z.B. Orchideen, die in der Regenzeit blühen:

Da wir am Vormittag viele Tiere gesehen haben, waren wir nicht sehr traurig, dass diese Tour nicht so viele Begegnungen gebracht hat. Wir haben die entspannte Zeit auf dem Wasser und die kleine Wanderung zu Fuß genossen. Es war nach 5 Uhr, als wir wieder bei Fritzchen waren. Wir brauchten wieder Geld und Marc und ich sind ins Dorf zum Geldwechseln hingelaufen. Wir sind bei einer kleinen Wechselbude stehen geblieben. Der ältere Mann hat unseren Euro gewechselt und uns gefragt, woher wir kommen. Nach unserer Antwort haben wir uns ein bisschen über Sprachen und Nepal unterhalten. Bevor wir uns verabschiedet haben, hat er uns gefragt, ob wir Mann und Frau sind und aus einer Tüte eine neue 1 Nepali Rupi Münze herausgenommen. Er hat gezeigt, dass auf der Münze vorne Nepal und hinten die Himalayas drauf sind. Er hat meine Hand in Marcs gelegt, und die Münze in meine Handfläche getan. Danach hat er unseren beiden Hände auf der Münze geschlossen, uns gesegnet und uns und unserer Familie viel Glück und alles Gute für die Zukunft gewünscht. Es war eine einfache, aber wunderschöne Geste, die uns sehr berührt hat.

Wir haben uns zum Sonnenuntergang wieder an dem Flussufer im Sunset View Restaurant niedergelassen.

Wir haben gelesen und Videos geschaut, während auf dem anderen Flussufer direkt uns gegenüber sich eine große Herde Rehe aufhielt. Irgendwann hat Marius laut gerufen: da ist ein Elefant! Und tatsächlich hat hinter der Kanustelle ein wilder Elefant den Fluss überquert! Ein bisschen später folgte ihm auch das Rehrudel.

Dann kam das leckere Abendessen und wir haben den Tag Revue passieren lassen. Es war ein so schöner Tag und wir sind so vielen Tieren begegnet. Der Elefant, der noch am Abend auftauchte, hat den Tag richtig gekrönt.

Um 8 Uhr sind noch Martin und Christiane bei uns vorbeigekommen. Wir haben uns im Internet kennengelernt und ausgetauscht, aber noch nie persönlich getroffen. Zufällig kreuzten sich unsere Wege hier. Wir haben einen schönen Abend zusammen verbracht und viel geredet. Irgendwann wollte das Restaurant schließen und wir haben uns auch verabschiedet. Wahrscheinlich nicht für immer, es kann gut sein, dass wir uns in Kirgistan wieder treffen und einen Teil der Rückreise zusammen fahren.

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