Als erstes haben wir im Hotel gefrühstückt. Das chinesische Frühstück war definitiv anders, als woran wir bisher gewohnt waren. Es gab keinen Kaffee, nur Tee (heißes Wasser mit ein paar Pflanzenteilen drin), es gab kein Brot, nur so eine Art Knödel und hauptsächlich Gerichte, die wir uns eher als Mittagessen vorstellen könnten. Und zu dem ganzen natürlich Stäbchen. Aber wir haben etwas essbares gefunden und es gelang uns, dieses auch in unseren Münder zu befördern.
Nach dem Frühstück um 10 sind die Fahrer (unsere Männer) mit dem Guide wieder zum Zolllager gelaufen. Sie haben unsere Fahrzeuge abgeholt und sind wieder zum Zoll gefahren. Das Erklärungsverfahren dauerte immer noch an. Unser Fahrzeug wurde nochmal durchgesucht. Sie haben gezielt nach den Messern gefragt, die oben am Khunjerab Pass fotografiert worden waren und sie haben sie konfisziert. Sie seien Waffen, weil ihre Klinge länger als 15 cm ist und sie spitz sind. Keine Argumentation half, sie waren weg. Die Diskussion dauerte ewig und Marc hat gedacht, wir halten unsere gesamte Gruppe auf, aber als er fertig war (und die Messer weg), waren unsere Erklärungen immer noch nicht fertig. Auf einen Hinweis vom Guide hin hat dann Marc den Zollbeamten angesprochen und seine Hilfe angeboten. Bzw. er hat vorgeschlagen, ob er die Deutsche Botschaft involvieren soll, vielleicht können die helfen. Die Erwähnung der Botschaft führte dazu, dass unsere Dokumente danach in 10 Minuten fertig waren und das Verfahren abgeschlossen war….
Es war schon 13:00 Uhr, als wir endlich Tashkurgan als Konvoi verlassen haben.
Wir fuhren durch eine wunderschöne Landschaft mit Jurten, Kamelen und Jaks in einem breitem, flachem Tal umringt von schneebedeckten Bergen.
Unser Guide hat angeboten, bei einem Fotopoint beim Karakol See anzuhalten. Aber hier hätten wir, nur um ein paar Fotos zu machen, einen relativ teuren Eintritt bezahlen müssen und wir entschieden dann, weiterzufahren. (Wir hatten sowieso kein chinesisches Bargeld.) Wir haben den See nur von der Straße aus angeschaut und fotografiert.
Wir waren uns einig, dass wir dann bei dem zweiten Aussichtspunkt, bei dem Wasser Reservoir Qiongkuai Lebash anhalten werden und dort auch zum Mittag essen. Das war absolut die richtige Entscheidung. Der See war umrundet von weißen Sanddünen und schneebedeckten Bergen. Es gab viele chinesische Touristen (Ausländer gar keine), die alle mit den Yaks und Kamelen fotografiert werden wollten. Mit den weißen Sanddünen und Schnee sah der See aus wie aus einem Märchen, es war sehr besonders.
Als wir den See angeschaut und ein paar Bilder gemacht haben, waren wir alle schon ziemlich hungrig. Wir haben mit Adam und seiner Familie ein Restaurant mit traditionellem lokalem Essen ausgesucht. Erst als wir das Essen schon bestellt haben und tiefer ins Restaurant eingetreten sind, um Sitzplätze zu finden, haben wir gemerkt, dass das Hinterzimmer tatsächlich eine wunderschöne Jurte ist. Das Essen war auch sehr gut. Als unser Guide zu uns gestoßen ist, hat er erzählt, dass in dieser Gegend hauptsächlich Tadschiken und Kirgisen leben. (Das Muster des Teppichs in der Jurte war auch kirgisisch.) Wir haben auch erfahren, dass die Sprachen von Uiguren, Kirgisen, Kasachen und Usbeken alle einander ähnlich sind und zu Türk Sprachen gehören. Aber während die Uiguren das arabische Alphabet nutzen, schreiben die anderen mit kyrillischen Buchstaben. Tadschikisch ist anders, als die anderen 4 Sprachen, es ist eine persische Sprache, die Farsi ähnelt.
Es war sehr schönes Wetter und ziemlich warm und wir haben uns noch ein Eis gegönnt. Na gut, die Kinder hatten sogar ein Rieseneis!
Als wir nach dem See weiterfuhren, wurde die Landschaft karger, mit großen, schroffen Bergwänden. Die Straße fuhr fast die ganze Zeit neben einem Bergfluss entlang.
Irgendwann erschienenen links und rechts Rote Felsen. Mira hat auch gefragt: wann sind wir auf dem Mars gelandet?
Bei einem Checkpoint (es gab natürlich mehrere) hielten wir eine kleine Pause.
Wir kamen spät nachmittags in Kashgar an. Kashgar ist eine moderne Großstadt, mit einer schönen Altstadt. Sie ist die Hauptstadt des Regierungsbezirks Kashgar, gelegen im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang (Sinkiang) der Volksrepublik China. Sie liegt am Rande des Tarimbeckens in 1235 bis 1300 m Höhe. Die Oasen-Stadt bildet einen wichtigen Knotenpunkt der Seidenstraße. Die Bevölkerung ist vorwiegend uigurisch und somit islamisch geprägt. Der Anteil der Han-Chinesen wächst ständig, weil die Chinesische Regierung die Einwanderung der Han-Chinesen aus anderen Teilen Chinas mit großzügigen Steuerbefreiungen und staatlichen Förderungen unterstützt. Die offizielle Sprache ist wie überall in China Mandarin, auch wenn ein Teil der älteren Bevölkerung die Sprache gar nicht spricht. In den Schulen werden die uigurischen Kinder nur auf Mandarin und Englisch unterrichtet, Uigurisch wird nicht gelehrt. Wenn ihr mehr über die Situation der Uiguren in Volksrepublik China erfahren möchtet, findet ihr viele Quellen im Internet.
Wir sind an einer Tankstelle vorbeigefahren. Wenn man tanken möchte, muss man durch eine Schranke und eine Gesichtserkennung, das Wachpersonal führt auch eine Kofferraumkontrolle durch.
Wir fuhren dann direkt zu unserem Hotel. Kurz bevor wir ankamen, gab es eine Brücke, vor der ein Warnschild mit maximum 3,8 m Höhe stand. Das ist genau die Höhe, die wir jetzt mit den neuen, größeren Reifen haben. Wir blieben davor stehen und fuhren nur sehr langsam durch. Zum Glück war die Brücke tatsächlich ca. 4 m hoch, wir konnten ohne weiteres darunter durchfahren. Unser Hotel hieß passenderweise China Pakistan International und war Teil eines größeren Komplexes.
Wir durften die Autos unter den Arkaden, teilweise im Garten unterstellen. Gleich nach unserer Ankunft haben wir uns alle zusammen ein Bierchen gegönnt, um zu feiern, dass wir es schon soweit geschafft haben.
Unsere Hotelzimmer waren ordentlich und lagen im 9. Stock mit einer schönen Aussicht auf die Stadt.
Ich hatte Kopfschmerzen und legte mich hin, aber Marc und die Kinder gingen mit den anderen in die Food Street zum Abendessen. Sie aßen Fleischspieße (Schaschlik) mit Brot und Joghurt, was sie sehr lecker fanden.
Wow, faszinierende Eindrücke einer schon wieder ganz neuen Welt! Dank deiner so lebendigen Berichte, liebe Melinda (sie lesen sich besser als manches Buch), können auch wir teilhaben an euren unglaublich interessanten Erfahrungen in diesem fernen Land. Die wunderschönen Fotos lassen uns staunen über die vielseitige und gewaltige Natur mit der Tierwelt.
DANKE😍, seid liebevoll umarmt🫂, bleibt gesund! Ellen u. Erich